Wieso dreht man das Rollenbild nicht um?

10 Antworten

Wie hier schon geschrieben wurde: diese Rollenverteilung innerhalb einer Familie ist natürlich heutzutage ebenso absolut möglich.

Es ist aber - egal in welcher Richtung - ein äußerst riskantes Modell! Wenn die Person, die arbeiten geht, sich für eine Trennung entscheidet oder ihr etwas zustößt, kann es für die Person, die zu Hause geblieben ist, verdammt schwierig werden, in den Beruf zurückzukehren. Das hat in unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem zur Folge, dass die daheim gebliebene Person sich ruckzuck in der Armutsgefährdung oder sogar bereits in Armut wiederfindet. Care-Arbeit wird halt nicht bezahlt und leider in keinster Weise in dieser Hinsicht so anerkannt wie Lohnarbeit!

Somit ist in der Welt, wie sie ist und in der wir nun mal leben, das erstrebenswertere Modell eines, wo beide beruflich im gleichen Maße etwas kürzer treten und sich somit die Arbeit abseits der Lohnarbeit gerecht teilen, nicht eines, wo man einfach nur die Geschlechter vertauscht. Aber auch davon sind wir halt noch weit entfernt, es sind nach wie vor in allererster Linie die Frauen, die auf Teilzeit wechseln, den Löwenanteil der Elternzeit nehmen und auch in der Aufgabenverteilung daheim wesentlich mehr übernehmen als die Männer...

Mariiaaca  22.06.2023, 17:43

Danke für die wahren Worte!

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Das machen schon viele und das kann jedes Paar zum Glück selbst entscheiden.

Es gibt etliche Paare wo der Mann bei dem Kind ist, gibt ja etliche Gründe, zum Beispiel wenn sie der Part ist der mehr verdient, da macht das schon auch Sinn. Die Milch (sofern das Kind gestillt wird) kann ja abgepumpt werden, wichtig ist halt noch das der Vater jeden Handgriff kennt aber das sind ja so Sachen die man sich schnell abgucken kann.

Meist verdienen Frauen immer noch weniger, als die Männer. Daher wird so ein Tausch nicht in jeder Familie gut klappen.

zetra  27.07.2023, 21:29

Und es gibt noch reichlich Bürger, die das glatt abstreiten.

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tanztrainer1  27.07.2023, 23:15
@zetra

Früher kag es hauptsächlich daran, weil die Eltern meinten, dass ein Mädchen keinen Beruf bräuchte, und daher eine höhere Schulbildung für unnötig hielten.

Meine Eltern meinten auch noch, dass für mich das Gymnasium nicht in Frage käme, als mein Lehrer meinte, dass ich in der Hauptschule fehl am Platz wäre. Dieser Lehrer schaffte es, dass ich dann wenigstens auf die Realschule durfte.

Doch später fragte mein Vater, ob mein Mann so schlecht verdienen würde, dass ich arbeiten müsste. Meine Antwort war dann, für was ich eine Ausbildung gemacht hätte, wenn ich dann doch nur das 'Heimchen am Herd geben dürfte'.

Es ist auch leider so, dass oft den Mädchen gar nichts zugetraut wird und sie sich dann doch für einen typischen schlechter bezahlten Frauenberuf entscheiden.

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zetra  28.07.2023, 09:04
@tanztrainer1

Das waren eigentlich auch die Grundgedanken ab der Zeit der Adenauerregierung, die voran dir drei K stellte.

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Spielwiesen  28.07.2023, 09:24
@zetra

Ach, schon vorher: meine Mutter musste richtig kämpfen, eine gründliche Ausbildung zu bekommen, die dem klassischen Frauenbild meines Großvaters nicht entsprach - und auch noch Geld kostete (obwohl er eine gute Position hatte). Da war Adenauer noch lange nicht in Mode!

