Wie läuft eigentlich das Leben im Kloster ab?

6 Antworten

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Das kommt auf den Orden an

Es gibt kontemplative Orden, wo die Brüder (ich kann nur für Männerorden schreiben), hauptsächlich im Kloster sind und dort intern arbeiten und etwas mehr beten.

Und es gibt weltzugewandte Orden, wo die Brüder tagsüber ganz normalen Berufen nachgehen - vom Krankenpfleger bis Professor.

Grundsätzlich lebt man nach der benediktinischen oder augustinischen Regel. Beten und arbeiten, Armut, Keuschheit und Gehorsam ist überall so.

Aber ausgelebt wird das, je nach Orden, durchaus anders.

Ich habe 2 Mal ein paar Wochen mit Brüdern in der Klausur gelebt.

Und den Alltag geteilt und mitgearbeitet, war also nicht der zahlende Gast im Gästehaus des Klosters, sondern ein Interessent für den die gleichen Regeln galten.

Das hieß: 5 Uhr morgens Laudes, danach ein erstes Frühstück. Danach noch mal 2 Stunden Ruhe (da konnte man sich nochmal hinlegen, duschen, etc.).

Dann zweites Frühstück und dann zur Arbeit. In meinem Fall eine Armenküche.

Dann Mittagessen.

Dann wieder Arbeit, zu Unternehmen fahren und um Spenden betteln bzw. diese abholen. Und Vorbereitungen für den nächsten Tag treffen. Also Logistik und Lagerhaltung. Absprache mit allen möglichen inkl. einer Krankenhaus-Küche.

Dazwischen (nur für die die Zeit hätten das Nachmittagsgebet) um 14:30.

Jeden Abend Messe. Danach Abendessen im Refektorium, dem Speisesaal. Bei dem Orden wo ich war, wurde sich beim Essen normal unterhalten. Woanders herrscht Schweigen und es wird aus der Bibel gelesen. Nach dem Abendessen das Komplet. Das Abschlussgebet des Tages.

An den Wochenenden zusätzlich Abends noch die Vesper.

Und natürlich wird vor jedem Essen gebetet, bevor man sich setzt. Gemeinsam.

Vor dem Abendessen werden auch die Namen der verstorbenen Brüder (am jeweiligen Tag verlesen - in dem Fall seit dem 13. Jahrhundert).

Nach dem Komplet ist der Tag zu Ende.

Das war gegen 20 Uhr.

Danach kann man gerne noch ausgehen. Keiner war eingesperrt, jeder hatte einen Schlüssel für das Kloster.

Natürlich wird bei Postulanten und Novizen schon darauf geachtet, was die so treiben. Also besoffen reinstolpern um 2 Uhr Nachts ist eher nicht. Trotzdem beruht alles auf gegenseitigem Vertrauen.

Das Postulat dauert mindestens ein halbes Jahr und natürlich muss man mindestens katholisch getauft sein. Dann folgt das Noviziat. Erst da erhält man den Habit. Es ist übrigens keine Pflicht (wieder je nach Orden) den immer zu tragen.

Viele würden sich wundern, wie viele Ordensmänner heute rumlaufen wie Du und ich.

Bei der Messe etc. trägt man ihn aber. Daran kann man übrigens auch erkennen, wer Profess-Bruder und Novize ist. Denn das Skapulier (ein zusätzlicher Überwurf) trägt man erst, nachdem man den ewigen Profess geleistet hat.

Das kann unterschiedlich lange dauern. Zwischen 3 und 6 Jahren.

Als Novize legt man die Gelübde: Armut, Keuschheit und Gehorsam nur für eine bestimmte Zeit ab und schaut, ob man so leben kann.

Beim ewigen Profess ist es für immer.

Armut ist relativ. Zwar gab es auch 2015, als ich zuletzt dort war, nur 70€ Taschengeld pro Monat (wovon man Späße wie Frisör und Rauchen zahlen muss), allerdings wurde Brille, Bücher, medizinische Behandlung, Autos (3 für 12) UVM. also das Meiste vom Orden bezahlt.

Dafür geht ein eventuelles Gehalt komplett an den Orden.

Schulden darf man nicht haben, wenn man in einen Orden eintreten möchte.

Auch wenn man mal außerhalb des Klosters mit Freunden im Restaurant essen möchte.

Frisör zählt allerdings zur Eitelkeit, die nicht gerne gesehen ist und muss daher vom kargen Taschengeld bestritten werden.

Ansonsten gibt es allerdings keinen Mangel.

2 Mal pro Woche war sog. Rekreation, wo man im Aufenthaltsraum, der sowohl TV, offenen Kamin bis zur Bar bot, alles mögliche machen konnte. Sich unterhalten, Gesellschaftsspiele, TV sehen etc. Und Alkohol in Maßen war dann ebenfalls okay.

