Wieso ist die Out-of-Africa-Hypothese wahrscheinlicher als die multiregionale Hypothese?

3 Antworten

Anhand der Varianten von der mt-DNA und von der Y-DNA kann man den Weg aus Afrika nach Südasien, Ostasien und Australien gut nachvollziehen. Das ist ungefähr vor 60.000 bis 70.000 Jahren passiert.

Es hat vielleicht 1 Million Jahre vorher schon eine Auswanderungswelle von Afrika nach Asien gegeben, aber diese kann nicht über die DNA überprüft werden, weil die DNA in den Knochen nicht so lange konserviert wird.

Es gibt mehrere Belege, welche für die Out-of-Africa-Hypothese sprechen.

Zum einen stammen die ältesten zweifelsfrei dem Homo sapiens zuzuordnenden Fossilien alle aus Afrika. Die ältesten sicher dem Homo sapiens zuzuordnenden Fossilien stammen derzeit aus Marokko und sind rund 315 000 Jahre alt.

Fossilie Überreste anatomisch moderner Menschen auf anderen Kontinenten sind dagegen deutlich jünger. Ein Schädel, der aus Griechenland stammte, konnte auf ein Alter von 210 000 Jahren datiert werden, weshalb man heute annimmt, dass Menschen Europa gut 150 000 Jahre früher besiedelt haben als bislang angenommen. Dieser Fund ist damit sogar noch älter als die gut 160 000 Jahre alten Funde in Israel, die bislang als die ältesten Fossilien anatomisch moderner Menschen außerhalb Afrikas galten.

Darüber hinaus gibt es auch molekularbiologische Untersuchungen an den heutigen Menschenpopulationen, welche die Out-of-Africa-Hypothese untermauern können. Der Mensch ist eine genetisch extrem homogene Art - die genetischen Unterschiede zwischen einzelnen Menschen betragen gerade einmal 0.1 %. Diese Homogenität ist auch der Grund dafür, weshalb der Mensch heute nicht in verschiedene Unterarten oder Rassen eingeteilt werden kann. Sie reichen aber aus, um die Evolutionsgeschichte unserer Art nachzeichnen zu können - und sie belegen die Out-of-Africa-Hypothese.
So findet sich heute die größte genetische Variabilität heute in Populationen in Afrika, in anderen Regionen ist sie deutlich geringer. Genau das ist zu erwarten, wenn Afrika einst das Kerngebiet der Verbreitung des Menschen gewesen wäre, man hier also die gesamte Variabilität des Genpools vertreten hätte. Die anderen Kontinente wurden von der Peripherie dieses ursprünglichen Kerngebiets aus besiedelt, also von Regionen aus, die genetisch weniger variabel sind. Man beobachtet sehr häufig, dass Kernpopulationen genetisch am variabelsten sind, da es im Zentrum zu Kontakten mit Individuen in allen Richtungen kommt. Am Rand von Verbreitungsgebieten herrscht dagegen kein Kontakt zu Individuen anderer Randzonen, was zu einer deutlich geringeren genetischen Austauschrate führt. Zudem erreichten ja nicht alle Menschen Europa und Asien und die anderen Kontinente, sondern nur Teile der afrikanischen Population - mit ihnen also auch nur ein Ausschnitt des Genpools. All das führte dazu, dass die genetische Variabilität außerhalb Afrikas sehr viel niedriger ist.
Träfe hingegen die multiregionale Hypothese zu, müsste man das anhand der genetischen Daten erkennen können. Die genetische Variabilität müsste auf den anderen Kontinenten dann ähnlich hoch wie in Afrika sein und bestimmte "Cluster" aufweisen.
Die genetischen Daten unterstützen also die Fossilfunde, weshalb die Out-of-Africa-Hypothese heute als die viel wahrscheinlichere Erklärung gilt.

Dennoch, so ganz aus der Welt ist die Hypothese vom multiregionalen Ursprung des modernen Menschen noch nicht. Denn in jüngerer Zeit haben Forscher, vor allem die Arbeitsgemeinschaft um Svante Pääbo am MPI für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig herausgefunden, dass der anatomisch moderne Mensch bei der Besiedlung Eurasiens auf andere, dort lebende Entwicklungslinien archaischer Menschen traf. Mindestens zwei Mal trafen unsere Vorfahren auf Neanderthaler (Homo sapiens neanderthalensis), wobei es dabei zur Kreuzung und zu einem Genfluss von Neanderthalern in unsere eigene Evolutionslinie kam. Heute haben alle nichtafrikanischen Populationen des Menschen (sowie einige nordafrikanische Populationen - denn natürlich wanderten einige Menschen aus Eurasien auch wieder zurück nach Afrika, der nahe Osten war ja keine Einbahnstraße) rund 2.6 % ihrer Gene dem Neanderthaler zu verdanken. In Asien traf der Mensch außerdem auch auf den Denisova-Menschen, der mit dem Neanderthaler nahe verwandt war. Auch dieser hat in den asiatischen Populationen seine genetischen Spuren hinterlassen.

In der Summe ist die generelle Entwicklungslinie des anatomisch modernen Menschen also in Afrika entstanden (general lineage-Artkonzept), in einem begrenzten Umfang trugen jedoch auch andere menschliche Entwicklungslinien aus anderen Regionen ihren Anteil an der heutigen Menschenpopulation bei.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Weil die gefundenen Fossilien die Theorie ebenso stützen wie die DNA Analysen.