Ich vermute, du meinst die Kurzgeschichte „Die Kraniche“.
Bitte versuche zumindestens, deine Hausaufgaben selbst zu machen. Solltest du Verständnisschwierigkeiten haben, können wir gerne helfen.
Falls du den Text brauchst:
„ Die Kraniche nach Giovanni Boccaccio
Es lebte einmal ein reicher Kavalier namens Currado in Florenz. Er führte mit seinen Jagdhunden und Falken ein herrliches, sorgenfreies Leben. Einmal fing er einen jungen Kranich und befahl seinem Koch Chichibio, diesen für ihn und seine Gäste zuzubereiten.
Als er gerade mit dem Braten fertig war, bat ihn Brunetta, ein Nachbarsmädchen, um eine Keule des Kranichs. Chichibio antwortete ihr: „Ihr bekommt sie nicht, Brunetta, Ihr bekommt sie nicht.“ „Bei Gott“, erwiderte das Mädchen, „wenn du sie mir nicht gibst, tu ich dir im Leben keinen Gefallen mehr“. Sie begannen zu streiten. Der Koch gab nach und gab ihr eine Keule.
Diese fehlende Keule war für den Hausherrn und seine Gäste allzu sichtbar, und so wurde der Koch verwundert herbeigerufen.
„Mein Herr“, log der Koch sogleich, „die Kraniche haben ja nur eine Keule und ein Bein.“ „Was zum Teufel soll das?“, entgegnete Currado zornig. „Willst du etwa behaupten, dass sie nur eine Keule und ein Bein haben? Meinst du, ich hätte noch nie einen Kranich gesehen?“
„Es ist so, wie ich sage“, beharrte Chichibio, „und ich zeige es Euch, wenn Ihr’s verlangt, an einem lebendigen Vogel.“
Aus Achtung vor seinen Gästen wollte Currado die Auseinandersetzung beenden. „Wenn du mir an einem lebendigen Kranich zeigen kannst, was ich bisher weder gesehen noch gehört habe, so sollst du es morgen früh tun, und ich bin zufrieden. Ist es aber nicht so, so schwöre ich bei Gott, will ich dich so zurichten, dass du für den Rest deiner Tage an mich denken sollst.“
Damit hatte der Streit für diesen Abend ein Ende. Bei Anbruch des Tages stand Currado, der seinen Zorn keineswegs verschlafen hatte, ganz missmutig auf, ließ die Pferde satteln und ritt mit Chichibio zu einem Fluss, wo man immer Kraniche antraf.
„Nun wollen wir bald sehen“, sprach er, „wer gestern Abend gelogen hat, ich oder du!“
Chichibio, der merkte, dass sein Herr immer noch wütend war, und auch nicht wusste, wie er seine Lüge untermauern könnte, ritt an Currados Seite in allergrößter Angst. Gern wäre er, wenn’s möglich gewesen wäre, geflohen, aber das ging nicht. Er sah daher bald vor, bald hinter sich, bald seitwärts, aber überall glaubte er nur Kraniche auf zwei Beinen zu sehen.
Als sie den Fluss erreichten, war das Erste, was sie am Ufer erblickten, rund ein Dutzend Kraniche, von denen jeder Einzelne auf einem Bein stand, wie es Kraniche gewöhnlich im Schlaf tun. Augenblicklich zeigte Chichibio auf sie und sagte: „Nun, da könnt Ihr es selbst sehen, Herr, dass ich gestern Abend Recht hatte, Kraniche haben nur ein Bein und einen Schenkel. Seht sie Euch
dort an!“ „Warte“, erwiderte Currado, „ich will dir gleich zeigen, dass jeder von ihnen zwei Beine und zwei Schenkel hat!“, näherte sich den Kranichen und schrie „Ho! Ho!“, worauf die Kraniche das andere Bein hervorstreckten und nach einigen Schritten davonflogen.
„Nun, du Gauner“, wandte Currado sich zu Chichibio, „siehst du, dass die Vögel doch zwei Beine haben?“
„Ja, mein Herr“, antwortete der in größter Bestürzung, „aber gestern habt Ihr nicht ,Ho! Ho!‘ geschrien. Hättet Ihr das getan, hätte er das andere Bein auch herausgestreckt.“
Diese Antwort gefiel Currado so, dass sein ganzer Zorn sich in Heiterkeit und Lachen verwandelte. „Du hast Recht, Chichibio“, sagte er, „das hätte ich tun sollen.“ So entging jener dank seiner schlagfertigen Antwort der drohenden Strafe, und beide schlossen Frieden.“
(Quelle: https://drensteinfurt.schule/wp-content/uploads/2020/03/Deutsch-7a-Plan-3b.pdf )