So etwas habe ich auch schon erlebt und es dauerte ewig, bis ich herausfand, wie dieser Mechanismus funktioniert.
Also bei mir war es so: Ich konnte der Person deshalb nicht verzeihen, weil das was sie mit mir gemacht hat, für mich selbst unmöglich gemacht hat, mich als denjenigen zu sehen, der ich vorher war (oder als den ich mich gesehen habe).
Ich musste also praktisch von dem Treppchen, auf das ich mich gestellt habe (mindestens) eine Stufe wieder runter treten. Dem habe ich mich aber verweigert. Ich dachte, wenn ich mich weigere das so hinzunehmen, kann ich mein Selbstwertgefühl irgendwie retten. Wenn ich aber zurück trete würde mein Selbstwertgefühl leiden.
Dass genau das Gegenteil der Fall war, habe ich erst sehr spät verstanden, nämlich in einem Moment, wo wieder von außen die Frage kam, ob ich mir vorstellen könnte ein neuer (anderer) Mensch zu werden, eine neue und andere Rolle im Leben einzunehmen.
Und plötzlich war alles ganz einfach. Mein altes Ego war nicht mehr so wichtig. Ich musste mir nicht (und auch sonst niemand) mehr beweisen, dass ich trotz allem was mit mir gemacht wurde, immer noch der tolle Typ bin, der ich in meiner damaligen Rolle war. Das war mit einem Mal nicht mehr das, worauf es mir ankam. Worauf es mir ankam war, in meiner neuen Rolle gut zu sein, mich weiterzuentwickeln, neu zu erfinden.
Deshalb rate ich Dir: Bleib nicht stehen, wo Du jetzt bist. Leben bedeutet, dass ständig Neues in uns geboren wird und Altes abstirbt. Heiße das Neue willkommen und lass das Alte los. Nur Traumatisierte bleiben für immer im letzten für sie akzeptablen Lebensmoment stehen.
Frag Dich, wer Du noch sein könntest.
Nein! - Versuche NICHT Deinem ersten Impuls zu folgen und Dein altes verletztes Ego noch übertreffen zu wollen und es ihr/ihm und der ganzen Welt zu zeigen, dass Du sehr wohl, der große Zapano bist. Denn das wird schiefgehen.
Sobald etwas in Dir sagt, dass Du Dich in eine Konkurrenzsituation bewegst - bist Du auf dem Holzweg. Dein Weg ist ein anderer, Du bist ein anderer, Du bist gut und liebenswert. Das musst Du niemandem beweisen. Such Dir Leute, die Dich sehen, wie Du bist und wie Du sein kannst und sei für diese Leute derjenige, den Du selber liebst und akzeptierst.
Wenn Du das alles so machst, wirst Du eines Tages Dein Tagebuch lesen mit all den Hassgedanken und denken "Mei, was hab ich mich damals selber fertig gemacht. Hätt ich einfach mal gleich meinen Blick von meinem Hassobjekt losgerissen und auf das Neue und Verheißungsvolle gelenkt...!".
Ich hoffe, das hilft Dir! :-)