Wie, kommt es, das manche Leute, obwohl Sie Legasthenie haben, trotzdem problemlos lesen, können?

3 Antworten

Man kann vermuten, dass bei denjenigen, die Lesen und Schreiben können, eine Fehldiagnose vorliegt. Diese Leute haben sich ja nicht selbst zu Legasthenikern erklärt. Das taten andere. Diese Anderen sind der Meinung, dass man in einem bestimmten Alter auf die eine oder andere Weise lesen und schreiben können muss. Aber muss man das wirklich?

Man sollte nicht alles glauben, was andere Leute behaupten. Auch so genannte Experten können sich irren und Fehldiagnosen stellen.

Gruß Matti

User9384293233 
Fragesteller
 01.05.2019, 17:55

Es ist einfach so. Ich kenne einige Fälle mit Legasthenie, bei denen es im Kindesalter diagnostiziert wurde.

Einer hatte einen IQ von 127, hatte keine Probleme beim lesen, aber:

  • schrieb wie ein Kleinkind (dazu war die Schrift kaum lesbar)

Noch ein ehemaliger Klassenkamerade mit einem IQ von 140, welcher naturwissenschaftliche Bücher las (auch ziemlich schnell), 7 Sprachen fliessend sprach, aber:

  • zahlen vertauschte
  • eine fürchterliche Grammatik besass

Das, spricht ja dennoch für Legasthenie, oder ist das LRS?

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Kuhlmann26  01.05.2019, 18:32
@User9384293233

Erster Fall: Lesen und Schreiben sind zwei unterschiedliche Kulturtechniken. Warum sollte man beide Techniken gleich gut können. Wenn Menschen nicht angeleitet werden, beides zu erlernen, kommt es zu ganz verschiedenen Methoden der Aneignung.

Unter Freilernern ist es nicht außergewöhnlich, dass sie erst mit Zehn oder Zwölf Lesen und/oder Schreiben lernen (andere beginnen schon mit 4). Manche lernen beide Techniken zu unterschiedlichen Zeiten. Sie lernen es aber immer, wenn es für sie wichtig wird. In der Schule wird Lesen/Schreiben gelernt, weil es andere für wichtig halten.

Zweiter Fall: Wer Zahlen vertauscht, hat oft ein bildhaftes Denken. Mir geht es auch so. Ich bin ein Spezialist für Zahlendreher. Ich sage 132 und schreibe 123. Schon als Kind habe ich Zahlen so geschrieben: Bei der 23 erst die hintere 3 und dann die vordere 2. Bei 182 erst die 1, dann 1 2 und zum Schluss die 182. Also immer so wie man die Zahlen spricht.

Der Irrtum ist der folgende: Wir glauben, weil alle Menschen im gleichen Alter in der Schule mit dem Lesen und Schreiben konfrontiert werden, müssten es auch alle können. Das ist falsch. Es können ja auch nicht alle gleich schnell rennen, klettern oder zeichnen. Warum erfinden wir keine Abkürzungen für die schlechten Läufer oder Kletterer? Oder für diejenigen, die nicht so gut zeichnen können?

Wir haben unterschiedliche Entwicklungsstufen, auch wenn wir im gleichen Alter sind. Aus Untersuchungen weiß man, dass Erstklässler in Ihrer Entwicklung drei Jahre auseinanderliegen können. Man stellt aber die gleichen Anforderungen an sie. Sollten sie diese nicht erfüllen können, werden sie auf die eine oder andere Weise als krank, unterentwickelt oder sonst etwas klassifiziert. Dabei sind sie lediglich auf anderen Gebieten weiter als diejenigen, die keine Mühe haben, mit 6 Jahren Lesen und Schreiben zu können.

Ich lehne Klassifizierungen wie Legasthenie oder LRS ab. Es sind Bezeichnungen von so genannten Experten. Sie haben Vorstellungen davon, was jemand können muss und was nicht. Wie gesagt: das halte ich für falsch

Und was in der Schule völlig unberücksichtigt bleibt, sind die Interessen. Dabei lernen wir nichts so leicht und schnell wie das, was uns interessiert.

Am kommenden Samstag hat ein Film in Berlin Premiere, in dem es keine Schulen gibt. Es werden 5 Episoden erzählt, wie Menschen lernen, wenn sie nicht in die Schule gehen.

www.caraba.de

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User9384293233 
Fragesteller
 31.05.2019, 01:57
@Kuhlmann26

Klingt einleuchtend. Jedoch, existiert Legasthenie wirklich. Es ist eine abnorme neuronale Verschaltung.

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Kuhlmann26  31.05.2019, 07:09
@User9384293233

Dazu empfehle ich das Buch »Nie wieder Horrordiktate« von Joseph Kennedy. Er hat herausgefunden, dass die Ursache von dem, was wir »LRS« nennen, darin liegen, dass bei den davon betroffenen Kindern bestimmte Hirnfunktionen noch nicht vollständig ausgereift sind, wenn man sie zwingt, Lesen und Schreiben zu lernen. Sie werden einfach zu früh damit konfrontiert. Es liegt also nicht an den Kindern, sondern -wie so oft - an den (V)Erwachsenen

Das Problem lässt sich übrigens mit einfachen Übungen aus der Welt schaffen.

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User9384293233 
Fragesteller
 31.05.2019, 14:13
@Kuhlmann26

Danke. Das Buch werde ich mal anschauen.

LRS u. Legasthenie sind dennoch nicht dasselbe. LRS ist umweltbedingt u. Legasthenie genetisch.

Meine Psychiaterin selber ist Legasthenikerin u. hatte aufgrund von dem nur schlechte Zensuren. Am Ende nur knapp einen Schulabschluss, trotz hoher Intelligenz.

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Bei diesem Phänomen spricht man manchmal davon, dass die die LRS/Legasthenie ausgleicht. Die. Betroffenen lesen in dem Fall eher Sinn erfassend. Bei lautem Vorlesen würde sich das in den meisten Fällen wie für Legasthenie typisch anhören. Ganz wichtig generell zu beachten ist, dass Legastheniker in den meisten Fällen sowieso einen hohen IQ haben, da man sonst nicht wirklich von Legasthenie, sondern einfach von "Dummheit" spricht. Die anderen hier geposteten Antworten bilden aber oft den Großteil der Ursachen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Bei mir wurde eine Legasthenie diagnostiziert. Bei einem IQ Test, der schon etwas länger her ist, lag mein IQ im Bereich des logischen Denkens bei etwa 117. Mein gesamter IQ lag allerdings nur bei 105.

Also in meinem Abschlusszeugnis steht, dass bei mir fachärztlich eine Legasthenie festgestellt wurde.

Es hieß allerdings auch, dass ich nur eine Lese- Rechtschreibschwäche habe.

Ich denke, es gibt keine Legasthenie. Es muss an etwas anderem liegen, ich weiß nur nicht was. Mittlerweile kann ich weitestgehend fehlerfrei schreiben und lesen.

Ich kann eigentlich schnell lesen. Schreiben kann ich auch ziemlich schnell, und das, obwohl ich angeblich Legastheniker bin bzw. war.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
User9384293233 
Fragesteller
 30.06.2019, 09:14
Ich kann eigentlich schnell lesen. Schreiben kann ich auch ziemlich schnell, und das, obwohl ich angeblich Legastheniker bin bzw. war.

Das ist bei mir auch der Fall, jedoch wird es durch das ADHS stark beeinträchtigt.

Wenn ich bekifft bin dann kann ich in 10 Minuten 100 Seiten lesen (Ich lese den ganzen Text als Zusammenfassung). Man nennt es „Scanning“.

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