Woher kommt der Begriff "Schulschwänzen"?

2 Antworten

Das Wort „schwänzen“ geht auf mittelhochdeutsches „swanzen“ bzw. „swenzen“ = „schwenken“, „putzen“, „zieren“ und mittelniederdeutsches „swentzen“ = „schwenkend sich bewegen“, „hin und her schwanken“ zurück. Im Rotwelschen hat sich daraus „swensen“, „schwentzen“ mit der Bedeutung „gehen“, „über Land ziehen“, „hin und her ziehen“ entwickelt.

Lutz Röhrich, Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. 7. Auflage. Freiburg [Breisgau] ; Basel ; Wien : Herder (Herder-Spektrum ; Bd. 5400 ), 2006 (Band 3: Salamander – Zylinder). S. 1432:

Schwänzen:

Eine Unterrichtsstunde versäumen, ohne Genehmigung der Schule fernbleiben, ohne sachlichen Grund eine verpflichtende Veranstaltung nicht besuchen. Vgl. französisch „faire l´ecole buisonnerie“.

Das schwache Zeitwort gehört zu der Intensivbildung „schwankezen“, von „schwanken“ im Sinn von sich schlendernd bewegen, ziellos herumgehen. Das rotwelsche „schwentzen“ = herumschlendern, müßiggehen mit der Absicht, eine günstige Gelegenheit auszuspähen, entwickelte sich daraus mit dieser Nebenbedeutung im 16. Jahrhundert. Es ist bereits 1510 im „Liber vagatorum“ bezeugt (Friedrich Kluge, Rotwelsches Quellenbuch (Rotwelsch : Quellen und Wortschatz der Gaunersprache und der verwandten Geheimsprachen Teil 1). Straßburg : Trübner, 1901). In der Sprache der fahrenden Schüler erhielt der Ausdruck schwänzen die heutige Bedeutung von bummeln, um 1750 ist das Wort bei Studenten belegt. Durch das Schwänzen drückten die Studenten ihre größte Verachtung gegenüber bürgerlichen Philistern aus, die prellten, betrogen und ignorierten. Sie schwänzten auch einen unbeliebten Professor, indem sie ein Kolleg nicht besuchten.

Heuet ist die Wendung besonders in der Schülersprache verbreitet und erscheint deshalb in der Form die Schule schwänzen.

Die Nebenbedeutung von prellen, die aus der Gauner- und Studentensprache stammt, hat sich mundartlich erhalten. So heißt es z. B. in Solothurn „Er schwänzt e“, er übervorteilt ihn.