Wie schätzen die westdeutschen Politiker und die westdeutschen Bürger tatsächlich uns Ostdeutsche ein?

9 Antworten

Von Experte kami1a, UserMod Light bestätigt

Nach knapp 30 Jahren sollte eigentlich kein Unterschied mehr sein.

Selbst sehe ich da nur noch regionale Unterschiede. Manches fällt in einer Gegend mehr auf fruchtbaren Boden, als in einer Anderen (egal ob Ost oder West).

Aber Verallgeinerend sehe ich das nicht (mehr).

Ich denke das hat beim Herrn Döpfner mit Chauvinismus zu tun.

Das in der BILD-Redaktion hinter den Kulissen über den "kleinen Mann" gelästert wird, als dessen Anwalt man sich nach außen darstellt, ist ein alter Hut.

Dort herrscht generell ein sehr verachtendes Menschenbild und diesmal hat es eben die Ostdeutschen getroffen.

Als Wessi, der zwischen 1999 und 2002 in Berlin lebte und natürlich auch Ostberliner Kollegen hatte, kann ich diese Sichtweise nicht bestätigen.

Die Wahlergebnisse in Sachsen unterscheiden sich aber sowohl von Berlin, als auch von meiner Heimat NRW, erheblich.

Trotzdem wählt selbst dort keine absolute Mehrheit AfD und Linke.

Das Verhältnis zu Russland und zum Autoritarismus sehe ich jedoch schon als großen Unterschied zu meiner westdeutschen Heimat.

Hier galt Russland eigentlich immer als Feind und hatte niemals echte Freunde. Wir sind seit 1945 halt amerikanisch/britisch sozialisiert.

Vor allem die amerikanische Kultur hatte großen Einfluss auf den Westen - vermutlich wesentlich mehr als die Russen bei euch im Osten.

Zudem hat sich die DDR als antifaschistischer Staat definiert und lehnte die Rechtsnachfolge des deutschen Reiches ab. Sämtliche Aufarbeitung des 3. Reichs, sowie die Reparationszahlungen blieben am Westen hängen.

Daher wurde die NS-Zeit im Westen viel besser aufgearbeitet als im Osten, wo man einfach sagte: "Als Sozialisten haben wir damit nichts zu tun".

Zudem wurden Strukturen wie Thälmann-Pioniere und FDJ unterhalten, die uns Wessis an Jungschar und Hitlerjugend erinnern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter
cas65  17.04.2023, 12:47

Sämtliche Aufarbeitung des 3. Reichs, sowie die Reparationszahlungen blieben am Westen hängen.

Das ist faktisch falsch. Den Großteil der Reparationen an die SU hat die DDR bezahlt.

Wert der Entnahmen aus SBZ und DDR

Die Reparationsleistungen der späteren DDR an die Sowjetunion geschahen bis 1948 hauptsächlich durch Demontage von Industriebetrieben. Davon betroffen waren 2000 bis 2400 der wichtigsten und bestausgerüsteten Betriebe innerhalb der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (SBZ). Bis März 1947 wurden zudem 11.800 Kilometer Eisenbahnschienen demontiert und in die Sowjetunion verbracht. Damit wurde das Schienennetz bezogen auf den Stand von 1938 um 48 Prozent reduziert. Der Substanzverlust an industriellen und infrastrukturellen Kapazitäten durch die Demontagen betrug insgesamt rund 30 Prozent der 1944 auf diesem Gebiet vorhandenen Fonds. Ab Juni 1946 begann sich mit dem SMAD-Befehl Nr. 167 die Form der Reparationen von Demontagen auf Entnahmen aus laufender Produktion im Rahmen der Sowjetischen Aktiengesellschaften zu verlagern, die von 1946 bis 1953 jährlich zwischen 48 und 12,9 Prozent (durchschnittlich 22 Prozent) des Bruttosozialprodukts betrugen.[35] Die Reparationen endeten nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Auf der Grundlage erstmals erschlossener Archivmaterialien, vor allem in Moskau, kamen Lothar Baar, Rainer Karlsch und Werner Matschke vom Institut für Wirtschaftsgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin etwa 1993 auf eine Gesamtsumme von mindestens 54 Milliarden Reichsmark bzw. Deutsche Mark (Ost) zu laufenden Preisen bzw. auf mindestens 14 Milliarden US-Dollar zu Preisen des Jahres 1938.[36]

Als die Reparationen 1953 für beendet erklärt wurden, hatte die SBZ/DDR die höchsten im 20. Jahrhundert bekanntgewordenen Reparationsleistungen erbracht.[37] Siegfried Wenzel, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Staatlichen Plankommission der DDR, bezifferte die Reparationen der SBZ und der DDR auf insgesamt 99,1 Milliarden DM (zu Preisen von 1953) und die der Bundesrepublik Deutschland demgegenüber auf 2,1 Milliarden DM (zu Preisen von 1953). Die SBZ/DDR soll demzufolge 97 bis 98 Prozent der Reparationslast Gesamtdeutschlands – pro Person mithin das 130-fache – betragen haben. Wenzel bezog sich dabei auf unterschiedliche Quellen wie die Interalliierte Reparationsagentur für die Reparationsleistungen der westlichen Besatzungszonen und das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen für die Reparationsleistungen von SBZ und DDR und zog unterschiedliche Bezugsgrößen (US-Dollar zu Preisen von 1938 bzw. Deutsche Mark zu Preisen von 1944 [sic]) heran.[38]

