Wieso werden Emotionen als Schwäche gesehen?

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Wieso werden Emotionen von manchen Menschen als Schwäche gesehen? - Ganz einfach: Weil sie den Sinn von Emotionen nicht begriffen haben und ihre Reaktionen auf bestimmte Emotionen (noch) nicht gelernt haben, zu kontrollieren.

Der Sinn von Emotionen

Emotionen sind unser "innerer Kompass". Jede authentisch erlebte Emotionen (Primäremotionen) hat das Ziel, uns zu einer gewissen Handlung zu bewegen. Freude an etwas bewegt uns dazu, dieses Etwas häufiger zu tun. Angst bewegt uns dazu, etwas zu meiden. Wut bringt uns dazu, unsere Grenzen zu setzen und so weiter und so weiter... Damit sind Emotionen unser evolutionär wichtigstes Überlebensinstrument! Sie auszuschalten, wäre in etwa so, als würde man sagen: Ich möchte nicht mehr atmen, weil mir das zu anstrengend ist.

Nicht Emotionen abschalten, sondern Reaktionen kontrollieren

Emotionen regen uns also zu Handlungsimpulsen an. Manche Handlungen sind aber in unserer heutigen Gesellschaft nicht gewünscht. Gerade negative Emotionen oder zu überschwängliche positive Emotionen werden "abgestraft": Man wird dafür belächelt, getadelt, möglicherweise sogar gehänselt. Daher wollen viele die Emotionen nicht mehr spüren, damit sie die dazugehörige Handlung nicht mehr ausführen und sich somit eine Demütigung ersparen.
Nun wissen wir ja aber, dass Emotionen wichtig sind. Sie zeigen uns auf: Oh, hier ist es vielleicht gefährlich! (Angst) Oder: Oh, hier ist mein Bedürfnis verletzt worden! (Wut) Insofern macht es wenig Sinn, die Emotion abschalten zu wollen. Das ist so, als würde jemand, der einen Kompass nicht beherrscht, sagen: "Der Kompass funktioniert nicht!" und ihn dann wegwerfen. Dann bringt er sich in Gefahr. Sinnvoller ist es, den Kompass beherrschen zu lernen.
So ist es auch sinnvoll in unserer Gesellschaft, zu lernen, seine Reaktionen auf Emotionen beherrschen zu lernen. Wenn ich wütend bin, weil mir jemand Unrecht tut, ist mein erster Impuls vielleicht, ihn anzugreifen (verbal oder vielleicht sogar körperlich). Das führt nur leider meistens zu nichts. Sinnvoller wäre es, die Emotion (Wut) wahrzunehmen, den Handlungsimpuls ("Attacke!") aber zu kontrollieren und nach einer konstruktiven Lösung zu suchen (z. B. aussprechen, dass mich etwas verletzt hat; zur Polizei gehen und eine Anzeige schalten usw. ... je nach Situation ist ja etwas anderes konstruktiv).

Nun kann man natürlich kritisch diskutieren, ob es immer so sinnvoll von Seiten unserer Gesellschaft ist, bestimmte Emotionen abzustrafen. Aber das war ja hier nicht die Frage ;)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – M. Sc. Psychologie

Emotionen werden nicht als Schwäche gesehen. Das schlimmste ist, das wir von natur aus glauben, dass unsere Werte oder unsere Persöhnlichkeit als Schwäche betrachtet werden könnte. Auch das Selbstbild. Werden wir uns selber begegnen, werden wir unserer schlimmsten Kritiker sein. Ist das Berechtigt? Logisch betrachtet nein. Auch wenn du wie ein sterbender Raabe heulst etc. Es ist alles nicht in einer Formel mit inbegriffen die sagt, was du zu tun hast oder nicht.

Tatsächlich ist sogar die Emotionale Gewalt ein Indiz unserer Persöhnlichkeit. Jeder Mensch hat sie, keiner kann sie verstecken. Der Tag kommt für alle, dass sie es nicht leugnen können. Ist es dann noch ein verwerfliches Problem? Ich denke, Probleme sind dann da, wenn man daraus eins erst macht. Über dieser Problem brauchen wir uns nicht länger zu unterhalten. Die Intention der Frage war deutlich genug, Nein man muss keine Sorge Tragen, das man zu emotional sein könnte um irgendwo oder irgendwie jemanden gerecht zu werden.

Denn emotionen sind die ehrlichsten konstrukte die wir besitzen.