Wie stark war das Mittelalter heidnisch geprägt?

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Das Mittelalter und auch die Frühe Neuzeit und sogar die Neuzeit haben viele vorchristlich-heidnische Traditionen bewahrt. Die Stichworte, unter denen solche Vorstellungen zusammengefasst werden, sind "Aberglaube" und "Volksfrömmigkeit".

Was wegen Quellenmangels nicht eindeutig erklärbar ist: ob sich die Menschen des Herkommens ihres Aberglaubens und ihrer Volksfrömmigkeit überhaupt bewusst waren. Denn die heidnischen Traditionen wurden in der Regel christlich überformt, sodass die Menschen (auch mangels Bildung) keinen Widerspruch zu ihrem christlichen Glauben bewusst empfanden.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Ich glaube schon, dass viele Bräuche und Traditionen streng genommen heidnischen Ursprungs waren. Aber ich glaube nicht, dass das den Menschen in Hochmittelalter noch bewusst war: ich vermute, vieles wurde getan "weil es schon immer so Brauch ist" oder "weil es Glück bringt"... Die konkreten heidnischen Mythen und Vorstellungen hinter den Bräuchen dürften schon größtenteils vergessen oder christlich überlagert worden sein.

Ich meine, vergleicht es mit heute : wer - außer ein paar Nerds - kennt schon den Ursprung von Ausdrücken wie "es zieht wie Hechtsuppe" oder "Spießrutenlauf" ohne es zu googeln und wer weiß noch, wo die Martinsgans herkommt oder warum die Sommerferien die längsten Schulferien sind? Dabei sind einige dieser Dinge kaum mehr als 100 Jahre alt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Grundstudium Ägyptologie und Geschichtswissenschaft

Hallo,

Gebiete im heutigen Litauen zum Beispiel wurden ja erst spät von dem deutschen Orden christianisiert. Spät heißt hierbei für mich persönlich Spätmittelalter.

Dann gab es zum Beispiel auch das Judentum im Mittelalter im mitteleuropäischen Raum.

Geprägt war das Leben vom christlichen Glauben stark, der Umgang mit dem Tod zum Beispiel ein ganz anderer.

Mit freundlichen Grüßen

Das wäre mir neu.

Das reale Christentum des Jahres 1200 sah aber anders aus als des klassischen Römischen Reiches. Und das ganz erheblich, weil es selbst heidnische Kulturelemente assimiliert hatte, wie die von ihm selbst verbreiteten Wochentage oder Monatsnamen ebenso zeigten wie die Festtermine, die mit alten heidnischen Terminen zusammen fielen usw. etc.

Ich sehe da ein in das Christentum assimiliertes heidnisches Erbe, dessen sich die Menschen um 1200 wohl gar nicht mehr bewusst waren, ebensowenig wie sie es heute sind.

Das gesammte deutsche christentum baut auf heidnischen festen auf.

Der papst hat verordnet das auf heidnischen gebetsstätten kirchen errichtet werden, damit die heiden die gebäude als heilig annehmen, und die heidnischen feste werden zu christlichen... Mai, weihnacht, ernte danke usw...

wichtigste germanische heilige tradition ist sonntags schwein zu essen.