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zetra  28.07.2023, 09:34
@Spielwiesen

Nun, man koennte jede Zeit dafür vorher anziehen, was die Emanzipation der Frauen betrifft, aber meinen hier schon öfter eigestellten Bericht des Spiegel, der das akribisch auflistete, wie es in der BRD lang ging, reicht dazu völlig aus, um in einer Schnappatmung zu kommen

Spiegel; Nr.3/14.1.2017

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tanztrainer1  28.07.2023, 12:30
@zetra

Wenn man bedenkt, dass in der BRD verheiratete Frauen bis zum Gleichberechtigungsgesetz von 1957 das Mündel ihres Ehemannes war, zuvor das Mündel des Vaters, und einige Bestimmungen sich erst ab 1977 änderten, sollte man nicht unbedingt hochnäsig auf andere Länder schauen.

In Tunesien kam diese Gleichberechtigung der Frauen schon 1956, dagegen in der Schweiz erst 1981. In zwei besonders rückständigen Kantonen kam das Wahlrecht für Frauen bei den kantonalen Wahlen erst 1989 bzw. 1990!

Man braucht sich nur die Werbung der 1950er ansehen. Als Frau hatte man das Heimchen am Herd zu geben.

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Spielwiesen  28.07.2023, 17:24
@tanztrainer1

Vor 1977 war eine Berufstätigkeit der Ehefrau genehmigungspflichtig! Ohne den Halbgott 'Ehemann' lief da nichts. ^^

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tanztrainer1  28.07.2023, 17:41
@Spielwiesen

Zum Glück habe ich erst in den 1980ern geheiratet.

Teilweise bin ich richtig ländlich aufgewachsen. Einer meiner früheren Kollegen wurde noch Anfang der 2000er Jahre blöd angeredet, dass er wohl so 'nixig' verdienen würde, dass seine Frau arbeiten müsste. Er lebte in einem wirklichen 'Kuhkaff'.

Wenn meine Mutter mich hin und wieder wegen meiner Berufstätigkeit kritisierte, erinnerte ich sie daran, wie oft sie den Vater wegen mehr Haushaltsgeld anbetteln musste, aber ich das nicht nötig hätte.

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tanztrainer1  28.07.2023, 17:46
@tanztrainer1

Ohne Zustimmung des Ehemanns durfte eine Frau bis 1962 kein eigenes Bankkonto eröffnen. Erst nach 1969 wurde eine verheiratete Frau als geschäftsfähig anerkannt.

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Spielwiesen  28.07.2023, 17:53
@tanztrainer1

Da fällt mir ein, dass vor wenigen Jahren noch meine Mutter erwähnte, dass, als sie mich (irgendwann zu einem bestimmten Anlass) mal gebraucht habe, ich mich 'irgendwo herumgetrieben hätte....'!

Das war die Zeit, wo ich berufstätig war. Natürlich weit weg in anderen Städten! Also hielt sich ihr eigenes veraltetes Frauenbild auch noch und genoss einen Wert!

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tanztrainer1  28.07.2023, 19:04
@Spielwiesen

Als ich mal eine kleine Erbschaft machte und das Geld anlegen wollte, verlangte der Bankbeamte allen Ernstes die Unterschrift meines Ehemannes. Der ging doch tatsächlich davon aus, dass das nicht mein eigenes Geld sein konnte, und das in den 1980ern. Den fragte ich dann unverblümt, in welchem Jahrhundert er leben würde. Fazit war dann, dass ich dort alle meine Konten auflöste und zu einer anderen Bank wechselte..

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Spielwiesen  28.07.2023, 19:14
@tanztrainer1

Sehr gut! Ich hab gar nicht erst geheiratet! 😀 Mit mir macht man sowas nicht!

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Warum bleiben heutzutage nicht die Männer zuhause und stehen in der Küche, passen auf die Kinder auf und übernehmen den Haushalt während die Frau arbeiten geht?

Weil das in vielen Familien weder der Mann noch die Frau will. Und weil Männer eben i. d. r. mehr verdienen als Frauen. Aber ja, es gibt mittlerweile auch Familien, in denen der Mann zuhause bleibt und in der Küche steht, auf die Kinder aufpasst und den Haushalt übernimmt, während die Frau arbeiten geht.

Alex