(Wie) Kann man sich auf eine derartige Entscheidung vorbereiten?
Hello hello,
Ich habe eine äußerst heikle Familiensituation.
Die meiste Zeit meines Lebens habe ich emotionalen und psychischen Schaden in Kauf genommen aufgrund des Wunsches und Traumes, Eltern zu haben, die mich einfach lieben. Nothing more, nothing less.
Ich wurde in der Therapie - schon mehrmals und gestern sehr klar - darauf hingewiesen, dass sich an meiner psychischen Symptomatik nicht viel verbessern können wird, wenn ich nicht realisiere, dass diese Beziehung nicht zu retten ist.
Ich habe durch meine Eltern ein ambivalentes Bindungsmuster aufgebaut; auch in der Beziehung zu ihnen ist es so, dass ich sie entweder verherrliche oder zeitweise mal erkenne, dass der Zug abgefahren ist und dass nichts mehr wird.
Obwohl ich strenggenommen theoretisch ausziehen könnte, was ich aber praktisch nicht werde, da ich aufgrund der erfahrenen emotionalen Verwahrlosung nicht autonom bin und nicht mit Fremden zusammenleben will in irgendeinem betreuten Wohnen, weiß ich, dass ich das früher oder später machen muss, auch wenn ich dann mit jemandem zusammenziehe (anstatt alleine zu wohnen).
Aber wie bereitet man sich bitte auf so etwas vor?
Ich frage vor allem diejenigen unter euch, die Erfahrung damit haben.
Wie kann man, wenn man zu mindestens 50 Prozent wie ein Kleinkind an den Eltern hängt, die die eigene Abhängigkeit nicht erwidern, bereit dazu werden, einfach zu gehen?
3 Antworten
Alleine wirst Du das nicht schaffen. Du brauchst eine Bezugsperson - ohne die es wohl in Deinem Fall nicht geht.
Ich wünsche Dir, dass einestages "der/die Richtige " über den Weg läuft, der/die das Problem sofort erkennt und zusammen mit Dir weit weg von den Eltern zieht. Nur bei entsprechendem Abstand (wo das "...'mal eben vorbei schauen..." nicht möglich ist!) kannst Du Dich lossagen und eine neue Bindung/Beziehung aufbauen - zu Deinem neuen Partner. Das verlangt aber von Euch beiden dann viel Opferbereitschaft!
Viel Glück!
Das klingt nach einem sehr ungesunden beziehungsschema mit einem deutlichen machtgefälle.
Die Psyche des Menschen - da kann man gewiss unendlich diskutieren.
Ich habe meine Partnerin - total Mutti-fixiert! - damals kennen gelernt und mitgenommen - weit weg. Sie hat es sicherlich nicht leicht gehabt (ständige psychische Probleme [auf Einzelheiten will ich verzichten]) und mich hat es viel Energie und Nerven gekostet. Aber heute ist sie mir dankbar. Bei ihrer Mutter hat es wesentlich länger gedauert, bis ich ein "vernünftiges" Verhältnis zu ihr aufgebaut hatte...
Heute sind wir bereits 28Jahre glücklich liiert!
Es gibt einen Unterschied zwischen "Mutti-fixiert" und "so abhängig, dass als Erwachsener keine Autonomie da ist".
Und nur weil ein aus ihrer Sicht riskantes unterfangen gut gegangen ist, heißt das nicht, dass die Risiken nicht existieren.
Realist. Man muss leider sagen, ich bin Realist. Und ich weiß auch, wie hoch die Einsätze sind, um die es hier geht. Aus gewaltgeprägten Beziehungen kommt man noch schwerer raus als aus einem gewaltgeprägten Elternhaus.
Der sichere und empfehlenswerte Weg ist einfach, zu lernen, sich selbst Sicherheit und Stärke zu geben.
Was nutzt es der/dem Fragesteller(in), wenn wir beide unsere Kontroversen hier ausdiskutieren? Ich bedanke mich für Ihre Ansichten zu diesem Thema und wünsche uns noch viele weitere gute Beiträge in dieser Community! Auf Wiedersehen!
Was nutzt es der/dem Fragesteller(in), wenn wir beide unsere Kontroversen hier ausdiskutieren?
