Wie verabschiedet man sich in deutschsprachigen Schweiz?

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Zum Abschied gibt man sich erneut die Hand (wenn man sich nicht gut kennt) und sagt zum Beispiel ‚Uf Wiederluege (‚Luege‘ ist ein Wort, dass die Schweizer aus dem Mittelhochdeutschen bewahrt haben, also ein sehr altes Wort aus dem Mittelalter, das ‚schauen‘ bedeutet), ‚Adje (= Adieu), ‚Ade‘ (= Adieu), ‚Uf Wiederseh‘ (aus Deutschland übernommen) und wiederum Tschau (=Ciao). Man hört auch ‚Tschüss‘ und ‚Sali‘, die Begrüssungs- und Abschiedsformeln werden also ab und an vermischt.

Auf Französisch werden ‚au revoir‘, ‚adieu‘, ‚à bientôt‘ benutzt, auf Italienisch in der italienischsprachigen Schweiz ‚A presto!‘ (Bis bald!), ‚Arrivederci!‘ (Auf Wiedersehen!)‘, ‚Buona giornata!‘(Einen schönen Tag noch!) und ‚Ciao!‘ Auf Rätoromanisch verabschiedet man sich mit ‚Buna saira‘ (Einen schönen Abend), ‚Buna not‘ (Gute Nacht), ‚Dorma bain!‘ (Schlaf gut!), ‚Insömgia alch bel!‘ (Träum was Schönes) und Bun di eir a tai! (Dir auch einen guten Tag!).http://cvo-bec.net/e-zine/?p=1640&lang=de


tanzella  16.06.2020, 13:56

Danke für deine ausführliche Antwort. Das ist sehr interessant. 🙂

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tanzella  16.06.2020, 14:01
@tanzella

Ich hätte noch eine Frage: Benutzt man im französischsprachigen Raum wirklich auch "adieu"? Mir wurde im Französisch-Unterricht in der Schule noch beigebracht, man solle "adieu" nicht benutzen, da man dann von einem Abschied für immer ausgehe, was ja in der Regel nicht der Fall ist. Ich weiß aber gar nicht, wie das Franzosen handhaben. LG 🙂

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IQSofia  16.06.2020, 14:50
@tanzella

soweit ich das in der Nähe von Frankreich mitbekomme wird adieu eher selten gebraucht. Man sagt eher: à bientot oder à demain ... genau weiß ich es aber leider nicht.

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Ja, "Tschüss" ist ganz geläufig... "Ade", "ciao" oder "Bis denn" kann man auch sagen. Muss es formeller sein, kann man auch "uf widerluege" sagen.


Agnes2019  16.06.2020, 07:31

Stimmt alles, und nach meiner Erfahrung muss man in der Schweiz beim "Adjö" die erste Silbe betonen - oder ist das von Kanton zu Kanton unterschiedlich ?

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MuellerMona  16.06.2020, 08:01
@Agnes2019

ja, das Betonen kann von Kanton zu Kanton wirklich verschieden sein. Verstanden wird man jedoch problemlos überall =D

Das "adjö" soll ja seinen Ursprung aus der französischsprachigen Schweiz haben. Und meine Oma, welche in der französischen Schweiz aufgewachsen ist meinte kürzlich, dass das "adjö" - "a dieu" - "zu Gott" bedeuten soll. Deshalb wird dann wohl, wie im Französischen die erste Silbe betont.

Aber die Dialekte sind wirklich vielfältig... auch beim Betonen. Von Ade, Adjö, Tschüss, Tschou, Tschü-üüss, Tschüssli, Tschau u.s.w. =)

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Tschüss wird selten verwendet, ist eher deutsch, als schweizerisch, zum Teil ist es sogar eher eine Begrüssung.

Ciao oder Ade (letzteres in diversen regionalen Abwandlungen) ist üblich.


