Wieso haben manche Menschen Probleme mit Autoritätspersonen?

8 Antworten

Hallo lotussitz,

das kann man nicht pauschal sagen, wie Dxmklvw schon schreibt, können die Ursachen durchaus sehr unterschiedlich sein.

Früher gab es psychologisch gesehen einmal ein Standarderklärungsmuster: Probleme mit Autoritätspersonen gehen auf Probleme mit dem Vater zurück. Aber wie bei allen einfachen Erklärungen ist es wenn man genauer hinsieht nicht so einfach. Früher gab es (und das ist auch Heute in konservativen Kreisen immer noch so) eine einfache Erklärung: Der Chef schafft an, alle anderen kuschen. Wer nicht kuscht, hat ein Autoritätsproblem. Und früher war das auch in autoritären Familien so. Der Vater schafft an, alle kuschen. Damit schien das Modell übertragbar zu sein.

Aber so einfach ist das nicht. Ausserdem ändert sich Heute die klassische Fmilie von dem autoritären Hort zu einem demokratischeren Miteinander. Thomas Gordon und seine Familienkonferenz haben da einen großen Anteil daran. Damit wird das Modell komplexer. Die Eltern haben nicht immer Recht, sie machen Fehler, haben teilweise auch falsche Einstellungen. Die Kinder sollen demokratische Umgangsformen lernen. Damit wird auch Kritik an Autoritätspersonen möglich.

Und damit kommen wir zur Antwort von Dxmklvw. Viele Menschen lernen auch Heute in ihren Familien noch, dass die Eltern anschaffen und die Kinder zu gehorchen haben. Körperliche Gewalt ist inzwischen weitgehend verpönt, aber stattdessen findet mehr psychische Gewalt statt. Und genau diese psychische Gewalt üben viele Vorgesetzte dann aus, wenn sie (oft zu Recht) kritisiert werden. Wie früher die Eltern setzen sich auch viele Vorgesetzte einfach über Kritik hinweg, und stellen sich so ausserhalb der Vernunft. Das meint Dxmklvw mit den "Vollpfosten". Ein typisches Beispiel wohin das in aller Regel führt, können wir im Augenblick an dem VW-Dieselskandal mit verfolgen. Das Verhalten war eindeutig kriminell, Verantwortung übernimmt keiner und die zehntausende Arbeitsplätze die auf dem Spiel stehen interessieren niemanden.

Die alten Muster fördern offensichtlich ein großes Problem: Menschen, denen nicht widersprochen wird, verlieren mit der Zeit an Bodenhaftung. Sie glauben, sie hätten immer Recht, weil sie es nicht mehr erleben, dass ihnen jemand widerspricht und sie auf ihre Fehler aufmerksam macht. Angestellte in Betrieben und Kinder lernen sehr schnell, dass sie nicht widersprechen dürfen, weil ihr verhalten sonst bestraft wird.

Aus menschlicher Sicht ist es verständlich, dass ein gesunder Mensch widerspricht, wenn er sicher ist, im Recht zu sein. Aber wenn ein Vorgesetzter keine Kritik annehmen kann, weil er verunsichert wird, dann entsteht da ein Konflikt, und mit dem bekannten Muster kann der Vorgesetzte den Konflikt schnell und einfach für sich entscheiden. Die meisten Menchen haben nicht die Kompetenz oder die Lust oder die Zeit da genauer hinzusehen, um sich ein eigenes Bild von der Situation zu machen. Genau das würde unserer Gesellschaft aber unheimlich gut tun und uns weiterbringen.

Die Anzahl der Menschen, die aufgrund eines Konfliktes mit dem Vater rein automatisch abwehrend gegen eine Anweisung reagieren, ist meiner Erfahrung nach (ich gehe inzwischen auf die 60 zu) sehr gering. Meiner Erfahrung nach, wird das meist falsch interpretiert und das schadet der ganzen gesellschaft, denn die Vollpfosten, wie Dxmklvw es schreibt, werden weiter befördert und machen weiter Fehler, ohne zu erkennen, dass ihnen jegliche Kompetenz fehlt.

VG 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

In vielen Fällen sind das nicht Probleme mit Autoritätspersonen, sondern häufig nur Probleme mit Vollpfosten, die es nebenbei auch noch bevorzugen, irgend einen Autoritätsdünkel heraushängen zu lassen.

Da ist es einfach wichtig, das eine vom anderen zu unterscheiden. Die Anzahl derer, die ganz pauschal und ungefiltert gegen jede Art von Autorität sind, ist eher gering.

Ein Mißtrauen gegen "Autoritätspersonen" baut sich sehr häufig in der Kindheit auf, wenn aufgrund irgendwelcher Umstände die Anzahl an Enttäuschungen groß genug geworden ist und der Vertrauensvorschuß aufgebraucht ist. Eltern, die versagen, unfähige Lehrer usw. tragen zu solchen Entwicklungen bei.

Überwindbar sind solche "erlernten Vorgaben", wenn späterhin genügend positive Erfahrungen mit Autoritätspersonen hinzukommen, aber ein etwas überhöhtes Maß an Mißtrauen wird wohl dennoch zurückbleiben.

Hallo,

mit Autoritätspersonen haben wohl viele Probleme. Wohl die wenigsten lassen sich gerne gängeln oder vorschrieben, wie sie etwas zu erledigen haben. Oft ist es auch, dass es der Autoritätsperson gar nicht darum geht, dass etwas besser wird. Manche möchten nur ihre Macht und Stärke zeigen.

In Skandinavien ist dies ein wenig anders. Dort sind Chefs und normale Mitarbeiter mehr gleichgestellt und die Produktivität ist um einiges besser. Alphamännchen haben es dort sehr schwer. Skandinavier sind auch viel weniger krank und gehen viel lieber zur Arbeit als Deutsche.

Auch setzt man dort viel mehr auf Kommunikation, damit man versteht, wie die Gegenseite es sieht und warum sie so handelt.

Ich denke, dass wir uns von den Skandinaviern einiges abschauen sollten.

Alles Gute und ein schönes Wochenende!

P.S. Auch in den Niederlande ist hierbei vieles besser als in Deutschland.

Es gibt Menschen mit natürlicher Autorität. Probleme gibt es, wenn ein System (Schule, Behörde, Firmenhierarchie) Autorität verleiht, die diese Menschen jedoch charakterlich nicht ausfüllen. Daher sollten Hierarchien abgeschafft werden. Der Mensch ist vernunftbegabt und kann das menschliche Miteinander auch anders aushandeln. Vorgegebene Machtstrukturen sind nicht mehr zeitgemäß.

Barney123  19.01.2019, 10:10

Ganz ohne Hierarchein wird es nicht gehen, Du wirst immer jemanden brauchen, der die Verantwortung für Fehler trägt, der die Arbeit koordiniert usw. Richtig ist etwas anderes: die starren Hierarchien, wie wir sie gewohnt sind werden mit der Zeit abgeschafft. Es gibt moderne, sehr dynamische Firmen, die zeigen, wie moderne Hierarchein funktionieren und worauf man bei Führungskräften in Zukunft achten muss. Richtig ist, da wird einiges vom Kopf auf die Füße gestellt werden.

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wer läßt sich schon gerne gängeln oder sich vorschreiben, wie etwas zu tun ist?

Wenns was neues ist, mag es schleichen aber altbekanntes bfffft....

Wenns es nicht gerade Zeug ist was man bloß einmal braucht, kann man sich ja drüber informieren und hat das nächste mal mehr Ahnung!

Den Hut ziehen ist aber unnötig!