Wie wurde man welcher Gladiator?

6 Antworten

Ich hörte, dass die Figur eine Rolle spielte. Gibt es ja auch beim Boxen, die Gewichtsklassen.

Weiterhin die Fähigkeit. Der, der untalentiert war, wurde lt. einer Serie der Typ mit dem Netz und Dreizack.

Der Eigentümer konnte es auch entscheiden. Wer bestraft werden sollte, konnte gegen Tiere antreten. Die Überlebenschance soll klein gewesen sein.

Ein Kaiser ist manchmal auch runtergegangen. Wahrscheinlich war dann der Ausgang von vornherein klar. Doch er war wohl der einzige, der für sich die Waffen auswählen durfte.

Wie es mit den Bürgern Roms war, die mal so eine Runde drehen wollten. Keine Ahnung. Vielleicht ein Mischentscheid; Beratung und Eigenwahl.

Gladiatoren haben sich auf eine bestimmte Gladiatorengattung/einen bestimmten Gladiatorentyp mit festgelegter Ausrüstung (lateinisch: armatura = Rüstung, Bewaffnung, Waffengattung; Plural: armaturae) spezialisiert.

Ausnahmen, bei denen ein Gladiator (wechselnd oder nacheinander) in verschiedenen Gladiatorengattungen/ Gladiatorentyp gekämpft hat, sind vorgekommen (z. B. Grabinschrift des Gladiators Markianios aus Markianopolis, der als Murmillo und Secutor gekämpft hat, um 200 n, Chr., Supplementum Epigraphicum Graecum [SEG] 46:901; Inschrift in Ravenna auf einem Grabstein des Gladiators Antigonus aus Kampanien, der als Murmillo und Provocator gekämpft hat, Année epigraphique [AE] 1990, 355; Graffito über den Gladiator Samus der als Murmillo und Eques gekämpft hat, in einem Peristylhaus [wird als Gladiatorenkaserne gedeutet] in Pompei, Corpus Inscriptionum Latinarum [CIL] IV 4420; Grabinschrift in Brescia des Gladiators Smaragidus aus Gades [?], , der als Murmillo und Hoplomachus gekämpft hat, Corpus Inscriptionum Latinarum [CIL] IV 2508).

Sachmaßstäbe der Wahl

  • persönliche Eignung: Die Gladiatoren wurden nach mit großer Wahrscheinlichkeit nach persönlicher Eignung (wie Körpergröße und Körperbau [Statur], Kraft, Schnelligkeit, Gewandtheit, Geschicklichkeit) mit Beobachtung der Begabungen/Fähigkeiten und einem Ausprobieren des Kämpfens mit unterschiedlicher Bewaffnung als Test einer Spezialisierung zugeteilt, die nur in seltenen Fällen später noch geändert wurde. Beispielsweise hatte die Ausrüstung bei einem Murmillo, Secator oder Hoplomachus ein verhältnismäßig hohes Gesamtgewicht und dafür war eher ein großer und sehr starker Mann geeignet. Ein Retiarius (Netzkämpfer) benötigte Schnelligkeit und Gewandtheit, weil er mit seiner geringen Schutzbewaffnung einen längeren Nahkampf möglichst vermeiden und eher schnell vorstoßen und sich rasch wieder aus einer Nahdistanz zurückziehen musste, außerdem Geschicklichkeit beim Werfen des Wurfnetzes. Ein Eques (Reiter) musste gut reiten können.
  • Bedarf an Gladiatoren für eine bestimmte Gladiatorengattung/einen bestimmten Gladiatorentyp: Für einen Veranstaltung von Gladiatorenkämpfen gab es eine Erwartung einer spannenden und vielfältigen Massenunterhaltung. Dafür war erwünscht, für alle Gladiatorengattungen/Gladiatorentyp Gladiatoren aufbieten zu können und alle Kampfpaarungen (am meisten die beim Publikum besonders beliebten) abzudecken, z. B. Retiarius gegen Secutor. Daher wurde für jede Gladiatorengattungen/jeden Gladiatorentyp eine ausreichende Anzahl benötigt. Entsprechend war es erforderlich, im benötigten Zahlenverhältnis neue Gladiatoren auszubilden.
  • Herkunft und vorherige Waffenerfahrung von Kriegsgefangenen: In einer frühen Zeit scheinen für Gladiatorengattungen/Gladiatorentyp ähnliche Waffen verwendet worden zu sein, wie sie bei bestimmten Völkern üblich waren. Es hat z. B. die Bezeichnungen Samnes (Samnit; lateinischer Plural: Samnites), Gallus (Gallier; lateinischer Plural: Galli) und Thraex (Thrakier; lateinischer Plural: Thraeces) gegeben. Kriegsgefangenen aus solchen Völkern sind vermutlich in einer frühen Zeit, wenn aus ihnen Gladiatoren gemacht wurden, vor allem solchen Gladiatorengattungen/Gladiatorentyp zugeteilt worden, zu denen sie Waffenerfahrung mitbrachten.

