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Blowing Bubbles - (Schule, Geschichte, Bilder)

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Die Karikatur heißt „Blowing Bubbles". Sie stammt von dem Karikaturisten Walt Munson und erschien zuerst in der Zeitschrift American Economist 64 (1919), S. 135 und dann in der us-amerikanischen wöchentlichen Zeitschrift The Literary Digest 62 (1919), 20. September 1919, S. 4, innerhalb eines Artikels „hostilities over the peace treaty“, S. 4 – 7.

Der ältere Mann in Anzug, Hemd und Krawatte gekleidet und mit Brille, stellt offensichtlich Woodrow Wilson, den damaligen Präsidenten der USA, dar.

Seine Tätigkeit ist, wie der Titel ausdrückt, Seifenblasen zu blasen. Seine linke Hand hält er an eine große Schale, bis zum Überschwappen gefüllt mit Wasser und Seifenschaum. Die Schale trägt die Aufschrift „Idealism“ (»Idealismus«). Daneben scheint eine Pflanze abgebildet, wie ein Symbol für einen Wunsch, etwas möge wachsen und gedeihen. In die Schale hat Wilson anscheinend kurz vorher eine Pfeife getaucht und erzeugt damit Seifenblasen. Zufrieden und hoffnungsvoll schaut er auf eine große Seifenblase vor sich, die als „League of Nations“ bezeichnet ist. Zwei weitere Seifenblasen schweben ein wenig weiter weg in der Luft, kleiner anzusehen und ohne Aufschrift.

Präsident Wilson hatte am 8. Januar 1918, während des Ersten Weltkrieges, ein 14 Punkte-Programm für eine Friedensordnung dargelegt. Darin war die Gründung eines Völkerbundes enthalten. Am am 28. Juni 1919 ist der Friedensvertrag von Versailles unterzeichnet worden. Dieser enthielt unter anderem die Gründung des Völkerbundes (League of Nations), dessen Satzung Teil der Friedensverträge nach dem Ersten Weltkrieg war. Die Gründung des Völkerbundes war ein erklärtes Ziel Wilsons. Nach seiner Rückkehr in die USA warb er in Reden dort für Unterstützung des Völkerbundgedankens. Der Völkerbund sollte eine Zusammenarbeit der Völker fördern, für Einhaltung und Sicherung von Frieden auf der Welt sorgen und humanitäre Leistungen erbringen.

Nach der Karikatur hat Wilson gute, menschenfreundliche Absichten, schöpft aus idealistischen Gedanken, aber seine Konzepte und die damit verbundenen Hoffnungen sind nicht gut geeignet, der harten Wirklichkeit standzuhalten. Der Völkerbund ist als Sache dargestellt, mit der er ganz persönlich stark verbunden ist. Wilsons Idealismus erscheint eher naiv und illusionär. Seifenblasen sind zerbrechlich und haben nicht langfristig Bestand. Wilson erzeugt hoffnungsvolle Wunschträume, die bald zerplatzen werden.

Der Artikel selbst, innerhalb dessen die Karikatur veröffentlicht worden ist, berichtet von verbreitetem Widerstreben im Senat der USA, den Friedensvertrag zu ratifizieren und dem Völkerbund beizutreten. Einige Zeit später, am 19. November 1919, kam im Senat eine Ablehnung.

Hei, Fragesteller230, vermutlich bezieht sich das Foto auf den amerikanischen Präsidenten Wilson, der nach dem ersten Weltkrieg mit seinen 14 Punkten vom Ideal einer friedlichen Welt träumte - - aber, so sieht es der Karikaturist, er produzierte Seifenblasen, Hirngespinste, Traumbilder, Wolkenkuckucksheime Utopien und so. Grüße!