Wie kann ich die Biografie über meine Oma weiter schreiben, soll ich was auslassen, ab dem 50ten Lebensjahr?
Der Wunsch meiner Oma war es, dass ich vor allem für die Generation danach (meinen kleinen Bruder) und in der Familie zeige, was sie so durchgemacht hat
Das bedeutet, durch dieses Ziel das zu symbolisieren, wirkt sie in den ersten 50 Jahren ihres Lebens wie eine Person die immer weiter gemacht und nie aufgegeben hat
Jedoch hat sie dann angefangen zu resignieren
Mein Vater ist zuerst abgehauen, dann meine Tante, viele Probleme, auch mit ihrem Mann
Und sie fing an sich nur noch unterzuordnen
Sie ging nur 1 oder 2 mal auf Reisen, auch wenn sie viel öfter reisen wollte und hat generell einfach komplett aufgegeben
Das ist für mich eine Wendung, wo ich nicht weiß, ob ich diese ausschreiben soll oder nicht
Denn die Intention von ihr und diesem Buch war es ja, dass gezeigt wird, was so früher passiert ist, was sie durchgemacht hat und wie sie nie aufgegeben hat
Jedoch müsste ich dann extrem viel kürzen, also ab ihrem 50ten Lebensjahr bis jetzt dem 85
Ihr Leben hat/hätte halt kein Happy End :/
Sie ist im Krieg aufgewachsen, hat viel gesehen, viel verloren, viel durchgemacht, viel umziehen usw
und ab dem 50 Lebensjahr wendet sie sich von einer Person die immer weitermacht und nie aufgibt, zu dem kompletten Gegenteil
einer Person die ihr Leben komplett aufgibt und keine Freude mehr hat
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3 Antworten
Eine Biografie ist kein Roman, wo man mal was weglässt, gerade das was du weglassen willst, ist doch relevant.
Und sie ist in der Nachkriegszeit aufgewachsen, den echten Krieg hat sie als Kleinkind Wahrscheinlich gar nicht realisiert. Grandma 1895 geb. hat 12 Kinder durch beide WK gebracht. Der älteste ist 1912 geboren meine Mutter 1934 der jüngste 1937. Das leben damals war auf den großen Familientreffen, immer mal ein Thema.
Bei einer Biographie wird nichts ausgelassen oder verheimlicht.
Lg
Sie wirkt halt in der ersten Hälfte stark, optimistisch, standhaft und in der zweiten ist sie wie ein Stein angekettet am Bein, resigniert, pessimistisch, genervt, gelangweilt, festgefahren, wie eine kaputte Schallplatte
Sie wiederholt bspw in den restlichen 35 Jahren wie gerne sie reisen wollte und es nicht konnte (was eher ausreden sind, weil ihre Kinder dann groß genug waren auf sich selbst aufzupassen und sie fit genug gewesen wäre, öfter zu reisen)
Und jetzt? Auch das ist ihre Biographie. Wenn du die Hälfte auslässt, dann kannst du es ganz sein lassen.
ich schreibe diese Biografie vor allem für sie
und das würde halt ihren Wunsch zu zeigen, was sie alles durchgemacht hat, kaputt machen
Weil sie dann aufgegeben hat
hast du schon mal eine Biografie gelesen, wo die Person aufgegeben hat zu leben?
Ich kann dir nicht sagen was du machen sollst und ich mag mich nicht wiederholen, du kennst meine Meinung nun dazu.
was sie alles durchgemacht hat, kaputt machen
Ja, würde es, weil du ja nicht schreibst was sie durchgemacht hat.
hast du schon mal eine Biografie gelesen, wo die Person aufgegeben hat zu leben?
Natürlich!
Wenn es dir so wichtig ist, dann lass doch ruhig ein paar Aspekte aus. Die Biographiearbeit ist dann halt keine Biographiearbeit mehr, aber was spielt das denn für eine Rolle? Mach das, was du für richtig hältst und wenn du unschöne Aspekte weglassen willst ist das ja auch okay, du hast das plausibel begründet
Jeder Mensch hat negatives im Leben erlebt und wird es. Wenn du deinem kleinem Bruder sowas vorlegst und er eine schlechte Phase im Leben haben wird, wird es 2 mal so schlimm für ihn. Vielleicht ist er ja nicht so stark wie deine Oma?
Und ein Leben wo alles toll ist und alles so gut weggesteckt wird und man alles schafft, ist ein Märchen.
Nochmal: eine Biographie beeinhaltet alles, gute und schlechte Zeiten. Dafür ist sie da.
Du hast recht, danke dir
Was ist mit den Zeiten dazwischen? Wo man dahin vegetiert?
also wo es keine gute und keine schlechte Zeit gibt, sondern einfach nix
prokrastiantion, Unmut, Feigheit, zögern
Was meinst du damit? Das musst du nicht mega ausführen, aber erwähnen.
Das Leben hat nun mal nicht nur schöne Zeiten.
In der Biografie über Deine Omi solltest Du wirklich auch die weniger schönen Erlebnisse erzählen und wie das die Omi verändert hat.
Wenn Du es auslassen würdest, wäre es eine "geschönte" Biografie. Die dann aber keine Biografie im eigentlichen Sinne mehr wäre.
Alternativ könntest Du nur die jüngeren Jahre der Omi beschreiben und dann beenden. Ob das als Biografie durchgeht?
Der erste unschöne Teil in der Kriegszeit und danach den ich formuliere ich detailliert
der zweite teil ist halt eher ein dahin vegetieren und sie bereut es auch
Vlt kann ich das in eine Anekdote/positiver Moralpredigt umwandeln, sodass wenn man das liest, andere darauf achten, das beste aus ihrer Zeit zu machen und nicht zu zögern, weil man irgendwann dann wirklich nicht mehr kann und dann ist es zu spät
denkst du das könnte klappen? Lg
Die Passage, damit "andere darauf achten, das beste aus ihrer Zeit zu machen und nicht zu zögern, weil man irgendwann dann wirklich nicht mehr kann und dann ist es zu spät" könntest Du an das Ende der Biografie setzen, als Resümee, Erkenntnis der Omi.
Also meine Oma ist 38 geboren und hat mir detailliert berichtet, wie verbrannte Leichen, durch weißen Phosphor, die Bomben und verlorene Freunde aussahen usw
Das will sie ja auch weiterreichen, an die Familie
(nicht an die Öffentlichkeit)
Lg