Wieso beleidigen aggressive Menschen bevor sie körperliche Gewalt abwenden?

6 Antworten

Ein Kampf ist auch für den vermutlich oder vermeintlich stärkeren nicht ohne Risiko. Daher versuchen Tiere, den Menschen eingeschlossen, einen Sieg ohne Kampf zu erreichen.
Am Anfang steht Imponiergehabe, einfach zu zeigen, wie stark man ist. Danach folgt Drohverhalten, zum Beispiel Scheinangriffe. Erst wenn der Gegner sich nicht einschüchtern lässt, kommt es zu einem wirkliche Kampf, und auch der kann in den meisten Fällen durch Flucht oder Unterwerfungsgesten beendet werden.

Ob man das im Zweifelsfall beim Menschen so genau zuordnen kann, weiß ich nicht. Beleidigungen als Imponiergehabe und Anrempeln als Scheinangriff, das läge nahe, aber das menschliche Verhalten ist vielleicht auch etwas komplexer, und auch Drohungen können rein verbal erfolgen.

Dazu kommt erschwerend, dass manche Menschen Streit gar nicht vermeiden wollen, ganz im Gegenteil, aber sich trotzdem an das Eskalationsmuster halten, vielleicht um nicht nachher als Schläger zu gelten.

Wie schon von anderen gesagt läuft auch vieles unbewusst ab. Ich hatte auch schon einen Streit in einer Gesprächsrunde und plötzlich stellten wir beide fest, oder eine dritter, dass wir beide aufgestanden waren. Wir wollten beide keine körperliche Auseinandersetzung, aber unsere Körper haben sich darauf vorbereitet.

Ob Fäuste oder aggressive Beleidungen, beides hat für mich mit Schwäche zu tun, resp. mit Mangel an korrekter Verhantensweise in einer bestimmten Situation.
Seien wir froh, dass zuerst gebellt wird, bevor gebissen wird, nicht?
Und wenn sich die Individuen beruhigen können, bevor es bedrohlich wird, umsobesser.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

In einem bestimmten Alter muss man sich ausprobieren, ich hoffe nur, dass Ihr solche Aktionen nicht duldet!

Das sind Lernprozesse für beide Seiten, für Euch, damit Ihr erkennt, dass soetwas auch existiert, für die anderen hoffentlich, dass Ihr dieses Verhalten nicht akzeptiert; - wer will schon außerhalb der Gesellschaft stehen!

Das menschliche Auseinandersetzungsverhalten ist zum großen Teil genetisch verankert, teilweise auch durch soziale Normen gelernt. Besonders Kampf- und Revierverhalten ist wie bei anderen Arten auch ein instinktives Verhalten und richtet sich deshalb nach einem bestimmten Schama, das nicht so leicht durchbrochen werden kann.

Ich habe selbst viele Jahre Erfahrung im Selbstverteidigungstraining und habe auch viele Rollenspiele der Gewalteskalation durchgemacht. U.A. auch die Situation jemanden anzugreifen ohne jeden Grund. Das funktioniert fast gar nicht, alles im Körper sträubt gefühlt sich dagegen. Wenn das Opfer allerdings einen Grund liefert, und sei es, wenn ich ihn selbt provoziert habe, funktioniert der Angriff plötzlich hervorragend. Meiner Vermutung nach liegt das daran, dass der Mensch ein sehr soziales Tier ist und ein Revierverhalten auch stark beobachtet und bewertet wird. Ein Angriff ohne Grund wird sozial mehr geächtet, als wenn das Gegenüber einen Grund zum Angriff liefert und man sich erfolgreich behauptet. Aus diesem Grund gehen einem Kampf oft Provokationen, Geschrei und Geschimpfe voraus, quasi ein gegenseitiges Gründeliefern.

Zusätzlich ist ein Angriff ohne krasse zielgerichtete Wut auch kaum umsetzbar, bzw. die meisten haben daran gar kein Interesse. Das verbale Vorspiel liefert also nicht nur den Grund, sondern auch den nötigen Antrieb für einen körperlichen Angriff. Dieser ist quasi die Fortsetzung des Vorspiels.

lionel2001 
Fragesteller
 16.09.2023, 14:38

Also kann man grob sagen, wenn Wut und Aggression in einem Menschen ohne jegliche Provokation hochkommt und diese Person dann im Angriffsmodus ist und auch angreift, ist irgendetwas im Gehirn nicht so, wie es sein sollte. Denn dieses Individuum bricht ja quasi dann den Instinkt und ignoriert komplett, dass es ein soziales Wesen ist.

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Neuron123  16.09.2023, 14:56
@lionel2001

Kann man nicht so pauschal sagen, weil ja in dieser Person die Provokation durch das Gegenüber schon gegeben war und damit ein Grund vorliegt. Ich denke mal, diese Verhaltensweisen sind nicht sooo differenziert, dass da jetzt eine tiefe soziale Analyse gemacht wird :D

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Dahinter gibt es nicht wirklich ein Schema.

Als ich 17, 18, 19 war und mich hat jemand derart genervt schlug ich dieser Person, unabhängig von Geschlecht und Körperbau mit der Faust direkt auf die Nase, aber mit voller Wucht. Meistens wenn diese Person kräftiger war und sich wehren wollte, setzte ich noch nach mit einer Faust aufs Kinn.

Ich war damals sehr aggressiv und Boxer zu gleich. Und das war mir beides bewusst, ubd deshalb ließ ich auch so gezielt meine Wut heraus. Heute nicht mehr. Man wird älter.