Zur Niederlage der Perser - ein neuer Keim für die Zukunft?

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Ich kann nur Text M 15 (Alfred Heuß) sehen.

Die Bedeutung der Perserkriege – Grundlage für das moderne Europa?

Wenn dies die Leitfrage ist, kann ein Versuch unternommen werden.

Die kulturelle Bedeutung der antiken Griechen ist groß gewesen, vor allem für Europa. Sie haben ein großes Erbe hinterlassen, so in der Literatur, der bildenden Kunst, der Mythologie, dem rationalen Denken mit Philosophie und vielen Einzelwissenschaften, Sport (Olympische Spiele) und Politik (Freiheit und Gleichheit, Autonomie, Gesetzesherrschaft, Demokratie), auch einge technischen Leistungen. Im modernen Europa hat es Anknüpfungen daran gegeben, schon mit der Renaissance.

Der Sieg der Griechen in den Perserkriegen (erste Häfte des 5. Jahrhunderts v. Chr.) hat verhindert, dass Griechenland unter die Herrschaft des Perserreiches kam. Die Griechen konnten sich daher noch längere Zeit politisch selbständig entfalten.

Daraus geht allerdings nicht zwingend hervor, dass bei einem Sieg des Perserreiches gar nichts an einem Erbe der antiken Griechen gewesen wäre, das als Grundlage für das moderne Europa geeignet gewesen wäre.

Die Frage führt zu hypothetischen Überlegungen, einer Erörterung zu einem „was wäre, wenn …“.

Das Perserreich war keine kulturfeindliche Macht, auch wenn seine Soldaten in den Kriegen Zerstörungen herbeigeführt haben, so in Athen. Der persische Großkönmig beabsichtigte nicht, alle kuturellen Tätigkeiten und geistigen Bestrebungen der Griechen zu unterdrücken. Eine persische Oberherrschaft hätte nicht alle eigene Entwicklung der Griechen unterbunden und gefesselt. Daher ist die Alternative nicht ein völliges Nichtsein, also ein Niederwerfen der Griechen, bei dem von ihnen nichts an Grundlage für ein modernes Euroa geleistet worden wäre.

Außerdem ist nicht klar, wie lange bei einem Sieg in den Perserkriegen eine Herrschaft des Perserreiches über Griechenland gedauert hätte. Das dem persischen Herrschaftszentrum näherliegende Ägypten hat nach seiner Eroberung zeitweise seine Unabhängigkeit wiedergewinnen können.

Die ionischen Naturphilosophen waren zu einem erheblichen Teil persische Untertanen. Auch Literatur, bildende Kunst, Mythologie und Technik sind nicht durch persische Oberherrschaft grundsätzlich erstickt worden.

Die große Rolle Athens in Politik, Wirtschaft und Kultur beruhte stark auf seinem Sieg in den Perserkriegen. Bei einer Niederlage hätte es zumindest keine so stark blühende Entwicklung gegeben, wie dann tatsächlich zustandekam. Die voll entwickelte Demokratie wäre bei bleibender persischer Oberherrschaft nicht gekommen. Bestensfalls wäre eine Isonomie erhalten geblieben (nach Herodot 6, 43, 3 hat der persische Feldherr Mardonios 492 v. Chr. in den Städten der ionischen Griechen Demokratien eingerichtet; damit sind wohl Verfassungen gemeint, die bei großzügiger Auslegunge eine Isonomie waren) bei der Frage ist, ob sie als Frühform oder nur als Vorstufe der Demokratie zu verstehen ist. Zum politischen Denken und zur Demokratie wäre das griechische Vermächtnis bei einem Sieg des Perserreiches in den Perserkriegen deutlich geringer gewesen.

Die Anfänge der Tragödie lagen vor den Perserkriegen, auch wenn die bekannten Stücke erst aus der Zeit danach stammen. Daher ist die Aussage, die attische Tragödie hätte es bei einem anderen Ausgang der Perserkriege höchtwahrscheinlich nicht gegeben, eine falsche Übertreibung.

Die Deutung, mit dem Sieg der Griechen in den Perserkriegen sei ein neuer Keim für die Zukunft gelegt worden, ist zutreffend. Inwieweit auch eine stilbildende Kraft in Kultur und Gesittung bzw. Mentalität dazu gehört, ist hypothetisch nur sehr schwierig abzuschätzen.


Zai24 
Fragesteller
 13.09.2021, 16:02

Omg vielen vielen Dank 😭😭❤️

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