Wie würdet ihr das Gedicht 'Die alten, bösen Lieder' von Heinrich Heine interpretieren?

2 Antworten

Das Gedicht hat sechs vierzeiige Strophen mit jeweils Zeilen zwei und vier gereimt. Es ist ein "Schlussstrich-Gedicht" - er will alles begraben und insoweit im Grundzug positiv, denn im Hintergrund steht die Absicht des Neuanfangs.

Was begraben wird und wohin der Neuanfang geht, das lässt Heine offen, sodass jeder seine persönlichen Empfindungen hineinpacken kann. Man kann zumindest herauslesen, dass Erwartungen, Träume geplatzt sind, gescheitert an gesellschaftlichen Barrieren (alte Lieder) oder Vorurteilen und dass schon sein Herz daran hing (zwei letzten Zeilen). So ganz einfach fällt ihm dieses Begraben nicht und nicht der Neubeginn, denn derart starke Emotionen kann man nicht so mir nichts, dir nichts per Kopfbeschluss ins Meer versenken. Darum muss es ein großer Sarg sein, der schwer sein wird und er muss ins Meer - das alles sind auch Bilder dafür, dass er selbst nicht sicher ist, diese Enttäuschungen so einfach wegstecken zu können.

Darum deuten die Bilder des großen Sarges, der starken Männer usw. weniger auf die Fülle der Enttäuschungen als auf die Tiefe der inneren Kränkung.

Historisch kann dahinter stehen, dass Heine, als Jude geboren, sich taufen ließ, um eine Anstellung als Jurist in Staatsdiensten zu bekommen. Das hat dann doch nicht geklappt und er blieb ein 'Außenseiter', dem durch gesellschaftliche Vorurteile der 'Eintritt in die Gemeinschaft' verwehrt blieb. Seine Taufe 'zum Schein' hat ihm nicht die Tür in die Ständegesellschaft geöffnet.

casamaria  17.05.2010, 11:29

Klasse interpretiert, großes DH von mir...

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ich interpretiere nichts mehr warum auch meine Tochter hat nur noch mündliche Abiprüfung und ich muss nur noch das Geld verdienen