Sollten wir nicht schnellstens aufwachen und den Anfängen wehren (statt erneut Antisemitismus zu tolerieren)?

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Mit Blick auf die pro-palästinensischen Proteste an deutschen Universitäten wollte Markus Lanz wissen: "Wie hat sich das Klima in Deutschland verändert?"

Journalist Philipp Peyman Engel gab daraufhin ehrlich zu: "Ich hätte es nicht für möglich gehalten - es hat sich nochmal unfassbar stark intensiviert und unfassbar stark verschlechtert." Engel ergänzte, dass niemand etwas "gegen pro-palästinensische Proteste" oder Israel-Kritik sage.

Im Rahmen der jüngsten Protest an der Freien Universität Berlin sei laut Engel eine Grenze überschritten worden,

denn "es wurde aufgerufen zur Auslöschung des Staates Israel, es wurde aufgerufen zum Terror gegen Juden, zur Ermordung von Juden".

Der Journalist merkte bestürzt an, dass er dies "nie für möglich gehalten" hätte: "Das ist nochmal eine neue Qualität in der Tat." Besonders fassungslos zeigte sich Philipp Peyman Engel über die Reaktion vieler Uni-Professoren, die die Vorfälle als "friedliche Proteste" bezeichnet haben:

"Es ist nicht pro-palästinensisch, antisemitische Schlachtrufe zu skandieren!"

Engel warnte deshalb eindringlich:

"Das ist der Geist von 1933, der zurzeit an deutschen Universitäten herrscht und ich würde sagen, es ist nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf."

Laut des Journalisten haben mittlerweile unzählige jüdische Studenten Angst, sich frei auf dem Campus zu bewegen. "Es ist eine entsetzliche Situation, und ich kann Ihnen nur sagen: Wenn wir nicht aufpassen, wird es in einigen Jahren (...) die Situation in Deutschland geben, wo wir aufwachen und es gibt nur noch einen versprengten Haufen an Juden (...), weil es nicht mehr möglich ist, als Jude hier zu leben mit solchen Leuten als Nachbarn", schlug Engel Alarm.

Er fügte mit erstem Blick hinzu: "Linksextreme, muslimische Extreme machen unser Leben zur Hölle!" Der Berliner Kultursenator Joe Chialo konnte dem nur zustimmen.

Quelle: https://www.gmx.net/magazine/politik/politische-talkshows/markus-lanz-umweltministerin-lemke-trotzt-lanz-bitterer-pointe-39667400

Und: Wäre es nicht eben so wichtig, Netanjahu und ganz Israel deutlicher als bisher zu sagen, dass ihre Kriegsverbrechen in Gaza und ihre Siedlungspolitik im Westjordanland ebenso wenig tolerierbar sind wie Antisemitismus?

Tatsache ist doch: Das eine befeuert das andere.

Krieg, Politik, Frieden, Antisemitismus, Israel, Palästina, Ungerechtigkeit, Kriegsverbrechen
Kann Russland jemals ein friedliches Land werden?

https://www.nzz.ch/meinung/etwas-archaisch-boeses-russland-und-seine-gewaltkultur-ld.1688815

Der Artikel ist fast zwei Jahre alt, beschreibt aber sehr eindrücklich, was Russland jeden Tag der Ukraine mit dem Vernichtungskrieg antut.

Hier einige Auszüge:

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(...) Was seit drei Monaten in der Ukraine passiert, ist eine Orgie epischer, entgrenzter Gewalt. Mit Massenerschiessungen und bestialischer Folter, der Ermordung von Zivilisten, einfach so, aus Langeweile, zum Spass, mit Vergewaltigungen und Morden an Eltern vor den Augen ihrer Kinder und umgekehrt, mit Gewalt an Frauen und Mädchen im Alter von acht bis achtzig Jahren.

Diese Berichte zu lesen, ist unerträglich, aber notwendig, aus einer Pflicht des Mitgefühls und der Empathie heraus, aber auch im Versuch, zu verstehen, woher dieses archaische Böse kommt, das die russische Armee über das Land gebracht hat, aus welchen irdischen Abgründen, aus welchen Albträumen und Horrorfilmen. (...)

(...) Man muss nicht Fjodor Dostojewski, Juri Mamlejew oder Wladimir Sorokin sein, um die dunkelsten Winkel der russischen Seele zu erkunden. Man braucht sich nur die Chronik der Polizeigewalt anzusehen, die Folter auf den Polizeirevieren und in den Strafkolonien, die Verbrechen der Armee, um zu verstehen, dass die Ereignisse in Butscha, Irpin und in den ganzen anderen von den Russen okkupierten Städten und Dörfern weder Exzess noch Pathologie sind. Sie sind vielmehr ein Teil der Norm, Routinepraktiken der russischen Gewaltapparate. (...)

(...) Dabei beschränkt sich die Gewalt nicht auf staatliche Institutionen, sie herrscht auch in den Familien, in den Beziehungen zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern, Jüngeren und Älteren, Vorgesetzten und Untergebenen. Sie dringt aus den abgefangenen Telefongesprächen zwischen russischen Soldaten und ihren Kommandeuren, in denen Vulgaritäten, Drohungen und Demütigungen grassieren. Aus den Telefonaten und Chat-Nachrichten der Soldaten mit ihren Familien, in denen sich rührselige Sentimentalität mit Grausamkeit und Zynismus vermischt, in denen Ehefrauen ihren Männern sagen, was sie in den Häusern der Ukrainer essen und welche Schuhgrösse sie mitnehmen sollen, und andere sie ermahnen: «Beim Vergewaltigen der ukrainischen Weiber nimm ein Kondom.»

