Hallo Buuiii!
Aufgrund meiner praktischen Tätigkeit als Ausbilder und meiner theoretischen Kenntnisse dazu, die ich mir (leider erst sehr spät) an der Uni erworben habe, vermute ich eine totale Verunsicherung durch Mobbing bei der Praktikantin, und bei dir und deinen Kollegen akute Symptome von Interaktionsstress. Das tritt in eine Wechselwirkung und führt zum betrieblichen Scheitern. Die Frage nach der Ursache ist so überflüssig wie die Frage, ob zuerst das Huhn oder das Ei da war.
Die Situation kann nur von dir verändert werden, nicht von der Praktikantin. Aber sie kann verändert werden: Du musst ihr bei ihrer Arbeit Erfolgserlebnisse verschaffen.
Wenn Du eingeschappt davon läufst, weil sie keinen Brief öffnen kann, hast Du das Gegenteil getan. Wenn sie nicht einmal einen Brief öffnen kann, ist vorher schon sehr oft jemand eingeschnappt davon gelaufen. Das kann so weit gehen, dass sie am Ende nicht einmal mehr ihren Namen schreiben kann.
Schnapp nicht ein, sondern nimm dich ihrer an. Zeige es ihr geduldig, warte ab, bis sie 3 Briefe geöffnet und geordnet hat, und dann lobe sie! Kontrolliere nach drei weiteren Briefen, ob es immer noch klappt. Wenn ja, lobe sie eine Oktav höher. Hat es nicht mehr geklappt, zeige es ihr nochmals, und zwar geduldig! Sei dir bewusst, dass sie innerlich zittert vor dir. Das muss aufhören!
Sei dir bewusst, dass restlos alles erlernt werden muss - sogar das Nasebohren! Deshalb kannst Du von ihr absolut nichts erwarten, was Du ihr nicht selbst beigebracht hast! Falls sie aber schon etwas an Wissen, bzw. Können, mitbringt, dann nimm es als ein persönliches Geschenk der Arbeitsentlastung für dich - und freu dich deutlich sichtbar darüber!
Beibringen - das heißt nicht etwa "Erklären". "Beibringen" heißt solchermaßen lehren, dass sie es kann. Der Lehrvorgangs ist erst dann abgeschlossen, wenn Du ihr bestätigst, dass sie es kann. Bitte vergiss das nicht!
Ersetze durch dieses Verhalten grundsätzlich alle deine negativen Bewertungen bezüglich der Praktikantenleistung. Wenn die etwas falsch macht, oder etwas nicht kann, hast nämlich Du versagt - nicht sie.
Ich vermute - und Du schreibst es ja auch - dass euch die Zeit fehlt, um Arbeitsziel und Ausbildungsziel gleichzeitig zu erreichen. Zudem gibt es offenbar in deinem Betrieb keinen Fachmann für Personalführung, der dieses Grundproblem lösen könnte. Durch diese betrieblichen Situationen, die praktisch überall ähnlich sind, entstehen Dauerarbeitslosigkeiten, und motivatorische Verwahrlosung - auf Deusch: "Arbeitsunwilligkeit".
...und am Ende noch eine Fußnote zum "Erlernen müssen": Auch das Arbeiten als solches muss erlernt werden. Niemand von uns kommt fix und fertig mit dem Fleiß der Ameise auf die Welt.