Wieso wurden Phidias Werke vernichtet?

3 Antworten

Deine Infos, ist das Wikipedia? ;)

Das mit dem "vernichtet worden" ist ungünstig formuliert. Es fand keine gezielte Vernichtung seiner Werke statt. Phidias hat Großkunst gemacht. Diese Statuen hatten einen nicht unerheblichen Wert, auch in Form des Rohmaterials. Viele antike Großbronzen wurden also irgendwann zu anderen Dingen umgeschmolzen.

Die antiken Bronzestatuen, die uns noch erhalten sind, sind in der Regel irgendwann verloren gegangen und waren so dem Zugriff entzogen. Kopien aus Marmor haben keinen Materialwert an sich, also blieben sie erhalten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Studium und 17 Jahre Berufserfahrung

Die Kunstwerke des athenischen Bildhauers Pheidias (Φειδίας; lateinisch: Phidias) sind nicht alle gezielt zerstört worden. Es hat kein absichtliches Vernichtungsunternehmen gegeben, bei dem jemand die Werke des künstlerischen Schaffens des Pheidias insgesamt auslöschen wollte.

Die einzige bekannte absichtliche Zerstörung betraf 1203 in Konstantinopel, das von westlichen Kreuzfahrern belagert wurde, die Statue der Athena Promachos. Abergläubische Leute aus der Bevölkerung, die zu einem reichlich Wein trinkenden Pöbel gezählt werden, haben von einem nicht christlichen, sondern zu einer früheren Religion gehörenden Kunstwerk, bei dem wohl eine Hand ausgestreckt war, angenommen, auf magische Weise die Belagerer heranzuziehen und ihnen den Weg in die Stadt zu weisen.

Die Kolossalstatue des Zeus ist wohl bei einem Brand zerstört worden.

In den meisten Fällen, gibt es keine Informationen, was schließlich mit den Kunstwerken geschehen ist.

Einige Jahrhunderte später waren die Machtverhältnisse anders, Griechenland kam unter römische Herrschaft. Einige Kunstwerke sind nach Rom bzw. Konstantinopel abstransportiert worden.

Kriege und Katastrophen können Auswirkungen gehabt haben.

Nicht immer und bei allen war Kunstsinn und große Wertschätzung von Kunstwerken vorhanden. Dies kann noch dadurch verstärkt worden sein, daß eine andere Religion bestand als in der Zeit, als Pheidias lebte. Viele seiner Werke standen in einem Zusammenhang mit der Verehrung antiker Gottheiten, vor allem die großen Kultbildnisse. Das Material war kostbar und wertvoll, z. B. Gold und Elfenbein, und auch Bronze war ein Rohmaterial von erheblichem Wert, konnte geschmolzen und zu anderen Gegenständen verarbeitet werden.

Von den Werken des Pheidias ist fast nichts erhalten. Es gibt geringfügige Reste des Fundaments der Statue der Athena Parthenos auf der Akropolis von Athen und der Zeus-Statue in Olympia. Beim Skulpturenschmuck des Parthenon (Metopen, Friese, Giebel), vom dem viel erhalten ist, ist es nicht möglich, den individuellen Anteil des Pheidias sicher abzutrennen. Allein Kopien vom Amazonenschild der Athena Parthenos und von den Niobidenfriesen am Thron des Zeus geben einen gewissen Eindruck.

Es gibt Marmorkopien und kleinere Nachbildungen. Besonders aussagekräftig für die Kunst des Pheidias sind Statuen vom Typ der Athena Lemnia, vom Apollon Typ Kassel und der Amazone Typ Mattei.

ein Nachlagewerk als Grundlage zum Nachforschen:

Der Neue Overbeck : (DNO) ; die antiken Schriftquellen zu den bildenden Künsten der Griechen. Herausgegeben von Sascha Kansteiner, Klaus Hallof, Lauri Lehmann, Bernd Seidensticker, Klaus Stemmer. Band 2: Klassik : Bildhauer und Maler des 5. Jhs. v.Chr. ; DNO 720 – 1798. Bearbeitet von Sascha Kansteiner, Lauri Lehmann, Klaus Hallof, Harald Mielsch, Joachim Raeder. Mit Beiträgen von Lilian Balensiefen, Axel Filges, Ralf Krumeich, Sebastian Prignitz, Moritz Taschner. Berlin ; Boston : De Gruyter, 2014, S. 119 - 323

Aufgelistet werden als eindeutig in antiken Texten zugeschriebene Werke:

