Wieso lernt man in Deutschland so viel Müll?


12.05.2021, 10:01

Und nochmal damit es alle verstehen:

Ich habe nie gesagt, dass Amerikaner bessere Allgemeinbildung haben. Es geht mir darum, dass dort Grundlagen beigebracht werden und auf ein Studium vorbereitet werden.

Und hier in Deutschland muss man wissen, wie man Werbungen analysiert, Gedichte von Göthe auswendig lernt, etc... DAS BRAUCHT KEINER IM LEBEN, DER STUDIEREN WILL

Das Ergebnis basiert auf 79 Abstimmungen

Ich stimme dir nicht zu 66%
Ich stimme dir zu 24%
Sonstiges 10%

36 Antworten

Ich stimme dir nicht zu

Das Spektrum ist in Deutschland weit gestreut. Zum einen weiß man nicht genau was man später einmal braucht. Zum anderen betrifft einen nicht nur berufliches. Wie wird man z.B. von Werbung beeinflusst? In einer komplexen Welt kann man auf vielfältiges Wissen nicht verzichten ohne Nachteile zu erhalten.

Ich stimme dir nicht zu

Schimpfen lässt sich immer leicht. Es besser zu machen ist schon schwieriger.

Du magst also Deutschland generell nicht. Welche Länder gefallen dir denn besser? Ich vermute, die USA. Gibt es sonst noch viele Länder, die deiner Meinung nach ihr Bildungssystem besser gestaltet haben als Deutschland?

Welche anderen Aspekte sind in anderen Ländern besser geregelt oder aufgestellt als in Deutschland?

  • Wo hat man eine bessere Demokratie, bei der nicht nur die immergleichen zwei Parteien eine Chance darauf haben, die Mehrheit und somit den Präsidenten bzw. Regierungschef zu stellen?
  • Wo hat man eine bessere soziale Absicherung, die z.B. jedem Menschen den Zugang zu einer Krankenversicherung ermöglicht (bei Mittellosigkeit auch völlig kostenlos für den Patienten) und wo man keine zu große Angst vor Obdachlosigkeit zu haben braucht?
  • Wo hat man einen besseren Rechtsstaat, bei dem die Gewaltenteilung funktioniert und z.B. die Justiz von der Politik unabhängig ist sowie die Bürger auch gegen staatliche Entscheidungen klagen können, ohne verfolgt zu werden?
  • Wo hat man einen besseren Wohlstand, in dem die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern und auch mit einer sehr großen (unnötigen) Produktvielfalt jederzeit sichergestellt ist?
  • Wo hat man seit 76 Jahren Frieden ohne einen einzigen kleinen Krieg oder Aufstand mit Hunderten, Tausenden oder Millionen von Toten und/oder Vertriebenen?
  • Wo kann man seine Meinung besser frei äußern, ohne Nachteile befürchten zu müssen oder verhaftet zu werden, und sich aus öffentlich zugängigen Quellen frei informieren?

Welche Punkte sind dir denn sonst noch wichtig, die du in Deutschland vermisst?

Was das Bildungssystem betrifft, so ist wohl jedes Bildungssystem verbesserungsfähig und könnte je nach Interessengruppen lieber diese oder jene Inhalte vermitteln als die, die man als Schüler lernen muss.

Bildung ist nicht nur Faktenwissen, oder die Fähigkeit konkrete Methoden anzuwenden (z.B. "Wie löse ich eine Differentialgleichung?"). Sondern man lernt auch fachliche, methodische und soziale Kompetenzen und Lernstrategien und übt sich in Tugenden wie Konzentration, Durchhaltevermögen, Selbstmotivation, sozialem Engagement und Zuverlässigkeit.

Wenn man irgendeinen "unnötigen" Text analysieren soll, kommt es nicht so sehr darauf an, dass man genau diesen Texttyp analysieren kann, weil man das später einmal gebrauchen könnte. Vielmehr schult man damit sein analytisches Denkvermögen, die eigene Strukturiertheit, das Sprachverständnis und das eigene sprachliche Ausdrucksvermögen. Das kann einem helfen, egal welchen Beruf man ergreifen möchte oder welche Ziele man verfolgt.

