Hi Lorelai,
was das Thema Sauberkeitserziehung anbelangt, so mußt Du Dir im klaren sein, dass dies prinzipiell ein Lernprozeß für das Gehirn darstellt. Das Gehirn kann nur dann "Handlungsanweisungen geben", wenn es vorher die entsprechenden Anmeldungen bekommt:
Zum Beispiel:
Blase an Gehirn:
bin voll führe mich doch bitte raus:
Gehirn an Blase (tagsüber: muß gerade spielen, habe keine Zeit, kneife noch ein wenig zusammen!
nachts: muß gerade Träumen, habe keine Zeit, kneife noch ein wenig zusammen).
Je mehr sich die Eltern in das Geschehen einbringen beispielsweise durch das Schicken des Kindes zur Toilette, umso weniger wird das Gehirn in die Lage versetzt, die körpereigenen Signale zu erkennen.
Das Gehirn wird quasi "entmündigt" durch das Einschalten der Eltern.
Gewöhne Dir daher als Erstes ab, dass Du Deine Tochter zur Toilette schickst, wenn Du glaubst, dass es so weit wäre.
Zu recht sagt Deine Tochter "ich muß aber nicht". Denn sie muß tatsächlich nicht, das Gehirn hat ja die nötigen Signale noch gar nicht empfangen.
Du unterbrichst mit Deinen persönlichen Handlungsanweisungen den Lernprozeß des Gehirns und die damit verbundene Umwandlung in Handlungsanweisungen durch das Gehirn.
Lernen kann das Gehirn nicht durch Verhindern , lernen kann es nur, indem man auch negative Konsequenzen zuläßt. Eine der negativen Konsequenzen ist eine nasse Hose.
Da aber eine nasse Hose zu dem Zeitpunkt, zu dem der Harn austritt nicht unangenehm ist, kann auch kein Lernprozeß entstehen, wenn Du Deine Tochter gleich zur Toilette schickst.
Eine nasse Hose ergibt primär ein Positivsignal: "Schön, warm, super", das ist auch ein Positivverstärker und verschlimmert das Einnässen.
Das heißt, dem Gehirn wird signalisiert, dass es völlig richtig gehandelt hat. Der Lernprozeß der Sauberkeit basiert aber auf den negativen körpereigenen Signalen.
Wenn Du dann auch noch die weiteren Aktionen an Dich reißt, lernt das Gehirn lediglich, dass es überhaupt nichts macht, wenn es nicht aufpaßt, denn die Mama wird sich schon um das Ganze kümmern.
Die nasse Hose wird erst unangenehm, wenn sie kalt wird. Das heißt, Du mußt zulassen, dass Deine Tochter lernt sich selbst zu strukturieren, auch in der Form, dass sie beispielsweise morgens ehe sie aus dem Haus geht von sich aus nochmals zur Toilette geht. In dem Fall drückst Du aber immer Deiner Tochter Deine Struktur auf, weshalb sie auch keinerlei Eigeniniative übernimmt.
Das Einnässen passiert immer dann, wenn die Kinder sich ablenken mit anderen Dingen, beispielsweise mit Spielen oder Fernsehschauen. Da sind die Dinge sehr viel wichtiger als das Blasensignal.
Am besten gehst Du nun folgendermaßen vor: Du sagst Deiner Tochter ganz offiziell:
"Es ist ja eigentlich Blödsinn, wenn sich mein Gehirn um das kümmert, was eigentlich Dein Gehirn lernen und können sollte. Mein Gehirn hat ja kein Problem, es weiß immer, wann es mich zur Toilette schicken muß.
Ich werde daher ab sofort Deinem Gehirn nicht mehr sagen, wann es Dich zur Toilette schicken soll. Das wird Dein Gehirn jetzt von ganz alleine lernen.
Das heißt aber auch, Du mußt konsequent das einhalten und Deine Tochter ab sofort nicht mehr zur Toilette schicken.
Gehe lediglich nur noch vorbildhaft vor.
Zum Beispiel in der Form:
Wenn Du wegfährst zum Kindergarten oder zum Einkaufszentrum, kannst Du ganz laut sagen, ohne Deine Tochter direkt anzusprechen:
Wir fahren ja gleich weg, Da gehe ich lieber vorher noch zur Toilette, dann muß ich nicht unterwegs nach einer Toilette Ausschau halten.
Wenn Dein Mann mitfahren sollte, soll er das "Spiel" auch mitmachen, indem er sagt:
"Ich gehe auch gleich noch zur Toilette, ist besser so."
So werdet Ihr zum Vorbild für Eure Tochter, und sie wird eines Tages auch von ganz alleine zur Toilette gehen, weil sie Euch nachahmt.
Mit 3 Jahren steht jetzt erst mal die Tagessauberkeit an. Die nächtliche Sauberkeit fängt man normalerweise mit 4 1/2 Jahren an zu trainieren.
Das Thema Einnässen ist mein Spezialthema, ich helfe Dir da gerne weiter, wenn Du daran Interesse hast. Du müßtest nur mit mir Freundschftskontakt aufnehmen.