Diese Gewalt ist der russischen Gesellschaft in Fleisch und Blut übergegangen, sie ist zum Erkennungscode für eine Gesellschaft geworden, die auf Hierarchie und Unterwerfung gründet, auf dem Wegnehmen und Aufteilen von Ressourcen, in dem die rohe Gewalt über der Moral steht und die Macht über dem Gesetz. (...)

(...) Wenn wir versuchen zu verstehen, was hinter der Bestialität der russischen Besatzer in der Ukraine steckt, sehen wir, dass das Problem nicht einzelne Sadisten und Marodeure sind, sondern das russische System selbst. (...)

(...) Um bei der Militärmetapher zu bleiben: Russland ist genäht wie ein Soldatenmantel. Nicht wie der von Akaki Akakijewitsch, aus dem die ganze russische Literatur hervorgegangen ist, sondern wie die Uniform eines einfachen Soldaten, eines der grundlegenden Archetypen einer ewig kämpfenden Nation. Der Mantel hat eine Aussen- und eine Innenseite. Auf der Aussenseite – rau, grob und durchgescheuert von den Jahrhunderten – ist das Land, das Imperium, die Weite, der Krieg, sind die Panzer und Flugzeuge, die Atombombe, das All, die Kultur, Moskau und Petersburg, Kirchen und Schlösser. Auf der Innenseite, für die Aussenwelt unsichtbar, aber eng am Körper anliegend, sind Sklaverei, Pöbel, Kriminalität, Lüge, Tyrannei und die unvermeidliche Grausamkeit des russischen Lebens.

Aber jetzt ist etwas durcheinandergeraten: Russland hat sich «entblösst», den Soldatenmantel umgekrempelt und seine ganze innere Schäbigkeit in Form der «Invasionsarmee» enthüllt. Es hat der ganzen Welt die sinnlose russische Wut, die finstere Barbarei, seine Verbrechermentalität, Grausamkeit, Gewalt und die Verachtung gegenüber der menschlichen Würde und dem menschlichen Leben präsentiert, sowohl dem der Ukrainer als auch dem der eigenen Soldaten.

All die nationalen Merkmale, mit denen wir gelernt haben zu leben, sind plötzlich sichtbar geworden: Die ungeflickten Löcher, die Schwachstellen, schiefen Nähte, der halb verrottete Stoff des russischen Soldatenmantels sind ans Tageslicht getreten, und das ist nicht mehr eine Katastrophe für die Reputation, sondern für die Zivilisation. Sie zerstört die Macht der Inszenierung, auf der Russland die letzten paar Jahrhunderte gegründet war: Die äussere Form des Landes, die sich in diesem obszönen Krieg offenbart hat, entspricht nun seinem Inhalt – Russland hat sich der Welt so präsentiert, wie es wirklich ist.

Man kann schockiert sein angesichts des abgrundtiefen Bösen, das sich in Butscha und Mariupol aufgetan hat, aber man sollte sich nicht darüber wundern: Ganz Russland ist unser Butscha. (...)

Geschichte, Krieg, Psychologie, Gesellschaft, Russland, Ukraine, Kriegsverbrechen
Welche Maßnahmen gegen ethnisch motivierte Terroristen nutzen verantwortungsvolle Regierungen außerhalb Israels ab ca. 1960?

Mir erscheint, dass Israel und der Westen (sowie Putin) so ziemlich alleine da steht, in der Weise, wie man auf Terrorismus reagiert. Es gibt ja zahlreiche Fälle, wo Terroristen einfach in das Dorf einer anderen Ethnie einfallen, und dort einfach töten, wie sie töten können. Das kommt auch im Konflikt zwischen Hema und Lemu vor, und die Zentralregierung der D.R. Kongo versucht, das zu deeskalieren, anstelle, wie in Israel, es zu eskalieren.

Wenn also irreguläre Streitkräfte (Terroristen) im Rahmen eines ethnischen Konfliktes einfach Menschen der "befeindeten" Ethnie oder Religion angegriffen haben, wie haben dann bisher Regierungen außerhalb Israels, Russlands oder der USA reagiert?

Mir erscheint, dass in der Nachkriegszeit, zumindest seit Ende des Koreakrieges oder Vietnamkrieges, die meisten Regierungen bei ethnischen Konflikten eben gerade nicht einen großen Krieg machen wollen. (Stimmt das?)

Wenn also die Menschen aus einer Ethnie oder Religion das Nachbardorf einer anderen Ethnie oder Religion überfallen haben oder haben sollen, dann ist es eher unüblich, dass man eine Eskalation betreibt. Gerade wollen die meisten Regierungen anscheinend nicht deswegen einen Bürgerkrieg anfangen, indem man mit Panzern, Flugzeugen und Artillerie Dörfer und Städte dem Erdboden gleich macht. Anscheinend wollen die meisten Regierungen eine solche Eskalation nicht.

Kennt ihr Beispiele, um dies zu erklären oder zu widerlegen, wo es nicht Israel, USA, Russland gewesen ist? (Diese 3 Staaten neigen anscheinend zu einer stärkeren Eskalation wie andere)

Religion, Asien, Afrika, Terror, Militär, Mord, Kriegsverbrechen, Massaker, Miliz

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