Und wenn du einen Werbetext analysierst, stellst du immerhin fest, dass sprachliche Botschaften mehrere Ebenen haben. Es wird damit versucht, die Empfänger zu manipulieren. Wer weiß, wie so etwas funktioniert, lässt sich später nicht so leicht manipulieren.

Ich stimme dir nicht zu

Klar gibt es vieles, was man als unnötig abstempeln würde, wie zum Beispiel "der Besuch der alten Dame" zu analysieren, aber irgendwann stößt du vllt wieder auf so eine Aufgabe und dann kannst du es.

Ich würd auch lieber mehr lernen als nur die Grundlagen. Ich meine, schau mal in Mathe, wozu brauchen wir Wurzelrechnungen und so, das brauchen wir im späteren Leben gar nicht, aber es wäre kacke, wenn man das nicht lernt, weil wenn man Mathe studieren will, hat man halt verkackt.

Du hast eher kein Plan was du studieren willst. I mean wenn du Physik magst, würdest du Physik studieren. Du siehst halt nur das schlechte in allen Fächern...

Ich find das Schulsystem und die Fächer ganz cool.

Herzliche Grüße,

SmilingTiger

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich mag Schule - unvorstellbar ne :D
Ich stimme dir zu

Allgemeinbildung kommt mit dem Alter und der Lebenserfahrung. Gemessen an dem, was mir die Schule an Allgemeinbildung im Vergleich zu 3 Jahren Arbeit gebracht hat, ist minimal.

Wer sich interessiert, wird sich informieren. Wer sich nicht interessiert, wird das Wissen auch nicht behalten. Ob es nun in der Schule gelehrt wird oder nicht.

Man sollte sich auf die Bereiche konzentrieren, in denen wir bereits von der halben Welt abgehängt werden. Mint-Fächer. LG

Woher ich das weiß:Hobby – Bewunderer Nietzsches Philosophien.
Ich stimme dir nicht zu

das deutsche Schulsystem ist mehr als mangelhaft inzwischen, das ist leider so. Die Kritikpunkte liegen aber an anderen Orten, eigentlich sogar eher im Gegenteil von dem was du nennst: die Schulbildung ist inzwischen viel zu schlecht, sie ist nicht mehr in der Lage, mündige Individuen hervorzubringen.

Über vieles lässt sich streiten, ich wäre auch für eine demokratischere Ausgestaltung. Mich hat es damals unglaublich geärgert, dass ich meine Leistungskurse in der Oberstufe mehr oder weniger aus Zwang belegen musste (Mathe war Pflicht, hätte ich lieber einen Grundkurs belegt sofern möglich, ich musste eine Naturwissenschaft als Leistungskurs belegen obwohl ich das nicht wollte und mein Wunschfach Geschichte kam nicht zustande weil zu wenig Anmeldungen, da hätte ich selbst organisieren müssen, wenn ich das unbedingt wollte, dass ich für Geschichte an eine andere Schule gehe). Strukturell gibt es da große Probleme.

Dennoch erschließen sich viele Dinge, die man in der Schule lernt, nicht direkt, später wird aber deutlich, weshalb man das behandelt.

Das Auswendiglernen ist out, das hat heute kaum noch einen Sinn, bin ich absolut bei dir. Analyse einer Werbung ist aber beispielsweise eines der wichtigsten Dinge die man überhaupt lernen kann. Du führst Amerika ins Feld: es gibt kaum ein anderes freies, demokratisches Land, in dem die Menschen so leicht zu manipulieren sind wie in den USA. Das liegt unter anderem an der Bildung. Werbung ist quasi fast schon ein Synonym für Manipulation. Werbung ist nichts anderes als die Frage "wie schaffe ich es, dass so viele Menschen wie möglich mein Produkt konsumieren", und dabei reden wir oft von völlig unnützen und idiotischen Produkten. Dennoch muss man das schaffen und Werbung schafft es. Es ist sehr wichtig, dass du in der Lage bist, diese Mechanismen zu verstehen. Zu verstehen wie Werbung funktioniert, denn Werbung begegnet uns überall, fast jede Minute sind wir mit Werbung konfrontiert. Allein für deine ökonomische Zukunft ist es wichtig, dass du dein Geld nicht für unnützes Zeug zum Fenster rauswirfst, was die Werbung bewirken möchte.

