Wie stehen Buddhisten zu Jesus?

10 Antworten

Ich selbst bin Soto-Zen-Buddhist, habe mich aber mit mehreren Konfessionen und Glaubensgemeinschaften auseinandergesetzt - auch mit dem Christentum.

Göttlichkeit und Wunder

Für mich sind die Erzählungen über Wunder Jesu nicht von Bedeutung und natürlich betrachte ich ihn auch nicht als Gottes Sohn, da ich nicht an einen Gott glaube.

Diese Geschichten sind für mich literarische Erfindungen, mit denen der besondere Status gegenüber anderen Wanderpredigern seiner Zeit herausgestellt werden sollte

Grundlage

Wenn man die Berichte des Neuen Testaments als Grundlage für einen einigermaßen historischen Jesus nimmt, komme ich zu einem bestimmten Jesusbild.

Bodhisattva

Jesus war offenbar ein Wahrheitssucher und später auch Weisheitslehrer, der sein Leben in den Dienst anderer Wesen gestellt hat - ohne Rücksicht auf sich selbst.

Im Mahayana-Buddhismus nennt man ein Wesen, dass sich selbstlos in den Dienst der anderen stellt, einen Bodhisattva. Man könnte also Jesus als Bodhisattva sehen.

Sozialist

Er hatte jedoch auch sehr radikale Ansichten zur Gesellschaft, die teilweise an den Sozialismus erinnern. Er war somit auch eine Art Sozialphilosoph bzw. Reformer.

Soweit meine Meinung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Im Buddhismus selber gibt es keine Motive zu Jesus, deshalb ist es schwer das allgemein zu beurteilen. Buddhisten sind wie alle anderen Menschen auch dazu angehalten Jesus neutral & kritisch zu beobachten!

Ich selber habe mich lange mit Jesus beschäftigt, bzw. mit der mageren Menge an Dingen die uns von ihm überliefert sind. Summa summarum finde ich ihn okay.

Ich kann seiner Verhaltensethik einiges abgewinnen, besonders die Bergpredigt in Matthäus 5 bis 8 finde ich sehr inspirierend. Auch war er für eine soziale Gerechtigkeit, die zumindest für die damalige Zeit sehr fortschrittlich war.

Auf der anderen Seite lehne ich auch seine extreme Aggressivität ab. Jesus hat mehrmals Leute beleidigt, z.B. als vom Teufel stammend, Natternbrut, Otterngezücht oder Fuchs. Auch seine Höllendrohungen waren sehr aggressiv. Und es gibt noch viele andere Geschichten, die ich als sehr verstörend empfinde, z.B. wenn Jesus einem Menschen dazu auffordert ihm zu folgen & ihm noch nicht einmal erlaubt sich von seiner Familie zu verabschieden.

Das ganze Mythologische um die Jesusgeschichten, wie Wunderheilungen, die Auferstehung, die Auffahrt in den Himmel oder die Austreibung von Dämonen halte ich einfach nicht für historisch. Ob das Ganze eine Inszenierung seitens von Jesus & seinen Anhängern war oder ob diese Geschichten im Zuge der mündlichen Überlieferungen entstanden sind, weiß ich nicht.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen

Ich kann nur für MICH antworten:

Ein netter Typ, wenn es ihn so gegeben hat, wie er von Christen geschildert hat - ich habe aber große Zweifel daran, dass es ihn so gegeben hat, wie er geschildert wurde.

Wie auch immer: Seinen Kreuzestod für meine Sünden? ... den halte ich für für haltlos übertrieben!

Du kannst dir die Ansicht des Dalai Lama (Buddhist) in diesem Interview mal anhören (ab Min. 5). Ich meine, es ist ganz aussagekräftig wie er andere Religionen toleriert und das allen Religionen gemeinsame Positive hervorhebt.

Sie sehen ihn schon als einen Gelehrten, Mystiker und Magier an.