Wieso kam es zum Kabelbrand (mein Herd)?
Guten Tag zusammen! (:
Letztes Jahr hab' ich einen neuen Herd bekommen und selbst laienhaft angeschlossen. Der Backofen funktionierte und zwei von den vier Herdplatten funktionierten auch. Wieso die hinteren zwei Platten nicht ansprungen war mir egal.
Letzte Woche wollte ich mir was feines kochen, als es plötzlich stark nach verbranntem Fleisch roch. Hinter dem Herd seh' ich zufällig Rauch aufsteigen - KABELBRAND. Sicherung rausgenommen - Herd abmontiert und neuen gekauft.
Diesmal lasse ich den neuen Herd von einem Fachmann installieren. Versprochen! Dennoch interessiert mich, wieso plötzlich der P1/N1 Leiter(?) überfordert war und es zum Kabelbrand kam... Lieben Dank für alle Hinweise im voraus!
6 Antworten
Nicht umsonst darf ein Elektroherd nur von einem eingetragenen Elektroinstallateur (im Elektroinstallateurverzeichnis des Energieversorgers) angeschlossen werden. Wo ist das Prüfprotokoll? Wäre es zum Wohnungsbrand gekommen, hätte die Versicherung den Schaden nicht reguliert bzw. zurückfordern können. -
Nun zum Fehler: "Kabelbrand?" Es kann evtl. die Heizplatte mit 400 V angeschlossen worden sein, müsste man mal prüfen oder ein Defekt (Kurzschluss) bei der Heizplatte vorliegen. Dazu kommt, ist die vorgeschaltete Sicherung zu hoch? Es gibt ja Herdanschlussdosen (diese mit Lüsterklemme bis 6 mm² Anschluss), die sind mit 20 A abgesichert, dieser Herd darf aber vielleicht nur mit 16 oder 10 A abgesichert werden. Dann schaltet diese bei dem Defekt nicht ordnungsgemäß ab. -
Auch ist denkbar, dass es zur Unterbrechung des Neutralleiters kam, dann entsteht ein sogenannter "imaginärer" Nullpunkt (Sternpunkt) und die Spannungen teilen sich nach der Belastung auf, d. h. es können durchaus mehr als 230 V an einer Heizplatte auftreten, wobei es zu einem höheren, als zulässigen Strom, kommen kann. Damit werden die Leitungen unzulässig heiß. Die Sicherung (LS) muss nicht unbedingt abschalten, wenn der Nennstrom des Herdes 10 A ist, die Sicherung aber 16 A.
Zum anderen, dass, was die "Vorredner" bereits geschrieben haben, die Klemmstelle war zu locker und es sind nur "Schmorstellen".
Wie ProfDrDrStrom schon schreibt, hast Du am Herd gepfuscht, indem Du keine Aderendhülsen aufgepresst hast. Dadurch wurde der Querschnitt verringert und es gibt keine feste Verbindung. Eigentlich hätte ich eher hier die Brandstelle vermutet.
Da aber der Klemmblock abgefackelt ist, wird wohl auch dort gepfuscht worden sein. Ich vermute mal, dass die Litze vor dem Aufsetzen der Aderendhülsen verdrillt wurde. Zum einen werden die einzelnen Drähte durch das Überkreuzen beim Pressen verletzt.
Zum anderen schafft man einen künstlichen Querschnitt, durch den die Schraube sich zwar fest angezogen anfühlt. Die verdrillte Litze dreht sich aber mit der Zeit wieder auf. Dadurch verringert sich der Querschnitt der Litze in der Aderendhülse und die Verbindung löst sich mit der Zeit.
Andere Möglichkeit: Die Aderendhülse wurde überpresst und die Litze ist gebrochen, was ebenfalls den Querschnitt verringert. Mich macht allein schon die Kragenfarbe der Aderendhülsen stutzig. Nach Din-Norm 46228 ist Schwarz die Kennzeichnung für 1,5 mm², während 2,5 mm² mit Blau gekennzeichnet ist. Eine zu kleine Hülse ist der Todesstoß für jede Ader.
All diese Fehler führen letztendlich zu dem Dir inzwischen bekannten Ergebnis.
Vielen Dank für die detailreiche Analyse - das bringt ein wenig Licht ins Dunkel. Ich verstehe zwar nur die Hälfte, dass zeigt aber deutlich wie wichtig es ist einen Fachmann zu bestellen. Danke! (:
Auf einem Foto kann man halt schlecht Details erkennen. Aber ich würde vermuten das der Klemmstein an der Wand nicht ordentlich verkabelt war und deswegen war dort ein Übergangswiderstand.
Hallo johnlocke89
Der Herd wurde unsachgemäß angeschlossen bzw. schlampig geklemmt
Gruß HobbyTfz
so ein herd hat seine 10kW (wenn alles läuft)
die kabel, die da bei dir aus der wand ragen sind, schätzungsweise, auf eine maximalleistung von 4-5kW ausgelegt.
sei froh ,dass du den brand rechtszeitig bemerkt hast. den herd auszutauschen bringt dich aber nicht viel weiter. der neue herd wird das selbe problem haben
Die Schwachstelle ist in den seltensten Fällen die Leitung, sofern diese mit dem korrekten Leitungsschutz abgesichert ist.
Angesichts der Fotos ist hier eher die Klemmstelle der auslösende Faktor gewesen (wie in ca. 95% der Fälle). Hier hätte evtl. ein Brandschutzschalter helfen können.
Brandschutzschalter für einen Drehstromanschluß? Welcher Hersteller hat den denn im Sortiment? Das wäre was ganz neues.
Deswegen das evtl. eingesetzt. Ich kenn die Dinger nur vom Hörensagen. In den Bereichen, in denen ich heutzutage überwiegend tätig bin, gibt es nicht mal Personenschutz - und alles <35mm² taugt höchstens als Tüddeldraht...
Evtl. geht nicht, weil es keine Brandschutzschalter für Drehstromanschlüsse gibt.
Bisher gibt es sie nur für Wechselstromkreise.
Was dein Tüddeldraht angeht... ...versuche mal eine Haushaltssteckdose an ≥35mm² anzuschließen... oder einen haushaltsüblichen Elektroherd, viel Vergnügen.
Dein Tüddeldraht hält weltweit die Welt unter Strom, nicht so verächtlich über kleine Querschnitte sprechen nur weil du mit großen Querschnitten arbeitest.
Sehr detailgenau anlysiert. Chapeau!