Personen, die wahrscheinlich bei der Wahl mitwirkten

  • Gladiatorenunternehmer/-meister (lanista): Der Gladiatorenunternehmer/-meister (lanista), Leiter einer Gladiatorenschule (ludus gladiatorius) hatte eine wichtige Rolle. Bei Gladiatoren mit Sklavenstatus, die er gekauft hatte, war er auch der Besitzer. Bei verurteilten Verbrechern konnten Staatsvertreter grundsätzlich die Verurteilung entscheiden, der Einsatz für eine bestimmte Gladiatorengattungen/einem Gladiatorentyp wird aber wahrscheinlich den Fachleuten überlassen worden sein.
  • Ausbilder/Trainer: Die Ausbilder (doctores oder magistri genannt; Singular: doctor oder magister) waren Waffengattungen als Spezialisten zugeordnet. Bekannte Namen sind oft typisch für Sklaven. Dies deutet auf Männer, die früher als Gladiatoren tätig waren. Sie leiteten das Training in einer kleinen Arena. Ausbilder/Trainer waren sachkundig und konnten angehende Gladiatoren beim Training gründlich beobachten und sehen, wer beim Ausprobieren in welcher Waffengattung viel Talent zeigte.
  • Gladiator selbst: Es gab auch freiwillige Gladiatoren und ein angehender Gladiator wird wohl allgemein auch darauf geachtet haben, bei welcher Gladiatorengattungen/in welchem Gladiatorentyp er aufgrund von Körpermaßen und Fähigkeiten eher Erfolg haben würde.
  • Besitzer: Der Besitzer konnte Einfluss nehmen. Der Gladiatorenunternehmer/-meister (lanista) war allerdings oft auch der Besitzer und insofern der Besitzer dann keine weitere Person.

Marcus Junkelmann, Gladiatoren : das Spiel mit dem Tod. Mainz am Rhein : von Zabern, 2008, S. 101:

„Im allgemeinen aber war der Wechsel von einer armatura zur anderen oder gar das gleichzeitige Praktizieren mehrerer Fechtarten so ungewöhnlich, wie wenn heutzutage auf Bundesligaebene Torwart, Libero oder Mittelstürmer die Rollen tauschen würden. Gladiatoren wie Fußballer suchten und suchen Spezialisierung nach persönlicher Eignung aus bzw. wurden und werden von ihren Besitzern, Trainern, Managern nach diesem Kriterium ausgewählt. Bevor man ein klares Bild gewann, welche armatura einem angehenden Gladiator am angemessensten war, wird es wohl des öfteren zu versuchsweisem Training in verschiedenen Kampfarten gekommen sein. War aber die Spezialisierung einmal erfolgt, und begann der Gladiator Erfahrung zu sammeln, dann ging er im Normalfall seinen weiteren Weg in ein und derselben Gattung. Dies ergibt sich aus den bekannten Karrieren einzelner Gladiatoren wie aus der ganzen Organisation der ludi.“

Anfänglich waren es Sklaven oder Kriegsgefangene, somit entschied der Herr oder Feldherr darüber. Ab dem 1. Jhd. v. Chr. kamen immer mehr Freiwillige dazu Berufsgladiator zu werden. Dann entschied der Ianista, der Trainer - meist selbst freigekaufter Gladiator - nach den Talenten und Stärke. Und das obwohl Gladiatoren weniger galten als Sklaven. Doch der Zulauf war so groß, dass der Senat per Gesetz den Zulauf einschränkte.

Woher ich das weiß:Hobby

War man Kriegsgefangener, wurde man auch zu den Waffen eingesetzt, mit denen man schon Erfahrung hatte. aber in der Tat entschieden das die Gladiatorenschulen nach Talent und körperlicher Ausstattung. Ein Retarius beispielsweise musste flink und wendig sein, ein Thraker eher groß und massig.

Der Lanista wird das wohl entschieden haben. Ein erfahrener Trainer wird die Fähigkeiten der Kämpfer erkennen und trainieren.

Und es wird in der Truppe der Gladiatoren sicher ein ausgewogenes Verhältnis der verschiedenen Gladiatortypen angestrebt worden sein, damit auch alle möglichen bzw. beliebten Kombinationen im Kampf antreten konnten.