1) Statue der Aphrodite Urania, aus Parischem Marmor, in Athen, Kolonos Agoraios (Hügel am Rand der Agora)

2) Statue der Aphrodite Urania, aus Gold und Elfenbein, in Elis, Tempel der Aphrodite

3) Statue der Aphrodite, aus Mamor, kam später nach Rom

4) Marathon-Denkmal, aus Bronze (?), in Delphi, Heiligtum des Apollon

5) Statue der Athena, aus Gold und Elfenbein, in Pellene (Achaia)

6) Statue der Athena Areia, aus Holz mit Goldüberzug und Pentelischem Marmor, in Plataia, Heiligtum der Athene

7) Statue der Athena Promachos, aus Bronze, Athen, Akropolis

Die Statue stand 372 n. Chr. und 410 n. Chr. noch auf der Akropolis, das Fortschaffen der Statue nach Konstantinopel wird um 465 n. Chr. vermutet. Während der Belagerung Konstantinopels durch westliche Keuzfahrer ist die Statue von einem abergläubischen Pöbel zerstört worden, der meinte, die Statue locke die Belagerer magisch herein. Niketas Choniates, Historia p. 558, 47 – 559, 77 van Dieten, berichtet, Trunkenbolde vom Marktplatz hätten die auf einer Säule auf dem Konstantinsforum stehende Säule in äußerst viele Stücke zerschlagen, weil sie töricht dachten, sie weise den Heeren des Abendlandes den Weg hinein.

8) Statue der Athena Lemnia, aus Bronze, in Athen, Akropolis

9) Statue der Athena, aus Bronze, kam später nach Rom

Lucius Aemilius Paullus ließ nach dem Sieg in der Schlacht von Pydna 168 v. Chr. die Statue nach Rom bringen (vgl. Plinius, Naturalis historia 34, 54).

10) Kolossalstatue der Athena Parthenos, aus Bronze, Gold und Elfenbein, Athen, Akropolis, Parthenon

Noch 375 n. Chr. befand sich die Statue als Kultbild im Parthenon (Zosimos, Historia nova 4, 18, 2 – 3). Sie wurde offenbar im 5. Jahrhundert n. Chr. (zu Lebzeiten des neuplatonischen Philosophen Proklos) weggebracht (Marinus, Vita Procli 30).

11) Skulpturenschmuck des Parthenon, Athen, Akropolis

12) Statue der Meter (Muttergöttin), Athen, Metroon

13) Statue des Apollon Parnopios, aus Bronze, Athen, Akropolis

14) Statue oder Herme des Hermes Pronaos, aus Marmor, Theben, Heiligtum des Apollon Ismenios

15) Kolossalstatue des Zeus, aus Gold, Elfenbein und Holz, Olympia

Nach einem Scholion zu Lukian, Rhetorica praecepta 9 (p. 176 Rabe) ist die Zeus-Statue bei einem Brand des Tempels unter Theodosius II. 426 n. Chr. vernichtet worden. Da der Brand am Bau nicht nachweisbar ist, ist mit Kedrenos (Georgios Kedrenos, Historiarum compendium 1, 564, 5 – 19 (Bekker)) eher davon auszugehen, die Statue sei – wohl im frühen 5. Jahrhundert n. Chr. – nach Konstantinopel abtransportiert und beim Brand des Lausos-Palastes 476 n. Chr. (Kedrenos 1, 626; Zonaras 3, 131) untergegangen.

16) Statue einer verwundeten Amazone, aus Bronze, Ephesos, Artemision

17) nackte Kolossalstatue, aus Bronze, kam später nach Rom

18) Statue des Anakreon, Athen, Akropolis

19) Statue einer Göttin, cliduchus

20) Statue eines Knabensiegers (?), aus Bronze (?), Olpympia, Zeusheiligtum

21) zwei Mantelstatuen, kamen später nach Rom

22) Statue eines Rindes, kam später nach Rom, am Templum Pacis

23) Statue, kam später nach Rom, wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. noch gesehen, am Templum Pacis

nützlich kann auch sein.

Text und Skulptur : berühmte Bildhauer und Bronzegießer der Antike in Wort und Bild ; Ausstellung in der Abguss-Sammlung Antiker Plastik. Herausgegeben von Sascha Kansteiner, Lauri Lehmann, Bernd Seidensticker, Klaus Stemmer Berlin. Berlin ; New York: de Gruyter, 2007, S. 28 - 52

Seine Werke wurden nicht bewusst, in einer gezielten Aktion vernichtet, sondern fielen den oft kriegerischen oder wenig kunstsinnigen Zeitumständen zum Opfer.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.