Lass mich dir erklären, wie das alles aus der Sicht der Lehrpersonen aussieht: es gibt ständig Studien, die den Bildungsstand der Länder und Staaten messen sollen. In denen nimmt die Bildung in DE ständig ab. Da muss man etwas gegen tun. Diese Studien zeigen uns bestimmte Dinge auf, die sehr gefährlich sind. Beispielsweise können die meisten Schülerinnen und Schüler heute eine Meinung nicht mehr klar von einem Fakt unterscheiden. Das ist Nährboden für Fake News, für Manipulationsversuche und - sehr tragisch ausgedrückt - kann den Tod der Demokratie bedeuten. Es ist also eine Frage des Überlebens, was man wie lehrt.
Über Goethe und weitere große Literaten bin ich sehr froh, denn - ob man das braucht oder nicht - es bildet. In der Schule habe ich es auch verdammt, hatte keine Lust darauf, heute lese ich diese Werke freiwillig weil ich merke, dass ich daraus mehr lernen kann, mich selbst stärker verbessern kann, wie wenn ich "der XY Mord" von Max Mustermann lese.

Es steckt schon viel Wahrheit drin, wenn man so gerne sagt "es gibt nichts mächtigeres als die Schrift". Das kann man auf viele Weisen interpretieren, aber eine ist sicherlich: lesen bildet.

Was du vorschlägst ist eine Welt der Fachidioten. Wie stellst du dir das vor? Mit 12 muss jeder sagen, was er oder sie studieren möchte und dann lernt die Person nur noch dafür wichtige Dinge? Dann kann jemand jedes Teil einer komplexen Maschine verstehen, austauschen, reparieren, ist aber nicht in der Lage, ein Protokoll darüber zu schreiben? Eine breit gestreute Bildung ist das größte Geschenk das man erhalten kann. Ich brauche heute auch einige Dinge nicht mehr, die ich damals lernen musste. Das ärgert mich auch heute noch - wie gesagt, über die Ausführung kann man sich streiten. Ich bin aber froh, dass ich zumindest einen Grundkurs in verschiedenen Fächern belegen musste. Dass ich diese Dinge heute weiß, auch wenn sie damals nur genervt haben. Dass mich auch diese Fächer befähigt haben, die Welt zumindest mal vielschichtig betrachten zu können.

Mündigkeit ist ein lebenslanger Prozess, aber es ist wichtig, dass alle Schülerinnen und Schüler durch die Schule ein gewisses Maß an Mündigkeit erlangen. Zur Mündigkeit gehört aber auch, mehr zu wissen als das, was man für das Studium benötigt. Zumal solch eine Orientierung wie du sie vorschlägst sehr provokant als das Gegenteil des Individualismus gesehen werden könnte. Denn mit deinem Vorschlag sagst du, ALLES was jemand lernt soll nur wirtschaftlichen Zwecken dienen. Der Mensch ist kein Mensch mehr sondern ein Rad in der Wirtschaftsmaschinerie, denn er soll ja nur das lernen, was ihn im Beruf weiter bringt. Ein Schlosser muss nicht lesen können, reicht ja, wenn er Schlösser austauschen kann. Ein Schreiner muss das politische System der BRD nicht kennen, ist doch okay solange er Holz bearbeiten kann.
Versuche mal, das aus dieser Weise zu betrachten: würde uns eine Welt von Fachidioten wirklich weiterbringen?
Nochmals der Hinweis: wir haben bereits heute ein massives Problem dadurch, dass die Bildung die Kids nicht mehr befähigen kann, falsche Behauptungen von Wahrheiten zu unterscheiden, Meinungen von Fakten zu unterscheiden, die Seriosität von Quellen zu ermitteln, zu wissen wo man sich über was informieren kann ohne manipuliert zu werden.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Teilgebiet meines Studiums