Wie versöhnt man sich mit jemandem (Papa), wenn sich jede Körperzelle dagegen sträubt?
Ich versuch, die Fakten kurz zu halten. Ich bin 24, pendle aber seit dem Lockdown im November immer zwischen meiner Wohnung und dem Elternhaus hin und her, teilweise weil ich meiner Mutter in der Arbeit aushelfe.
Letzte Woche habe ich meinem Vater eine SMS geschrieben, die ihn sehr verletzt hat. Wir reden seitdem kein Wort mehr miteinander und gehen einander aus dem Weg. Meine Mutter sagt mir ständig, ich soll mich entschuldigen und mit ihm ausreden und ihm alles sagen, was ich fühle, aber die Wahrheit ist, ich will mich nicht mit ihm aussöhnen. Wenn ich schon nur an meinen Vater denke, überkommt mich SO STARK Abscheu und Ekel und alles in mir weigert sich, weil am liebsten würd ich ihn für immer aus meinem Leben streichen. Er ist kein Trinker oder so, sondern von außen betrachtet völlig normal. Aber ich hab nichts mehr für ihn übrig, null.
Wie versöhn ich mich mit ihm, wenn ich so empfinde, damit meine Mutter glücklich ist? Immerhin leidet sie ja auch drunter, aber ich kann mir nicht helfen, es stoßt mich auf allen Ebenen vor ihm ab.
3 Antworten
liebe stacy,
die verletzende SMS ist sicherlich nicht alleine der Grund für Deine echt schlechte Beziehung zu Deinem Vater. Es sind sehr viele Ursachen möglich. Diese können bei Deinem Vater liegen, z.B. wenn er Dich als Kind fies behandelt hatte. Die Ursachen können auch in Dir liegen, wenn z.B. Du in der Vergangenheit überzogene Erwartungen an Deinen Vater gerichtet hattest, die er nicht erfüllte.
Erst wenn Klarheit besteht, welche Ursachen euch trennen, kann man wirklich gezielt überlegen, wie diese Beziehung verbessert werden kann.
Das mit dem unnützen Stromverbrauch im Winterpavillon hab ich inzwischen auch gelesen. Ist sein verschwenderischer Umgang, z.B. mit Strom, wirklich alles?
Ich vermute, Du identifizierst Dich stark mit Deiner Mutter. Ja, sie kann einem Leid tun, wenn ihr Mann so unvernünftig handelt. Aber sie hat vor vielen Jahren entschieden, diesen Mann zu heiraten. Hauptsächlich ist es ihr Problem, nicht Deines. Man kann keinen Menschen ändern. Versucht man es, will man einen anderen Menschen erziehen, erlebt man meist nichts als Widerstand. Der Egoismus lässt sich auch mit Verletzungen und Beleidigungen des Menschen nicht ausrotten. Und soweit Du das erkannt hast, fühlst Du Dich hilflos. Und Hilflosigkeit macht aggressiv.
Hier ist es wichtig, dass man selbst sich über die Situation erheben kann, nicht mehr runter gezogen wird. Genau das passiert aber in Dir. Und wenn man eine gewisse Distanz hat, kann man besser über Lösungen (für Deine Mutter) nachdenken. Und versuche es nicht mehr mit Erziehungsversuchen bei Deinem Vater. Das ist sinnlos.
Danke, das hab ich auch schon gedacht. Wenn ich diese Versöhnung irgendwie hinter mich gebracht hab, halt ich mich aus ihren Dingen raus. Ein Gefühl sagt mir, dass die beiden sich auch "zerfleischen" ohne mein Zutun. Natürlich ist der Strom nicht alles, aber der war Auslöser für die SMS. Die wahre Aggression dahinter beruht natürlich auf einer wachsenden Antipathie, die ich vor Jahren entwickelt habe. Zu erkennen, dass ich meinen Vater seit Jahren nicht einmal mehr mag, hat erstmal einen Kloß im Hals verursacht, aber die Wahrheit ist nicht immer schön.
Verstehe. Bei mir lösen solch destruktive Menschen so einen inneren Konflikt aus, bei dem sich in mir Trauer und Wut um die Vorherrschaft streiten. Ich habe mich für Trauer entschieden, also für ein stilles Leiden. Lasse ich die Wut gewinnen, werden mich die Aggressionen auffressen.
Wenn wir eine schlechte Situation nicht ändern können, sollten wir uns für das Mitleiden, für die Trauer entscheiden. Es gilt die Regel: "Wer nicht leiden will, muss hassen." Und Hass frisst den Menschen auf, macht ihn kaputt.
DAS wird dir nicht gelingen, denn packst du deine Eltern in einen Koffer- du dazu- geht es ohne Berührung nicht.
Da ich nicht weiss, was du ihm geschrieben hast, kann ich auch nicht erkennen,für was du dich entschuldigen solltest.,
Einzige Möglichkeit- du besuchst deine Mutter,wenn er zur Arbeit oder ausser Haus ist.
