Würdet ihr sagen, zur „Die Tafel“ gehen ist unangenehm oder peinlich?
Ich habe mir nie Gedanken gemacht, wie sich Menschen fühlen die „die Tafel“ in Anspruch nehmen müssen. Bis letzten Freitag.
Der Auslöser dafür war: Ich habe für eine „Klientin/Kundin“ die sich in einer Notlage befindet, bei „die Tafel“ angerufen, ihre Situation erklärt und gefragt ob man sie trotz Aufnahmestopp aufnehmen könnte. Man konnte mir am Telefon keine Auskunft geben, ich sollte Freitag zwischen 8.00 und 12.00 Uhr vorbeikommen, dann würde die Leitung „der Tafel“ das persönlich besprechen.
Mit dieser Klientin habe ich mich am Freitag um 7.40 Uhr vor “der Tafel“ getroffen. Wir haben uns in die „Warteschlange“ gestellt bis die Tür geöffnet wurde. Also ca. 20 Minuten vor dem Gebäude gestanden, welches an einer stark befahrenen Straße steht. Ich fand das ganz schrecklich und hatte das Gefühl jeder guckt mich komisch an. Das war richtig unangenehm und sehr peinlich zum Teil, denn manche Blicke sagen mehr als 1000 Worte. Wenn ich das so empfunden habe als „Begleitperson“, wie empfinden das Menschen die bedürftig sind und „zur Tafel“ gehen müssen.
Was ist eure Meinung oder Erfahrung? Ist es unangenehm und peinlich, oder überhaupt nicht?
7 Antworten
Mir war das Sau peinlich. Damals war ich Anfang 20 und mein Freund und ich hatten quasi nix. Ich im Minijob, er arbeitslos. Ich war nur ein Mal mit ihm dort. Ansonsten, ging er alleine. Und ich suchte mir schnellstens einen besser bezahlten Job.
Nicht falsch verstehen. Ich bin froh, dass es Einrichtungen wie die Tafel gibt. Das ist richtig und wichtig. Ich selber möchte aber nie wieder in die Situation kommen, diese in Anspruch nehmen zu müssen.
Und ich hörte mehrfach, öfter
Haben Sie das nötig unbezahlt für das Pack zu arbeiten.? Ist Ihnen das nicht peinlich.?
Oder wollen Sie da nur als Erster Steaks abgreifen.?
Finde ich auch. Zumal die Arbeit bei der Tafel ehrenamtlich ist. Ich bin froh, dass es solche Menschen gibt, die sich für die Leute, die darauf angewiesen sind, stark machen und was auf die Beine stellen.
Nein es ist beim besten Willen nicht peinlich wenn man arm ist. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die anderen sollten mehr auf die armen Rücksicht nehmen. Es ist eigentlich eine Schande dass es sowas wie die Tafeln gibt.
Eine Schande ist es nicht unbedingt. Hier kommen Lebensmittel hin die sonst weggeschmissen werden und Menschen kriegen sie für einen sehr guten Preis. Ist schon ziemlich gut sogar. Nur man müsste das drum herum verändern. Das Ansehen der Tafel. Man darf sich dort nicht so erniedrig fühlen.
Ja das stimmt, aber das mit dem Wegwerfen vermeiden geht auch anders dazu braucht es eigentlich keine Tafeln.
Ja und zwar alle, man darf z.B im Supermarkt nicht eine halbe Stunde vor Schließung erwarten, dass noch eine voll gefüllte Fleischtheke vorhanden ist.
Ich spreche als Insider.
Ich arbeite als Rentner ehrenamtlich für die Tafel und stellte schon vor Jahren fest das es den DEUTSCHEN Tafel Kunden zumindest am Anfang peinlich ist. Allen Anderen ist es keineswegs peinlich, im Gegenteil. Da gibt es "Mentalität unterschiede", sprich ein Anspruchsdenken das erschreckend ist.
Du hast bekommen was wir für 5 Personen - Familie ausgeben nun gehe raus.
"Ich WILL ABER das und das noch.!!!"
Du hast bekommen, hinter Dir kommen noch mehr Leute....
"Leute egal, ICH HIER UND WILL ..."
Das ist Alltag nicht die Ausnahme. Oder. :
Ich Muslima ich will nur Rindwurst/Fleisch. Du geben.!!! "
Du musst nicht nehmen was Dir gegeben wird, Du kannst liegen lassen für den Nächsten. Und wir sind nicht ein Moslem Tafel und sortieren nicht für Euch speziell. Auch Nicht - Moslems essen gerne Rindfleisch.
Ich will aber halal !!!!!!!
Das ist Alltag, nicht die Ausnahme.
Ich arbeite nicht mehr in der Ausgabe, das tue ich mir nicht mehr an. An den beiden Ausgabetagen haben wir stets 5,6 kräftige durchsetzungsfähige junge Männer die ggf für Ordnung sorgen da "eine gewisse Klientel" den weiblichen Mitarbeiterinnen unserer Tafel nicht nur verbal gegenüber ausfällig werden.
Was ich als Ehrenamtler sehr vermisse bei dreiviertel der Nicht - Deutschen Tafelkunden ist ein bisschen Respekt dafür das wir kostenlos für Sie arbeiten, ist ein normales Verhalten und auch ein
bißchen Dankbarkeit
gegenüber den unbezahlten Ehrenamtler der Tafel.!!!
Das hört sich ja echt übel an. Wundert mich zwar nicht aber ich finde es sehr erschreckend. Auch das so respektlos mit den ehrenamtlichen (!!!) Mitarbeitern umgegangen wird. Besonders das Denken, das für manche eine Sonderbehandlung gilt
Hut ab vor dir!
Das stimmt. Meine Großmutter hat früher auch bei der Tafel gearbeitet und wusste ähnliches zu berichten.
Ich war noch nie in der Situation, aber ich ich weiß dass es mir nicht peinlich wäre, mich dort anzustellen wenn ich darauf angewiesen wäre.
Ich habe mein Leben lang gearbeitet und eingezahlt.
Wenn das, was ich im Falle von Arbeitslosigkeit oder Altersarmut vom Staat erhalte nicht ausreichen würde um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, würde ich ohne mich zu schämen auf solche Angebote wie die Tafel zurückgreifen.
Es wäre nichts, was mir Freude machen würde, aber auch ganz sicher nichts was mich beschämen würde.
Meine Oma geht dorthin. Sie selber ist sehr selbstbewusst und ihr macht es nichts aus, aber sie sagt, dass sie verstehen kann wieso manche nicht hin wollen, weil das alles so unschön angeboten wird. Man wird wie ein Mensch 2. Klasse dort behandelt. Du ziehst ne Nummer, stehst ewig an, alle von der Straße aus sehen das, am Ende kriegst du nur noch das was übrig bleibt..
Man müsste das Konzept etwas anpassen, es attraktiver machen. Die Menschen sollen sich dort etwas wohler fühlen. Das Konzept an sich finde ich gut. Auch mit dem Nachhaltigkeitsaspekt.
Meine Oma geht sogar sehr gerne dahin. Sie sagt ‚hier krieg ich die selben Produkte nur sehr viel günstiger, ist doch super!‘
Mir war das sehr unangenehm, vor der Tür zu warten. Weil wirklich viele Menschen vorbei sind, wo der Blick so richtig von oben herab war.