Wie lange geht ein Augenblick?

10 Antworten

Nichts im Universum läuft kontinuierlich ab. Alles lauft in Sprüngen ab, ist sozusagen „gequantelt“. Dabei können sehr unterschiedliche Taktfrequenzen auftreten.

Nur bei einer kontinuierlichen Betrachtungsweise könnte man sagen, Gegenwart gibt es nicht, sie ist eine Illusion und stellt die Grenzlinie zwischen Vergangenheit und Zukunft dar.

Der Takt, in dem man sich gerade befindet, ist die Gegenwart. Der Takt davor ist Vergangenheit, der Takt danach ist Zukunft.

Unser Bewusstsein arbeitet mit einer variablen Taktfrequenz zwischen 8 und 30 pro Sekunde. Dementsprechend ist die wahrgenommene Gegenwart, der bewusst wahrgenommene Augenblick,  zwischen 1/8 und 1/30 Sekunde lang.

Das lässt sich aber auch auf andere Bereiche übertragen. Wenn mann z.B, von seinem „gegenwärtigen Leben“ spricht, meint man damit den Takt, in dem man sich gerade befindet, wobei als einzelner Takt eine Zeitspanne zu verstehen wäre, in der sich nichts wesentliches ändert.

Bei der Gegenwart historisch gesehen wäre das auch eine Zeitspanne, in der sich gerade nichts wesentliches ändert.

Der Augenblick ist lediglich die Grenze zwischen Vergangenheit und Zukunft, quasi so etwas wie eine gedachte Linie. Unser "wir" befindet sich in der Zukunft, wird in jeglichem "Augenblick" in unserem Bewußtsein zum "Jetzt" und verschwindet gleichzeitig in die Vergangenheit, die nur das enthält, was einmal gewesen ist und nun nicht mehr ist.

Eine Zeitzumessung für den Augenblick ist ebenso sinnfrei, als wenn man bestimmen wollte, wie dick die Grenze zwischen dem Weiß eines Papierblatts und einem darauf befindlichen schwarzen Fleck ist.

Hier noch ein Denkproblem: Wenn die Dauer des Augenblicks genau Null Sekunden lang ist, wenn die Vergangenheit die Summe aller gewesenen Augenblicke ist, wenn die Zukunft die Summe aller noch nicht gewesenen Augenblicke ist, und wenn sämliche Zeit die Summe aus Vergangenheit, Gegenwartsaugenblick und Zukunft ist, wie lang ist die Dauer der Zeit?

Hallo,

das ist vielleicht ganz gut mit einem Film vergleichbar:

Wenn Du einen Film mit 8 oder 15 Bildern pro Sekunde siehst, rattern einzelne Bilder an Dir vorbei, erhöst Du die Bildanzahl auf 24 oder höher, ist Dein "Sehen" zu träge, um noch einzelne Bilder auszumachen und empfindet die einzelnen Bilder als flüssige Bewegung, eine Illusion.

Das Jetzt ist auch eine Illusion, der Trägheit Deines Verstandes ist es jedoch geschuldet, es wahrnehmen und benennen zu können.

Einen idellen Punkt gibt es auch nur in der theoretischen Mathematik, denn er besitzt keine Fläche, in der Praxis kannst Du nichts darstellen oder wahrnehmen, das keine Fläche besitzt. Also ist ein Punkt immer eine kleine Fläche. Und ein Augenblick hat eine zeitliche Ausdehnung, sonst gäbe es ihn gar nicht. Somit ist er theoretisch immer sowohl etwas Vergangenheit, als auch etwas Gegenwart.

Ich glaube, dass dies keine sonderlich wissenschaftliche Betrachtung ist. Bin ja auch kein Wissenschaftler. Google doch einfach zur Vertiefung mal Raum-Zeit oder such Dir ein Buch dazu, dass sich umfangreicher als nen wikipedia Eintrag mit der Betrachtung von Zeit befasst.

Im Grunde gibt es Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur, weil wir sie erfunden haben. Unsere Wahrnehmung ist ein unlösbarer Teil des Verständnisses von Zeit.

Gruß - Robert :  )

Dxmklvw  04.08.2017, 16:17

"Im Grunde gibt es Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur, weil wir sie erfunden haben."

Das sehe ich auch so.

Und alles Übrige - nun ja, da tun wir uns wohl ausgesprochen schwer damit, halbwegs brauchbar zum Ausdruck zu bringen, was wir mit dem meinen, was wir sagen oder schreiben. Und noch schwerer tun sich andere damit, es dann auch noch so zu verstehen, wie es gemeint ist.

0

Antwort

von regenkatze, 19.09.2010 (Gleiche Frage bereits gestellt)        

2,7 Sekunden

Neue neurologische und psychologische Studien lassen vermuten, dass das Gehirn die Gegenwart in Einheiten zu etwa 2,7 Sekunden verarbeitet. Der alltagssprachliche Begriff „Augenblick“ stellt genau diesen Sachverhalt dar. Zudem legen Untersuchungen nahe, dass 3-Sekunden-Einheiten auch in der Lyrik (wenn es etwa um die Erkennung von Reim und Rhythmus geht) und der Musik von Bedeutung sind.

0,166 Sekunden