Wird man Schuldgefühle jemals wirklich los?
Ich weiß gar nicht, ob das hier auf die Seite passt, aber ich habe niemanden mit dem ich darüber reden kann also versuche ich es einfach mal.
Schuldgefühle sind an sich etwas normales, das weiß ich, aber ich habe das Gefühl, dass ich langsam nicht mehr meinem normalen Alltag nachgehen kann, weil ich sowohl physische als auch psychische Probleme dadurch habe.
Ich habe viel falsch gemacht und irgendwann habe ich alle diese Fehler meinen Eltern, die ich damit verletzt habe, gebeichtet. Sie haben mir beide verziehen, aber bis heute kann ich mir selbst nicht dafür verzeihen.
Einerseits finde ich es gut, weil ich es nicht verdient habe mich gut zu fühlen, nachdem ich andere so verletzt habe, aber andererseits weiß ich nicht, ob vielleicht irgendwas mit mir falsch ist. Schließlich haben mir sogar sie verziehen also wieso kann ich mir selbst nicht verzeihen?
Sie reden sogar ständig auf mich ein, dass ich mir nicht deswegen den Kopf zerbrechen soll und mich auf die Zukunft konzentrieren soll, um da ein besserer Mensch zu sein. Das versuche ich zwar, aber helfen tut es auch nicht wirklich. Jedes Mal, wenn ich schlafen gehe oder einfach ruhige Momente habe, wo ich mit meinen Gedanken alleine bin, muss ich daran denken, was ich getan habe und wie sehr ich mich dafür hasse. Das schlimmste ist, dass ich schon 19 bin und es in diesem Alter hätte besser wissen müssen. Das geht schon seit Monaten so und ich denke nicht, dass es noch besser wird
5 Antworten
Es hängt davon ab, ob du es beim nächsten Mal anderes machst oder wieder die selben Fehlern begehst.
Ich fühle mich zum Beispiel immer noch schuldig, weil ich vor ein paar Jahren als Betreuer in einem Kinderheim gearbeitet habe und eines Tages ein 6-jähriges Kind von einigen Jugendlichen gemobbt und dann geschlagen wurde. Bevor das ganze passierte, signalisierte mir mein Bauchgefühl, dass etwas mit diesem Kind passieren wird. Ich suchte nach dem Kind, konnte es aber nicht finden. Ich habe dann einfach mein Bauchgefühl ignoriert und dachte, ich hätte überreagiert. Ein paar Minuten später fand ich das arme Kind, das Desinfektionsmittel in seinen Augen gespürt bekommen hatte.
Ab diesem Ereignis hasste ich mich mehrere Monate lang und gab mir selbst die Schuld für das, was passiert war und dass ich auf mein Bauchgefühl hätte hören sollen. Ich machte mir immer wieder Vorwürfe.
Aber genau dieses Ereignis hat mich etwas gelehrt. Dass ich das nächste Mal früher eingreife, dass ich lieber auf Nummer sicher gehen sollte, auch wenn ich falsch liege, dass ich es nicht zulassen lasse, egal wo, dass sowas passiert, dass Kinder gemobbt werden etc. ... und das ist fest in mir verankert.
Aber wenn ich die gleichen Fehler noch einmal machen würde, dann lässt mich die Schuld nicht los..
Liebe leona0705,
ich kann schlecht einschätzen wie "schlimm" das Geschehene ist, inwiefern du tatsächlich "Schuld" bist, aber du hast es auf gar keinen Fall verdient, dich so schuldig und schlecht zu fühlen.
Das mit Schuld ist so eine Sache, andere sagen dir, dass du nicht Schuld bist, dass du dich nicht weiter schuldig fühlen brauchst und sie haben meistens Recht, dass sage ich aus eigener Erfahrung, weil ich grade selber in so einer Situation bin. Aber auch aus Erfahrung sage ich, dass es ein schwerer Weg ist, sich aus dem Gefühl der Schuld zu entziehen.
Und wie du gesagt hast, Schuld ist bis zu einem gewissen Grad etwas normales, etwas menschliches, wichtig, damit wir so in einer Gesellschaft leben können.
ABER die Schuld bzw. das Gefühl der Schuld darf auf keinen Fall unser Leben bestimmen oder beeinträchtigen.
Auch wenn es ein schwerer Weg ist, musst du lernen dir wieder zu verzeihen, denn es wird nicht der letzte Fehler sein den du gemacht hast, aber das Leben geht weiter.
Die anderen haben dir bereits verziehen, jetzt bist du an der Reihe. Ich kenne dich nicht, aber ich bin mir sehr sicher, dass du wunderbarer Mensch bist, mit all deinen Schwächen und Stärken. Du hast anderen mit Sicherheit auch schon so viel Gutes getan, dass du dir Verzeihen darfst, die verzeihen darfst, was dich runterzieht!
Gut, dass ist jetzt einfach gesagt, dass weiß ich, ich weiß auch, dass das nicht so einfach ist.
Deshalb suche dir Hilfe, was für dich das Beste ist weiß ich nicht, aber rede sonst noch einmal mit deinen Eltern, einer guten Freundin, einer dir vertrauten Person, oder anders dazu, mit beispielsweise der Telefonseelsorge.
Da aus deinen Zeilen auch heraus klingt, wie groß der Leidensdruck deshalb für dich ist, kann auch ein Psychologe der richtige Ansprechpartner sein.
Fas vergangene kannst du auch nicht mehr rückgängig machen, damit musst du leben oder lernen zu leben. Aber du kannst daraus lernen, für den Weg der noch vor dir liegt, nicht den gleichen Fehler wieder zu machen, aber um das so sehen zu können musst du dir erstmal verzeihen, auch wenn das ein Weg ist, der seine Zeit dauern kann und wird.
Wie weit du dir helfen lassen möchtest ist deine Entscheidung, aber wenn du die Hilfe annehmen möchtest, gibt es sicher einige, die dir helfen möchten!
Du schaffst das!
Liebe Grüße
Da würde ich versuchen mir professionelle Hilfe zu suchen.
Um zu besprechen um was es genau geht und wie du besser damit umgehen kannst.
Ansonsten sind Dinge schon passiert die man nicht mehr ändern kann. Dir bleibt also gar nichts anderes übrig als nach vorne zu gucken und vielleicht daraus zu lernen. Was auch immer es war.
Die Zeit heilt alle Wunden
Deine Eltern haben dir verziehen.
Sie haben dir damit die Möglichkeit gegeben, es in Zukunft besser zu machen.
Dein Part ist nun, diese Chance zu nutzen.