Man gibt einen großen Teil Freiheit auf, entledigt sich aber zugleich vielen gesellschaftlichen Zwängen.

Ich werde nie vergessen, wie ein Bruder seinen Rentenbescheid in den Papierkorb warf und meinte: "Das brauche ich nicht".

Der Orden sorgt für einen bis zur Bare und darüber hinaus. Keine Sorge wie die Beerdigung oder Pflegeheim bezahlt wird. Und eventuell erinnert man sich noch in 800 Jahren an Dich.

Ich könnte noch lange weiter schreiben. Das ist alles unvollständig.

Ich möchte damit schließen, dass ich nie besser geschlafen habe und mich sicherer fühlte als im Kloster.

Ich habe es nicht als eingesperrt sein empfunden, sondern diese Gesellschaft war ausgesperrt. Dafür gab es intern eine andere. Und das obwohl man täglich draußen gerade die Schattenseiten sieht.

Übrigens gibt es auch unter den Brüdern teils Zwist und Disharmonie - wie in einer Familie. Es ist kein Ponyhof, aber doch fester, sicherer und besser als so manche Familie.

Und um einem Vorurteil zu antworten: Da wo ich war, würde sich nicht gegenseitig in den Arsch gefickt, wie in so manchem Priesterseminar.

Besuche der Brüder auf ihren Zimmern waren nicht erlaubt, gerade deshalb.

Für die Gemeinsamkeit gibt es die Gemeinschaftsräume.

In den Zimmern (die nicht mehr Zellen genannt werden) ist man immer allein.

Man kann diese mit einem Hotelzimmer vergleichen.

Bett, Schrank, Schreibtisch eigenes Badezimmer. Für alle gleich.

Praktisch aber kein Luxus.

Das, was ein zölibatär lebender Mann ohne viele Klamotten braucht ist da.

Ich habe mich trotzdem dagegen entschieden. Warum sprengt hier den Rahmen. Aber es ist durchaus attraktiver als Viele denken mögen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
ZiegemitBock  29.03.2024, 21:11

Danke für diesen kenntnisreichen interessanten Einblick.

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Streng geregelter Tagesablauf, bestehend aus Beten, Gottesdienst, Arbeiten, Essen und Schlafen. Heute teilweise auch mit sozialen Diensten außerhalb des Klosters.

Das Leben im Kloster kann je nach Konfession und Ordensregeln unterschiedlich sein. Im Allgemeinen leben die Mönche oder Nonnen jedoch nach einer sehr strukturierten Tagesordnung, die Gebete, Arbeit, Studium und persönliche Zeit beinhaltet.

Gebete und Gottesdienste nehmen einen großen Teil des Tages ein und sind oft zu bestimmten Zeiten des Tages verpflichtend. Es gibt auch Zeiten für persönliches Gebet und Meditation.

Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil des Klosterlebens und die Mönche und Nonnen können in verschiedenen Aufgabenbereichen tätig sein, wie zum Beispiel in der Landwirtschaft, im Unterricht, in der Kirchenmusik, in der Krankenpflege und in der Verwaltung.

Das klosterleben ist ein streng reglementiertes Leben.

Dieses Leben unterscheidet sich je nach Spiritualität eines Ordens.

Denn es gibt Orden die Sind kompletativ (Betrachtend) das heisst hier lebt man sehr zurückgezogen und verbringt sein Leben neben stiller täglicher Arbeit im immerwährenden Gebet .Hinter den Klostermauer in bewusser Abgeschiedenheit von dem treiben der Welt .

Andere sind Missionarisch oder Aktiv.

Das heisst

Immer ist es aber in erster Linie eine BERUFUNG .

Denn das Klosterleben ist kein Zuckerschlecken,sondern erfordert Opferbereitschaft und robuste Körperlich und Psychische Gesundheit .

Allen Gemeinsam ist :

  • Mit täglich 5 maligem gemeinsamen Stundengebet,an dem jedes Mitglied teilzunehmen hat .
  • Eigenen persönlichen klar definierten Aufgaben innerhalb der Gemeinschaft
  • Gelübte :Armut,Keuschheit ,Gehorsam.

Lg ⚘

Es wird für gewöhnlich erwartet, dass man sich an den Hausarbeiten dort beteiligt. Also in der Küche aushilft oder im Garten. Sonst ist es eigentlich schon ziemlich ruhig, man ist die meiste Zeit für sich.

vanOoijen  30.03.2024, 23:29

Auch das kommt auf den Orden an. Gespült und Refoktorium und Küche in Ordnung gehalten haben wir natürlich selbst und gemeinsam.

Da wir aber ein Krankenhaus in unmittelbarer Nähe hatten, das dem Orden gehörte, bekamen wir das Essen von dort geliefert. Kartoffelschälen und kochen mussten wir also nie, aber in den meisten Orden muss man das sehr wohl.

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