Eine andere, deutlich höhere Summe nannte in diesem Zusammenhang Horst Roigk, jahrzehntelang hochrangiger Mitarbeiter des Bereichs Kommerzielle Koordinierung: In einem öffentlichen Vortrag am 10. Juli 1995 im Diskussionskreis „Zwie-Gespräch“ bezifferte Roigk den Wert der „je nach Zweck“ von der SBZ und der DDR an die Sowjetunion geleisteten Reparationen nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund seiner internen Kenntnisse und der ihm zur DDR-Zeit zugänglichen staatlichen Quellen auf 500 bis 700 Milliarden Mark.[39]

Zwar wird eine exakte Berechnung der Reparationsleistungen, wie Wenzel einräumt, aufgrund unterschiedlicher Bezugsgrößen tatsächlich erschwert; gleichwohl bleiben die enormen Unterschiede der Reparationslasten offensichtlich. 1995 wurden von den Historikern Konstatin Akinscha und Grigori Koslow nach Einsicht in die Originaldokumente in russischen Archiven eigene Belege vorgelegt: Sie bezeichnen diese Phase als Die Plünderung Deutschlands (mit „Deutschland“ ist mit wenigen Ausnahmen nur die Sowjetische Besatzungszone gemeint).[40] Ähnliche Informationen sind aus dem Uranbergbau der SDAG Wismut sowie aus dem Schiffbau bekannt.

Inzwischen bekam der Westen über den Marshallplan sofort das Geld wie Puderzucker hinten reingeblasen bekommen. Nur damit ja niemand auf die Idee kommt, es könnte etwas Besseres als die "US-Sozialisierung" geben.

Und was die "Aufarbeitung" angeht - mir fallen nicht annähernd so viele Staatsratsmitgieder mit brauner Vergangenheit ein wie westliche Politiker. Da gibt es bis heute große Defizite auf beiden Seiten.

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vanOoijen  17.04.2023, 12:52
@cas65

Danke für die Aufklärung und Konkretisierung.

Aber der Fragesteller fragt hier ja nicht nach konkreten Fakten, sondern wie ein typischer Wessi (der ich als 1976 in Aachen geborener bin - ohne Verwandte in der DDR) auf die Ostdeutschen blickt und sie einschätzt.

Da sind meine faktischen Fehler vielleicht sogar besonders hilfreich, denn ich vermute die meisten Westdeutschen teilen meine Einschätzungen, ob sie nun stimmen oder nicht.

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cas65  17.04.2023, 13:13
@vanOoijen

die meisten Westdeutschen teilen meine Einschätzungen, ob sie nun stimmen oder nicht

Umso nötiger die Aufklärung.

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vanOoijen  17.04.2023, 13:28
@cas65

Dafür habe ich mich bei Dir ja auch bedankt.

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Ein Bild-Zeitungs-Chef hat uns Ostdeutsche als "Kommunisten oder Faschisten" verspottet.

Das ist auch meine Meinung, aber das ist für mich gerade das Sympathische an den Ostdeutschen.

Meine persönliche Art kommt im Osten viel besser an als im Westen. Die Menschen des Ostens sind menschlicher und freundlicher, und sie fallen viel, Viel seltener auf die Propaganda in unseren "Qualitätsmedien" herein. Was der deutschen Politik zur Zeit fehlt, das ist ja tatsächlich die soziale Komponente der Sozialisten/Kommunisten und die egoistische Komponente der Faschisten, d.h. deutsche Steuergelder und deutsches Siedlungsgebiet vordringlich für die Deutschen.

Außerdem fehlt der Politik Vernunft und Augenmaß, was man wohl eher in der Mitte der Demokratie verortet.

Erstens :

Du bist also Ostdeutscher, tatsächlich ? Du stammst aus Ost- oder Westpreußen, aus Pommern, Posen oder Schlesien ? Wenn Du aus der ehemaligen SBZ stammst dann bist Du Mitteldeutscher, nicht Ostdeuscher.

Zweitens :

Was hat Dein "Religions" - Verein mit dem Thema zu tun ? Das Du Waffenlieferungen an die Ukraine ablehnst, das Du somit also dieses Land und dieses Volk den russischen Agressoren ausliefern willst läßt allerdings tief blicken.

"Schwerter zu Pflugscharen" - warst Du damit auch schon bei Putin und der Gruppe Wagner vorstellig ?

Warst Du, Du "friedfertiger Christ" ?

Ich finde die Ostdeutschen, die AfD wählen, sehr gut.

Schwerter zu Pflugscharen finde ich nicht ganz so super, aber kostet nur 1 weißes Mana.

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