Wieso wird bei Sexualstraftätern der Intelligenzquotient ermittelt? Kann das nicht bei jedem Bundesbürger so gemacht werden?

10 Antworten

Der IQ ist ein Teil der Persönlichkeit. Insofern sind das entsprechend sensible und geschützte Daten. Ein Bürger muss sich dabei wohl nicht wie ein Straftäter behandeln lassen, zumindest nicht in einer Demokratie und einem Rechtstaat.

Besondere Bedeutung erlangt der IQ auch nur bei entsprechenden Ergebnissen. Gewisse Verbrechen erfordern sicherlich eine bestimmte Intelligenz.

Zur Beurteilung eines Täters gehört auch dessen kognitive Leistungsfähigkeit dazu. Wie glaubwürdig ist die Argumentation des Angeklagten und ist dessen Schuld zu bewerten, stellte sich ihm intellektuell wie insgesamt die Situation denn dar?

Bei der Frage nach der Gefährlichkeit, der Qualität der Reue und des Geständnisses, der Reflexionsfähigkeit und Resozialisierbarkeit eines Täters spielen letztlich sicherlich auch Hochbegabung wie andere Persönlichkeitsmerkmale eine Rolle.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
In Berichten über Kinderschänder und Vergewaltigern wird häufig erwähnt, dass deren IQ von einem Amtsarzt festgestellt wurde. Wieso wird das so gemacht?

Vermutlich weil die eventuell einer Reihe von Tests unterzogen werden, bei denen sowas eben auch dabei ist. Ist aber keinesfalls bei jedem Täter so.

Offen gestanden überrascht es mich, dass das eine Regel sein soll.

Wäre es nicht sinnvoll, von jedem Bundesbürger den Intelligenzquotienten amtlich zu erfassen?

Nein. Denn der sagt eigentlich nichts aus, außer er geht in Extreme. Und diese Extreme zeigen sich dann in der Regel auch im Real Life durch Auffälligkeiten.

So könnte man einige nachträglich als "geistig behindert" einstufen, wenn deren IQ entsprechend niedrig ist.

Und... warum sollte man das tun? Versteh mich nicht falsch, ich begrüße es wenn Leute die Unterstützung brauchen diese auch bekommen. Aber so hätten wir Leute die im Leben ganz normal zurecht kommen, die vielleicht keine Matheprofessoren sind aber ihr Leben auf die Reihe kriegen, einen Job, ein Sozialleben und ggf. eine Familie haben und das alles toll auf die Reihe bringen... warum ist das bei denen notwendig?

Bei einer geistigen Behinderung werden solche Tests ja vermutlich ohnehin gemacht, um die Probleme im normalen Leben mit einer Diagnose untermauern zu können. Bei einer leichten Intelligenzminderung sehe ich dafür keinen Anlass, da offensichtlich auch sonst niemand einen sieht. Da ist jemand halt nicht die hellste Kerze im Leuchter... aber das ist doch vollkommen okay.

Da geht es nicht um den IQ per se, sondern die eindeutige Feststellung der Schuldfähigkeit für den Prozess vor Gericht!

Hatte ich, als mein Ex vor dem Kadi landete wegen schwerer KV...sein Anwalt plädierte auf "verminderte Schuldfähigkeit" und es wurde eine amtsärtzliche Untersuchung deswegen durchgeführt. Dabei wird immer auch der IQ ermittelt.

Übrigens: Nicht jeder "niedrige IQ" führt zwangsläufig zur Straffälligkeit! Im Knast landen durchaus auch hochintelligente Menschen!

Das wird bei Straftäter*innen gemacht, um festzustellen, ob sie schuldfähig sind.

Der Intelligenzquotient gibt Aufschluss darüber, wie fähig ein:e Straftäter:in (nicht nur Sexualstraftäter:in) dazu fähig ist, eine Situation zu beurteilen, Triebe zu hemmen, etc. Das ermöglicht eine Einordnung der Schuldfähigkeit und auch des künftigen Gefahrenpotentials. Ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob das bei jeder und jedem so gemacht wird. Sicherlich ergibt sich die Frage auch aus dem Tathergang, weil man hier auch schon differenzieren muss, ob eine Tat überhaupt affektuell durchgeführt werden konnte, wo die kognitive Leistungsfähigkeit des Täters oder der Täterin tatsächlich in der Schuldfrage berücksichtigt werden muss oder ob eine Tat komplexe strategische Planungen voraussetzt, die eine eindeutig böse Absicht nahelegen.

In der Tat frage ich mich schon seit einiger Zeit, warum man nicht systematisch das kognitive Potential der Bevölkerung ermittelt. Zwar weniger im Zusammenhang mit Straftaten als eher mit schulischer Förderung. Beispielsweise sollte bei den Gutachten für die weiterführenden Schulen zum Ende der Grundschulzeit neben den schulischen Leistungen auch die kognitive Leistungsfähigkeit, also der IQ ermittelt werden und der Elternwille mehr in den Hintergrund rücken. Darin sehe ich eine viel bessere Grundlage, die Schülerinnen und Schüler potentialgerecht zu fördern, auch wertzuschätzen und talentierte Fachkräfte auszubilden als so, wie es momentan ist. Aktuell ist es ja eher so, dass alle Kinder halbwegs durchsetzungsstarker Eltern unabhängig von ihrer kognitiven Eignung aufs Gymnasium gestopft werden, um "das Maximum" rauszuholen und der ganze "Rest" auf Gesamt-, Real- oder Hauptschulen landet.