Er ist in Pension, arbeitet also nicht mehr. Und die Entfernung zu meiner Wohnung beträgt ungefähr 266km, drei Stunden in Autofahrt, da kann ich nicht einfach nur für ein paar Stunden kommen, ich bleibe tagelang zuhause. Was meinst du mit Eltern in einen Koffer packen?
Koffer- sinnbildlich Treffen in einer Wohnung- auch da ist ein " räumlich nicht - Berühren- unmöglich.
Werte es für dich, wie weit du springen kannst für deine Mutter- und was du dann von ihm ertragen kannst...Oder du stellst dein Wohlbefinden als Priorität- eine- du oder deine Mutter wird trotzdem leiden. Du kriegst deine Mutter nicht ohne deinen Vater- siehe Koffer.
Hierfür müsste man wissen was du ihm geschrieben hast und warum euer Verhältnis so zerrüttet ist.
Lange Geschichte, das mit dem Verhältnis, aber zur SMS Folgendes:
Er ist in Pension, verdient keinen Cent mehr, ist seit einem Konkurs nicht mehr richtig auf die Beine gekommen. Mama zahlt ALLES, und ich meine ALLES. Er lässt ständig den Strom an, obwohl sie letztes Jahr schon eine Nachzahlung von 3000 Euro hatte, nur wegen seinem (Schimpfwort)-Strom. So, und an dem Tag wollt er, dass ich die Heizkörper unten in seinem Winterpavillon einschalt. Die fressen halt auch ständig Strom, gell. Ich dachte aber, der ist eh gleich da, wenn ich die einschalten soll. Kommt er für geschlagene DREI STUNDEN nicht. Da hab ich ihm geschrieben, warum ich die Heizkörper einschalten sollt. wenn die soviel Strom fressen und das dann eh wieder die Mama allein zahlen kann. Er natürlich eingeschnappt, weil das kannst du den wenigsten Männern so direkt sagen, ohne dass ihr Ego leidet.
Wenn das wirklich alles ist was zwischen euch steht, würde ich der Sache eine Chance geben. Aber ich erkenne aus deinem Text,das weit mehr zwischen steht. Natürlich ist die finanzielle Lage deines Vaters unschön,aber in einer Ehe unterstützt man sich ja und hat ein gemeinsames Konto. Viele Männer reagieren so wie dein Vater auf finanzielle Kritik, weil sie sich als Versager fühlen und die Familie nicht ernähren können . Das ist für viele Männer beschämend und schlimm. Aber dein Vater sollte sich nicht auf seinen Schicksalsschlag ausruhen, sondern sich nach einem Job umschauen. Letzenendes ist es eine Sache zwischen deinen Eltern. Deine mitter muss entscheiden ob sie damit weiterhin zurecht kommt oder nicht.
Wie gesagt, er ist in der Pension. Für ihn kommt dazu, dass er auf seinem letzten Lebensabschnitt steht, diese generelle Unzufriedenheit spüren wir ab. Wahrscheinlich ist er sogar depressiv, wer weiß. Ich sehe das aus der Perspektive einer Tochter, die nicht mal an zweiter oder dritter Stelle steht. Dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will, hat sich vor Jahren entwickelt und ist nie mehr weggegangen. Wenn ich mich jetzt also mit ihm versöhne, dann nur meiner Mutter zuliebe, nur weiß ich nicht, wie ich das richtig anstellen soll, weil ich schieb's vor mir her. Würden die beiden sich scheiden lassen, wär alles viel einfacher natürlich.
Das mir der Pension habe ich überlesen. Steht deine Mutter denn noch in Arbeit? Ich habe auch ein schwieriges Verhältnis zu meinem Vater und kann das ganz gut nachvollziehen. Aber die Entscheidung kann dir niemand abnehmen. Du musst für dich entscheiden ob du verzeihen kannst oder nicht.
Ja, sie arbeitet als Kassenärztin, eh nicht so leicht gerade. Verzeihen kann ich ihm nicht, aber Friede, Freude, Eierkuchen spielen will ich für meine Mutter, bis er entweder geht oder sie sich scheiden lassen. Augen zu und durch hab ich schon mal als Tipp gehört ...
Ich kenne alle Ursachen schon. Würden wir uns versöhnen, käme ich natürlich auch in den Zwang, ihm das zu sagen. Zum Beispiel, dass ich seit Jahren keine Beziehung mehr zu ihm habe, dass ich daran auch nichts mehr ändern will. Ich will auch gar keine Beziehung mehr zu ihm, weil er (in Pension) immer aggressiver wird und schwieriger und sturer. Und DAS ihm zu sagen wird richtig hässlich ...
Nachtrag: teilweise auch, weil die Mama ja drunter leiden würd, wenn ich gar nicht mehr mit ihm rede