Wie kann ich als transgender eine Hormontherapie starten?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Einer der wichtigsten Schritte ist es, dass du einen Therapeuten findest, am besten einen, der sich auf das Thema Transidentität spezialisiert hat oder „trans erfahren“ ist. Bei diesem machst du eine Begleittherapie, in der es erst mal darum geht die Diagnose Transsexualität zu stellen.

Solltest du diese Diagnose bekommen wird dir der Therapeut nach einer gewissen Zeit (meist zwischen 3-12 Monate, die Entscheidung liegt aber bei dem jeweiligen Therapeuten und kann ganz unterschiedlich sein) ein Indikationsschreiben für die Hormontherapie ausstellen. Mit diesem Schreiben musst du zu einem Endokrinologen, manchmal auch Urologe- das ist der Facharzt, der die Hormontherapie begleiten wird. Unter 18 brauchst du die Einverständniserklärung deines Erziehungsberechtigten. Wenn du das Jugendheim erwähnst, wird das vermutlich eine Art Betreuer sein?

Die Kosten übernimmt die Krankenkasse, das wird wie jedes andere Medikament über Rezept gehandelt. Man muss lediglich die üblichen Rezeptgebühren zahlen.

Die operativen Eingriffe übernimmt übrigens auch die Krankenkasse

Also, ich bin absolut kein Experte, aber ich würde mir zuerst mal eine Krankenkassenmitgliedschaft besorgen, falls du noch keine hast. Gesetzliche zahlen unter diesen Umständen geschätzt mehr? Keine Ahnung ehrlich gesagt.

Dann solltest du dir einen Psychologen und einen Psychotherapeuten suchen. Du wirst vermutlich mindestens 1,5 Jahre Therapie brauchen, mindestens ein Jahr in "deinem Geschlecht" leben (Alltagserprobung) und der Psychologe und Therapeut müssen zweifelsfrei überzeugt sein, dass du wirklich "im falschen Körper" steckst. Wenn dem nicht so ist, hört dein Weg hier auf.

Sollten sie überzeugt sein, dass dein Empfinden nicht auf etwas anderem beruht (eine andere Krankheit oder eine Phase), dann wird dir dein Psychologe wahrscheinlich ein Gutachten für die Endokrinologen ausstellen müssen, die eine Hormontherapie bewilligt. Gesetzliche Kassen sollten dir da finanzielle Unterstützung leisten, denke ich. Private Kassen, hab ich zumindest gehört, bezahlen nicht immer die Hormonpräparate.

Nach etwa zwei Jahren Hormontherapie und wenn du mindestens das 18. Lebensjahr erreicht hast und zwei Gutachten ausgestellt bekommen hast, kannst du dann bei deiner Krankenkasse die sogenannte GaOp (Geschlechtsangleichende Operation) beantragen. Dazu zählen soweit ich weiß, die Mastektomie (Anpassung der Brust), die Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter), Kolpektomie (Verschluss der Scheide), der Klitorispenoid (wird sowas wie ein Mikropenis sein, der mit Harnröhrenverlängerung aus der Klitoris gemacht wird), danach oder auch schon vor der letztgenannten Operation der Penoidaufbau (oder wie Transmenschen sagen, der "große Aufbau"), danach Scrotumplastik, Harnröhrenverschluss, Eichelbildung, Einsetzung der Erektions- und Hodenprothesen.

Bevor du diesen Schritt gehst, solltest du dich vielleicht in Foren über verschiedene Praxen und Kliniken informieren. Ich kenne aus dem Bekanntenkreis ein paar, die zum Beispiel für die Schritte nach der Mastektomie auf die Chirurgische Klinik in München Bogenhausen (jetzt Dr. Lubos Kliniken Bogenhausen Pasing) schwören. Dazu solltest du dir aber selbst deine Meinung bilden. Hier ist trotzdem mal der Link der Seite. Wird vermutlich noch dauernd bei dir, wenn du sagst, du bist beim Nullpunkt, aber es schadet nie sich zu informieren.
https://www.lubos-kliniken.de/fachbereiche/transgenderzentrum/

Hat dein Antrag keinen Erfolg, lege Widerspruch ein. Wenns dir wirklich wichtig ist als Mann zu leben, dann sooft du willst, bis sie genervt den Antrag befürworten. Hast du die Zustimmung, such dir eine Klinik oder Praxis für deine Ops.

Manche Ops kann man übrigens in manchen kliniken kombinieren, hab ich gehört. Also zum Beispiel die Mastektomie und die Hysterektomie sowie die Kolpektomie oder die Hysterektomie zusammen mit der Kolpektomie und dem Klitorispenoid. Wenn dir sowas wichtig ist, wegen dem Zeitersparnis, frage am besten direkt bei der ausgewählten Klinik nach, ob sie sowas anbieten.

Es wird grundsätzlich geraten, dass man bei Übergewicht vor einer der Ops abnimmt und eventuell auch etwas Muskeln aufbaut. Nach der ersten Op wirst du vermutlich mindestens 6 Monate bis zur nächsten Op warten müssen.

Für die Ops kommen je nach Kasse und Klinik entweder die Krankenkasse auf oder du musst selbst zahlen.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen. Viel Glück auf deinem Weg.

PS: Wenn ich irgendwo was verwechselt, vergessen oder falsch in Erinnerung habe, korrigiert mich bitte. Bin auch nicht perfekt.

PS2: Wenn du, der Fragensteller, noch eine Frage hast, kannst du sie gerne stellen. Wenn ich sie nicht beantworten kann, kann ich ja meinen Bekannten fragen. :D

PmMeYourCactus  21.12.2020, 01:18

Möchte nur ein paar Punkte anmerken:

  • Die sogenannte Alltagserprobung ist mittlerweile kein Standard mehr und man kann mittlerweile deutlich schneller als 1+ Jahr Hormone bekommen
  • Man muss nicht zwei Jahre Hormontherapie für Operationen haben, sonder 6 Monate
  • Die Mastektomie geht auch U18
  • Für Operationen benötigt man keine Gutachten, sondern nur ein einziges Indikationsschreiben vom Therapeuten/Psychiater
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Conspiratist  21.12.2020, 01:23
@PmMeYourCactus

Also hat sich das alles mittlerweile vereinfacht? Weil mein Bekannter damals noch zwei Gutachten haben musste und eine längere Alltagserprobung und über 6 Monate Hormontherapie. Ist ja eigentlich nice für die Betroffenen, auch wenn dadurch vielleicht mehr Fälle vorkommen, die dann abbrechen, weil sie doch keine Betroffenen sind. Könnte ich mir zumindest vorstellen, dass es dann mehr davon gibt. Danke für die Korrektur.

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indogermaner 
Fragesteller
 22.12.2020, 13:20

Dankeschön 🙏

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Suche dir einen Psychologen und nehme Kontakt zu Selbsthilfe Gruppen auf. Wegen der Bezahlung der Medizin Hormone macht deine Krankenkasse. Operation muss man beantragen diese werden aber übernommen.