Ein riskanter Weg aus ihrer Situation heraus ist als solcher erkennbar.
Auf Wiedersehen!
Alles Gute^^
Meine Kindheit und mein Elternhaus waren ebenfalls sehr toxisch, teilweise gewalttätig, psychisch missbrauchend. War sogar damals eine Zeit lang im betreuten wohnen, wo es übrigens viel schlimmer war. Jetzt wo ich erwachsen war, sehe ich erst die Belastungen denen meine Eltern ausgesetzt waren und verstehe deren damalige Hilflosigkeit. Ich verstehe ihre Probleme viel mehr und woher gewisse Dinge kamen. Eine Bindung zu den Eltern wird niemals zu spät sein. Ich weiß nicht wie ernst es wirklich ist oder wie deine Eltern zu dir stehen, aber manchmal wird man wirklich erwachsen und sieht wie wenig schuld man selber oder auch die Eltern trägt, auch sie leiden unter Traumata und äußeren Einflüssen...
Mir ist sehr gut bewusst, woher die Hilflosigkeit und das Verhalten meiner Eltern kommt, das sage ich auch oft zu meiner Therapeutin, aber ihre klare Antwort darauf ist: Das rechtfertigt ihr Verhalten nicht. Und ich weiß ja, dass sie recht hat. Mag sein, dass mein Vater keine Liebe von seiner Mutter bekam und die Eltern meiner Mutter sich getrennt haben, woraufhin ein gewalttätiger Arsch in das Haus einzog, aber das ist keine Rechtfertigung dafür, dass meine Eltern mich so behandeln.
Ich meine, wenn man von einer Psychologin gesagt bekommt, dass man aufgrund des Verhaltens der eigenen Eltern emotional verwahrlost ist, spätestens dann versteht man, dass sich etwas ändern muss.
Von mir aus ist eine Bindung zu meinen Eltern das einzige, was ich mir wünsche, aber - ich zitiere erneut meine Therapeutin - das ist einfach nicht drin. Wenn meine Eltern mir sagen, dass sie mich lieben, wie ich bin, sagen sie das, weil ich offensichtlich aufgelöst bin oder weil man das halt so macht.
Noch dazu ist meine Mutter eine maligne Narzisstin.
Deine Therapeutin wird schon Recht haben, ich bin nicht studiert. Ich habe nur ein Herz mit dem ich denken kann und es tut mir sehr leid für dich. Vielleicht ist es besser vorerst für dich zu gehen und sobald du erwachsener und älter bist, ist eine Beziehung zu deinen Eltern wieder möglich weil man dann menschlich auf einer anderen Ebene zu einander steht, ist wirklich so. Achte erstmal nur auf deine Gesundheit. Das mit der Wohngruppe schaffst du, wichtig ist, dass es gleichaltrige sind und du nicht zu sehr aus deinem Ort gerissen wirst und du notfalls mit Bahn oder Bus in deine gewohnte Umgebung/Stadt fahren kannst wenn du das möchtest (das war so mein größtes Problem damals).
Also in eine Wohngruppe werde ich nicht gehen, ich habe genug Freunde die dort wohnen, aber ich werde mir dann halt einfach ein kleines Apartment suchen. Ich arbeite eh in der Immobilienbranche.
Wie kann man, wenn man zu mindestens 50 Prozent wie ein Kleinkind an den Eltern hängt, die die eigene Abhängigkeit nicht erwidern, bereit dazu werden, einfach zu gehen?
Dafür hast du doch Therapeuten 😊 sprich mit ihnen. Frag, wie du Autonomie lernen kannst. Und wie du dieses Bindungsverhältnis auflösen kannst.
Da ist aber noch kein Partner. Und "alleine wirst du es nicht schaffen" ist auch total falsch. Jetzt eine Beziehung einzugehen könnte alles schlimmer machen, gerade Wegen der emotionalen Umstände. Nicht zu vergessen dass man als schwacher Mensch schnell wieder in Hände eines Narzissten oder so gerät. Zeit allein ist jetzt sehr wichtig, sich selber gut zu tun und lieben zu lernen, damit das irgendwann auch ein anderer kann.