MuellerMona  16.06.2020, 08:04

Tschüss als Begrüssung? - Würde mir als Schweizerin jetzt nicht wirklich in den Sinn kommen... und ich selbst, wie auch viele in meiner Region, verwenden das "Tschüss" zur Verabschiedung. - In welchen Regionen verwendest du denn das "Tschüss" als Begrüssung? (Ich kenne mich eher in den zentralen Regionen aus)

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GeriDerWolf  16.06.2020, 09:00
@MuellerMona

Das war für mich als "Schwob" schon SEHR gewöhnungsbedürftig als ich begann in Basel und Baselbiet zu arbeiten. Du rufst jemanden an, der hebt ab und sagt "Tschüß" - für mich Gesprächsende, Verabschiedung :-)))

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MuellerMona  16.06.2020, 10:14
@GeriDerWolf

haha, ja, also für mich wäre das genau so gewöhnungsbedürftig - Denn auch für mich ist ein "Tschüss" ein Gesprächsende XD - Und dies auch noch am Telefon? - Da ist ja eigentlich nicht einmal ein "Tschüss" üblich XD - ich glaube, ich werde einfach alt... und die Sprache entwickelt sich für mich unbemerkt weiter XD

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GeriDerWolf  16.06.2020, 12:52
@MuellerMona

Oh, es gab VIELES Gewöhnungsbedürftige. Ich habe Französich leichter gelernt als Baseldütsch, weil die selben Worte unserer gemeinsamen Deutschen Sprache unterschiedliche Bedeutungen haben. Beispiele :

Der Blumenstrauß schmeckt gut. WAS ? Die Schweizer ESSEN Blumensträuße ? Schmecken = Riechen. Wir müßen noch die Straße wischen. Was ? Die Schweizer putzen die Straße naß mit Eimer, Putzwasser und Tuch ? Wischen = Fegen Heb mol. Was bitte soll ich hochheben ? Lueg amoal. Warum sollte ich lügen ?

Nach einer Weile habe ich mich daran gewöhnt und Basel-Dütsch nicht nur verstehen sondern auch sprechen gelernt. Und ich bekam von meinen Schweizer Arbeitskollegen ein echtes Kompliment :

"Kolleg, DU bischt ka Schwob. DU - bist a echta Dütscher. Do hescht a Bier, heb mol".

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MuellerMona  16.06.2020, 13:26
@GeriDerWolf

hach, das sind ja herrliche Beispiele! Wenn man sich halt den Schweizer-Dialekt gewohnt ist, fällt einem gar nicht wirklich auf, dass gewisse Worte im Hochdeutsch eben doch ein wenig anders verwendet werden. Und ich lerne sogar jetzt wieder etwas dazu XD - Für mich ist es selbstverständlich, dass man eine Strasse oder einen Boden "wischt"... und diese eben kein Wasser oder Tuch benötigt XD

Jedoch musste ich mal feststellen, dass man in hochdeutscher Sprache "Urlaub" sagen sollte... und das Wort "Ferien" nur verwendet wird, wenn man noch zur Schule geht. Kein Wunder, dass mich Leute plötzlich so "Jung" eingeschätzt habe... als Schweizer macht man auch "Ferien" wenn man schon lange im Berufsleben tätig ist XD

Und ich finde es grossartig, wenn sich jemand sogar die Mühe macht, einen Schweizer-Dialekt verstehen und sogar sprechen zu lernen. Ich stelle mir das wirklich schwierig vor... und ich würde mir die Zähne ausbeissen, wenn ich einen deutschen Dialekt lernen müsste. Meine Wenigkeit kämpft ja gelegentlich schon damit, wenn ich nur Hochdeutsch sprechen sollte. Da wäre es manchmal echt von Vorteil, wenn man Untertitel zuschalten könnte.

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GeriDerWolf  16.06.2020, 15:02
@MuellerMona

Meine Favoriten sind zwei Schilder die ich sah :

Parkieren ganzer Platz verboten, Fehlbare werden behaftet, Velos ausgenommen und

Besammling do (Pfeil)

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Ich komme selbst aus der Schweiz und bei uns sagen die meisten Tschüss.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung