Nein, das bist du nicht, eher ungehorsam. Aber weil dein Gewissen anschlägt, was man an deiner Frage sieht, bist du eben kein schlechter Muslim.
Schweinefleisch wurde nicht nur im Islam verboten, sondern auch im Judentum. Kein Wunder, ist ja dieselbe Grundlage. Für Christen wurde das Gebot aufgehoben. Warum sollte Gott Unterschiede machen und den Muslim unnötiges auferlegen?
Früher konnte der Genuss von Schweinefleisch lebensgefährlich sein, weil man keine Möglichkeit hatte, das Fleisch auf Trichinen zu untersuchen. Heute wird jedes Tier untersucht, somit ist das Verbot erstmal sinnlos geworden.
Gebote von Gott waren nie als Last gedacht, sondern als Hilfe, als Entlastung, als Schutz der Gesundheit usw. Leider haben Menschen die Gebote ausgeweitet und allgemein angewandt ohne Rücksicht auf die jeweilige Situation.
Jesus sagte deswegen einmal: (Matthäus 23:2-4) „Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf Moses’ Stuhl gesetzt. ... Sie binden schwere Lasten zusammen und legen sie auf die Schultern der Menschen, ..."
Damit waren keine buchstäblichen Lasten gemeint sondern Gesetze und Gebote.
Die Folge ist, dass heute besonders viele junge Menschen verunsichert sind und z. B. hier auf dieser Plattform sich dauernd vergewissern, ob sie gegen ein Gebot verstoßen haben und was die Folge ist, so, als wäre Gott ein Erbsenzähler und würde nur darauf lauern, Verstöße gegen seine Verordnungen zu fanden.
Wie passt das zusammen, das Gott Liebe ist?
(1. Johannes 4:8) Wer nicht liebt, hat Gott nicht kennengelernt, denn Gott ist Liebe.
Wie passt das zusammen, dass Gott sich unserer Unvollkommenheit bewusst ist?
(Psalm 103:10-14) Er hat uns nicht so behandelt, wie wir es wegen unserer Sünden verdienen, noch hat er uns unsere Vergehen heimgezahlt. Denn so hoch, wie sich der Himmel über die Erde erhebt, so groß ist seine loyale Liebe zu denen, die Ehrfurcht vor ihm haben. So weit weg, wie der Sonnenaufgang vom Sonnenuntergang ist, so weit hat er unsere Übertretungen von uns entfernt. So wie ein Vater mit seinen Söhnen barmherzig ist, so ist JHWH mit denen barmherzig, die Ehrfurcht vor ihm haben. Denn er kennt unsere Beschaffenheit nur zu gut, er denkt daran, dass wir Staub sind.
Viel wichtiger als Gebote, Verbote und Gesetze kennen zulernen, die zum Teil eh nicht mehr gelten, ist es besser, die dahinterstehende Grundsätze zu erkennen und anzuwenden.
Zwei Bespiele, wie du das machen kannst. Der Islam hält sich als Grundlage an die Gesetze, die im Pentateuch - in den 5 Bücher Mose - festgehalten sind.
Diese Gesetze haben - weil sich Menschen immer mehr von Gott abgewandt haben - im Laufe der Zeit Fragen aufgeworfen. Man hat dann die Gebote selbst ausgelegt und den Menschen immer mehr Lasten aufgebunden. Was aber, wenn du in eine Situation kommst, für die es kein Gebot gibt? So ergab eins das andere.
Jesus hat all dieses Gebote - das mosaische Gesetz - aufgehoben und durch zwei einfache Grundsätze ersetzt, die alles enthalten, was du zum Leben brauchst und mit denen du ein gutes Verhältnis zu Gott haben kannst.
Der erste Grundsatz:
(Matthäus 22:37) „ ‚Liebe JHWH, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele und deinem ganzen Denken.‘
Der zweite: (Matthäus 22:39)‚Du sollst deinen Mitmenschen lieben wie dich selbst.‘
Und dann fügte er noch was interessantes hinzu: (Matthäus 22:40) Diese zwei Gebote sind die Grundlage für das ganze Gesetz und die Propheten.“
Was bedeutet das jetzt? Nun wenn ich Gott liebe mit meinem ganzen Herzen, dann versuche ich ihn nicht zu eintäuschen, indem ich was tue, was Gottes Wesen entgegen spricht. Zum Beispiel habe ich oben 1. Johannes 4:8 erwähnt: Wer nicht liebt, hat Gott nicht kennengelernt, denn Gott ist Liebe.
Wenn ich also lieblos handle- egal warum, wieso wann und wie - handle ich gegen Gott.
Oder wenn ich meinen Mitmenschen liebe wie mich selbst, dann betrüge ich ihn nicht, bestehle ihn nicht, belüge ihn nicht usw. denn wenn ich dies täte, könnte ich ihn nicht lieben wie mich selbst, denn mich selbst betrüge, bestehle und belüge ich mich ja auch nicht.
Da brauch ich kein expliziertes Gebot, dass das verbietet.
Es kommt in deiner Frage also nicht darauf an, ob ich Schweinefleisch essen darf oder nicht, und ob du hier gegen eine Gebot verstoßen hast oder nicht, sondern darum, wie du persönlich zu Gott stehst, wie tief dein Verhältnis zu ihm ist, was dein Gewissen sagt und was dir im Moment wichtiger ist: ein gutes Gewissen und Verhältnis zu Gott oder eben zu dem, was du machen möchtest.
Wenn du weißt, dass das Verbot, Schweinefleisch zu essen, seit fast 2000 Jahren nicht mehr besteht und du ein gutes Gefühl hast, bitte. Das belastet dein Verhältnis zu Gott nicht.
Wenn du nicht sicher bist, ob das Verbot tatsächlich aufgehoben wurde und ob das auch für dich gilt und dein Gewissen (und dein Verhältnis zu Gott) belastet, dann frage dich, ob dir der Genuss von Fastfood das wirklich wert ist.
Du musst dein Verhältnis zu Gott selbst aufbauen. Du kannst tausend Fragen stellen, die Entscheidung, was du tust, triffst du allein. Und du wirst dich für bewusste Übertretungen vor Gott verantworten. Das kannst du nicht auf deine "Ratgeber" verschieben.
Also, lerne Gott wirklich kennen und handle nach bestem Wissen und Gewissen oder lass es sein. Es ist deine Entscheidung.