Wieso können die heutigen deutschen Jugendlichen keine Sätze mehr im doppelten Plusquamperfekt und Konjunktiv || bilden?

7 Antworten

Man muss jedoch der Fairness halber mit zweierlei Maß messen & kann einen durchschnittlichen Schüler/Jugendlichen nicht bspw. mit einem Redakteur oder Ingenieur oder Germanisten vergleichen.
Das mag daran liegen, dass der Deutschunterricht bzw. Sprachlehre-Unterricht nicht mehr so ausgiebig und tief stattfindet, wie das noch früher, bis in die 90er-Jahre, der Fall war [...]

Alle, die denken, dass der doppelte Plusquamperfekt "nicht mehr" in der Schule gelehrt wird, muss ich leider enttäuschen. Dieser wurde noch nie in der Schule gelehrt und gilt auch heute nicht als eloquent, ist falsche Grammatik und zudem komplett überflüssig. Redakteure und Germanisten werden so einen Satzbau vermeiden, wahrscheinlich sogar verteufeln, da er mit dem Sinn der einzelnen Zeiten überhaupt nichts zu tun hat oder was möchte jemand mit einem doppelten Plusquamperfekt im Konjunktiv II á la "ich hätte mein Auto geparkt gehabt" genau aussagen? Ein einfaches "ich hätte mein Auto geparkt" würde in diesem Fall doch ausreichen, wenn man schon ein Plusquamperfekt mit Konjunktiv II bildet. Das doppelte Plusquamperfekt hat sich aus dem verbalen Gebrauch gebildet und sich irgendwann durch Unwissen in die Köpfe eingespeist, was wiederum so in die Schriften übernommen wurde.

Früher wurde der als "Doppelter Perfekt" bekannte Satzbau mit dem falschen doppelten Hilfsverb "gehabt" oder "gewesen" auch als Hausfrauen-Plusquamperfekt bezeichnet und hat den psychologischen Hintergrund der Reduzierung von Informationsverlust. In den meisten Menschen ist verankert: Je länger der Satz, desto gehaltvoller ist dieser und bestücken ihn daher mit doppelten Hilfsverben und versuchen teilweise mit einem Konjunktiv II diese Sinnlosigkeit sogar zu unterstreichen. Beispiel von oben: Ich hätte das Auto geparkt gehabt.

Es gibt mittlerweile viele Füllwörter wie das doppelte Plusquamperfekt mit seinem "gehabt". Da wären das beliebte "halt": Das kann man halt so machen, "eigentlich": Wieso machst du das eigentlich? oder "einfach": Dann machst du das einfach so. In allen Sätzen könnte man das Füllwort entfernen und es bleibt genau der selbe Sinn enthalten (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, natürlich haben diese Wörter auch einen Sinn, aber nicht in solchen Sätzen wie in den Beispielen).

Diese Wörter und noch einige anderen dienen nur der Wortkotze und verlängern den Satz. Manche Wissenschaftler sagen, dass dies der menschlichen Informationsverarbeitung im Hirn zu verdanken ist und unser Gegenüber immer davon ausgeht, dass nur ein Teil der Informationen ankommt. Um sich davor zu schützen, verlängert er seinen Satz durch diese Wortkotze und hofft, dass der wichtige Teil bei uns ankommt und die Wortkotze dann gern vergessen werden kann. Meistens führt es aber dazu, dass zu viel Informationen beim Empfänger ankommen und dieser von Vornherein abschaltet.

Das doppelte Perfekt und doppelte Plusquamperfekt entstand also durch Unwissen, wurde durch Unwissen weitergetragen und wird sich aufgrund von Unwissenheit auch in der Gesellschaft festigen. Traurig aber wahr.

Abschließend ist zu sagen, dass alle, die Kommentare wie nachfolgende abgegeben haben:

Andererseits spielt der allgemein lockerere, beinahe lässige Tonfall unserer Gesellschaft eine Rolle -----> wer nur sehr umgangssprachlich formuliert, dem fallen komplexere Satzgebilde naturgemäß schwerer als jemandem, der eine sehr hohe Sprache gewohnt ist.
Ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass Jugendliche heutzutage häufig Medien konsumieren, die viele Informationen möglichst schnell und kurz verpacken. Die Aufmerksamkeitsspannen werden ebenso kürzer. Informationsvermittlungsgeschwindigkeit weicht der Qualität der Aussage.

leider selbst überhaupt keine Ahnung von korrekter Grammatik haben und ich bin sehr froh, dass Jugendliche heutzutage so gebildet sind, dass sie wissen, wann ein Perfekt oder ein Plusquamperfekt gebildet wird und das auch richtig machen. Allen anderen "doppelten Plusquamperfekt"-Nutzern möchte ich herzlichst ein Deutsch-Nachholkurs ans Herz legen...


Euer Chiniminiz


Das doppelte Plusquamperfekt wurde zumindest bei uns nicht einmal in der Schule behandelt, zudem liest und hört man es nicht nur unter Jugendlichen sehr selten.

Der Konjunktiv II wird aber durchaus auch unter Jugendlichen gebraucht.

Hallo!

Das mag daran liegen, dass der Deutschunterricht bzw. Sprachlehre-Unterricht nicht mehr so ausgiebig und tief stattfindet, wie das noch früher, bis in die 90er-Jahre, der Fall war & viele heutige Lehrer selbst auch nicht mehr so sehr auf eine hochwertige Sprache und einen guten Wortschatz aus sind -----> gerade sehr junge Lehrer haben oft eine nur relativ einfache Sprache drauf, weil sie selbst nicht mehr gelernt haben oder es einfach nicht kennen.

Andererseits spielt der allgemein lockerere, beinahe lässige Tonfall unserer Gesellschaft eine Rolle -----> wer nur sehr umgangssprachlich formuliert, dem fallen komplexere Satzgebilde naturgemäß schwerer als jemandem, der eine sehr hohe Sprache gewohnt ist.

Man muss jedoch der Fairness halber mit zweierlei Maß messen & kann einen durchschnittlichen Schüler/Jugendlichen nicht bspw. mit einem Redakteur oder Ingenieur oder Germanisten vergleichen.

Ich denke nicht, dass die Jugendlichen das nicht mehr können. Nur weil man es im alltäglichen Sprachgebrauch nicht verwendet, heißt es nicht, dass es nicht gebraucht wird.

Im Französischen gibt es mit dem Passé Simple zB eine Vergangenheitsform, die so gut wie ausschließlich in Textform vorkommt.

Was ist fuer dich ein "doppeltes Plusquamperfekt"?
Ein "einfaches" reicht und auch das braucht man nicht sehr oft.

Jede Sprache veraendert sich. Gerade Konjunktivformen werden immer mehr verschwinden. Es werden wahrscheinlich nur einige wenige uebrig bleiben. Viele Formen sind heute schon obsolet.
Ich kann damit leben.