Wieso laufen Wildtiere immer gegen das Auto?

6 Antworten

Der Mensch hat die Straßen durch die Gebiete der Wildtiere gebaut. Was bedeutet, dass die Tiere dann auch über die Straßen wollen oder sogar müssen. Zudem ist der Verkehr so stark, dass sie die Geräuschkulisse gewöhnt sind. In der Nacht werden sie auch oft geblendet und reagieren dann verängstigt und verunsichert.

Wer Jungtiere hat und das Junge ist schon über die Straße, dann will das Muttertier aus Instinkt hinterher. Umgedreht das Junge der Mutter auch. Viele Tiere haben auch einen besseren Geruchssinn als Sehsinn, zum Beispiel Wildschweine.

Und zum zehnten Mal sind Tiere wie Menschen, die glauben, dass sie es noch über die Straße schaffen.

Ich hab mal ein junges Reh direkt an der Autobahn grasen gesehen. Mitten am Tag. Hat mich auch gewundert, aber es hat sich nicht stören lassen.

Man sollte in Waldgebieten immer umsichtig fahren. Und wenn doch Unfälle passieren, dann kann man es leider nicht ändern.

Die meisten unserer Wildtiere sind Fluchttiere. Sie nehmen ihre Umwelt vollkommen anders wahr als wir. Von ihrer Mutter lernen sie, alles Unbekannte zu meiden und vor allen fremden Geräuschen zu fliehen. Diese Strategie hat sich seit vielen tausend Jahren bewährt, - bis der Mensch seine Straßen gebaut hat. 

Wir haben die Landschaft in immer kleinere Teile geschnitten und in den Lebensraum der Tiere eine Gefahr gebracht, mit der sie nicht umgehen können. Im Wald hat es sich bewährt, vor einer Gefahr weg zu rennen und einfach voran zu stürmen, über umgestürzte Bäume zu springen, durch Büsche zu brechen und mit Höchstgeschwindigkeit alle Hindernisse zu überwinden. 

Diese Strategie wenden viele Tiere auch an der Straße an. Sie sind sich vollkommen im Klaren darüber, dass die Straße gefährlich ist. Es riecht hier anders als im Wald! Dann gibt es hier noch nicht einmal Deckung! Der Boden fühlt sich unter den Hufen so merkwürdig an! An einer Straße sind die Tiere unglaublich aufgeregt. Ihr Puls rast und sie sind bereit voran zu stürmen und der Gefahr mit ihrer uralten Taktik so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. 

Wenn jetzt auch noch ein Auto kommt, werden einige Tiere fast verrückt vor Angst. Dieses Geräusch kennen sie nicht aus dem Wald. Es kommt immer näher! Was tun? Umdrehen und weg rennen? Oder voran stürmen? Beide Taktiken waren in ihrem bisherigen kurzen Leben immer erfolgreich gewesen. So bald die Entscheidung getroffen ist, geht es los und dann gibt es kein Zurück mehr. 

Erst wenn die Tiere älter sind und sich an Autos gewöhnt haben, können sie diese Gefahr besser einschätzen. Doch oft genug können sie dieses Alter gar nicht erreichen. Sie werden erschossen oder tot gefahren noch bevor sie diese Erfahrung machen können. Die meisten Wildunfälle werden von jungen Tieren verursacht. Sie rennen los, ohne nach links oder rechts zu sehen, genau wie sie es im Wald gelernt haben. 

Meistens sind die Tiere nicht allein und wenn eines los rennt, dann folgen oft noch ein paar andere Tiere. Auch das war im Wald eine gute Strategie. Einer geht voran, die Anderen folgen ihm und können meistens rechtzeitig reagieren wenn diesem Tier etwas zustößt. Wenn dieses erste Tier über die Straße rennt, rennen die anderen hinterher. Keines schaut nach links oder rechts. Jeder behält nur den Hintern des Anderen im Auge, so wie sie es gelernt haben. 

Wenn es dann plötzlich kracht und es ein Tier erwischt, bekommen das nur die hinteren Tiere mit. Nur sie können etwas lernen. (Wenn sie nicht erschossen werden.) Diejenigen die vorn laufen, sind längst im Wald verschwunden. Ihnen bleibt das Geheimnis der Straße verschlossen. Sie stehen bei der nächsten Überquerung vor genau dem gleichen Problem. 

dfllothar  18.08.2016, 12:57

Hab´s schon erlebt. In einer Straße durch den Wald tauchte plötzlich auf der Seite ein Reh auf, ca.50 m vor mir. Ich machte eine Vollbremsung und kam noch rechtzeitig zum Stehen, bevor das Reh die Straße überquerte. Gleich danach folgten ihm noch mehrere Rehe, dem Anschein nach blindlings dem 1. Reh folgend. Froh darüber, daß dem Reh nichts passiert ist, fahre ich jetzt solche Straßen besonders umsichtig und mit mäßiger Geschwindigkeit, besonders bei Nacht.

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Fuchssprung  18.08.2016, 13:06
@dfllothar

Es ist das Einzige was wirklich hilft. Mit offenen Augen langsam fahren, egal ob da ein Schild auf einen Wildwechsel hinweist oder nicht.

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RuedigerKaarst  06.09.2016, 03:39
@Fuchssprung

Hinzu kommt das Licht vom Scheinwerfer.

Die Tiere fallen in eine Schockstarre und schauen gebannt ins Licht.

Bremsen kann sehr gefährlich sein!

Bei einer Vollbremsung kann man von der Straße abkommen und in einen Baum krachen.

Wild lebt, man selber ist schwer verletzt oder tot.

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JonasCraft  08.08.2022, 19:42

Hervorragend erklärt. Vielen Dank! Das hat mich auch interessiert!

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Die Tiere sind vom dem lauten Geräusch völlig verwirrt. Wenn ein Mensch erschrickt, macht er auch völlig irrationale Dinge.

Weil sie von dem Licht geblendet werden und dadurch die Orientierung verlieren.

mit19900 
Fragesteller
 18.08.2016, 07:46

Das ist doch jeden klar. Mir geht es darum das die Tiere beim vorbei fahren seitlich gegen das Auto laufen oder einige Meter vor das Auto springen.

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kim294  18.08.2016, 09:26

Das Reh wird sich fragen, warum du mit dem Auto einfach seinen Laufweg kreuzt

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Der AUTOFAHRER wird vor Wildwechsel gewarnt und hat seine Geschwindigkeit dieser potentiellen Gefahr anzupassen.

Für Wildtiere ist ein Auto evolutionär gar nicht vorhanden. Die Erfahrung eines Zusammenstoß kann das Tier auch nicht an seinen Nachwuchs weiter geben.