Offenbar ist sie asexuell. Man könnte versuchen zu ergründen, ob das bei ihr bestimmte "behebbare" Ursachen hat (z.B. sexuelles Trauma), oder ob sie einfach von Natur aus so ist.
So oder so, es ist klasse, dass ihr darüber so offen kommuniziert! Das ist sehr wichtig. Und sowohl deine als auch ihre Bedürfnisse sind gleichermaßen wichtig. Daher ist es auch okay, wenn sie nicht mag. Das ist dann eben so, egal aus welchen Gründen.
Woran liegt es denn, dass sie sich unwohl fühlt, wenn ihr dann mal Sex hattet? Was genau fühlt sie dabei und wie kann sie sich das erklären?
Eine offene Beziehung ist heikel. Das Vertrauen und die Kommunikation müssen dafür bombenfest sein, genauso wie die Beziehung. Sonst geht das langfristig nicht gut.
Eine Paar- oder Sexualtherapie halte ich nur für sinnvoll, wenn die Kommunikation nicht so gut laufen würde, oder die Probleme tiefer liegen, wie z.B. bei einem sexuellen Trauma.
Ob ihr einen Kompromiss finden könnt, der für euch funktioniert ist schwer zu sagen. Ihr könnt euch durchprobieren, mit kleinen Dingen anfangen, sehen, inwiefern deine Partnerin dir da entgegenkommen kann, und inwiefern du ihr entgegenkommen kannst.
Hier einige Anregungen:
Macht aus Sexualität mehr als nur reine Penetration mit dem Ziel des Orgasmus. Vielleicht hilft es, das als schöne gemeinsame körperliche Aktivität zu sehen, die nicht nur primär auf direkten Sex aus ist und wo Orgasmen eher nette Nebeneffekte sein können. Macht es euch gemütlich, streichelt euch zärtlich, wenn ihr nackt seid, ggf. könnt ihr nebenbei etwas auf einem Videostreamingdienst eurer Wahl schauen, massiert euch bei atmosphärischer entspannter Musik, ggf. mit stimmungsvoller Beleuchtung wie (elektronisches) Kerzenlicht, spielt mit erogenen Zonen, nutzt ggf. auch Sexspielzeug dafür. Kommt euch körperlich nahe und macht das, sowie gemeinsam nackt sein normal. Ganz ohne Druck oder Erwartungen.
Findet die Ästhetik in der Sexualität. Ihr könntet euch z.B. auch mit dem Thema Nackt- & Aktfotografie befassen (was für dich wiederum eine gute Grundlage zur Selbstbefriedigung sein könnte), gemeinsam (sinnliche) Pornos oder Erotikfilme schauen, ggf. auch (Kunst-) Ausstellungen dazu besuchen.
Je nachdem, wie sie sich fühlt und wie genau ihre Einstellung ist, könntet ihr ein Spiel daraus machen, indem ihr euch auch an einige harmlosere Fetische wagt, wie z.B. "Edging". Dabei ist es das Ziel jemanden sehr nahe an einen Orgasmus zu bringen und diesen Zustand ohne den Orgasmus so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, ehe der Orgasmus dann irgendwann – wenn überhaupt – eintritt. Falls sie offen dafür ist, kann sie das ja mit dir als Herausforderung ansehen. Z.B. auch durch reine Handarbeit.
Sie muss natürlich eine gewisse Bereitschaft haben sich mit dem Thema zu beschäftigen. Sonst wird's schwierig. Auch eine "wissenschaftliche Neugier" könnte hilfreich sein. Wie funktioniert das z.B. mit der Prostata und Orgasmen? Was kann man tun, um lediglich mit den Händen das Erlebnis zu steigern?
Langfristig müsst ihr euch beide überlegen, ob das mit euch in der Form funktionieren könnte.
Man findet nur sehr selten Menschen, mit denen man sich so dermaßen gut versteht und mit denen man so gut harmoniert, dass da eine langfristige Beziehung draus wachsen kann. Ich persönlich halte es daher für das geringere Übel auf Sex zu verzichten, wenn man dafür den besten Menschen aller Zeiten an seiner Seite wissen darf. Solange sich deine sexuellen Bedürfnisse anderweitig erfüllen lassen, z.B. auch durch Masturbation, falls sich kein anderer Kompromiss erzielen lässt, kann man sich ja damit arrangieren. Bedenke auch, dass sich dein Bedürfnis nach Sex in Zukunft auch verändern kann. Das mag 10, 20, 30 Jahre dauern, ist aber gar nicht so ungewöhnlich. Denke also gründlich und sehr sorgfältig darüber nach, ob dir Sex so wichtig ist, dass du dafür einen wunderbaren Menschen aufgibst und ggf. nie wieder so jemanden findest.
Alles Gute euch beiden!
