Wie haben Ritter gelebt?

4 Antworten

Schon mal sehr lobenswert dass du die Wissenslücken schließen willst bevor du eine Geschichte über die Epoche schreibst. Ich rate immer dazu im eigenen Erfahrungsbereich zu bleiben, da man sonst entweder dumme Fehler einbaut oder die Geschichte gezwungen und gestellt wirkt.

So sperrig wie oft dargestellt waren Ritterrüstungen zum Beispiel nicht. Gute Panzerung macht keinen Sinn wenn man sich nicht bewegen kann. Hier ist ein Video wie mobil ein Ritter tatsächlich in seiner Rüstung war:

https://www.youtube.com/watch?v=qzTwBQniLSc&t=40s

Auch das Gewicht war nicht so hinderlich, da es über den ganzen Körper verteilt war. Ein häufiges Problem war jedoch schlechte Belüftung durch das Visier. Waren die Luftlöcher zu klein, litt der Ritter unter Sauerstoffmangel und konnte sogar bewusstlos werden, waren sie zu groß, bot das Visier zu wenig Schutz.

Ich würde dir raten Museen und Ausstellungen zu besuchen (sobald es wieder möglich ist) die sich mit diesen Themen befassen. Viele Burgen haben zum Beispiel Museen mit erhaltenen Waffen und Rüstungen und dazu interessante Informationen über die Epochen in der die Burg benutzt wurde.

Ein empfehlenswertes Buch zum Leben im Mittelalter:

Ian Mortimer: Im Mittelalter. Handbuch für Zeitreisende (OT: The Time Traveller's Guide to Medieval England: a Handbook for Visitors to the Fourteenth Century)

Darin werden zahlreiche Aspekte des Alltagslebens und der Gesellschaft des mittelalterlichen England anschaulich und unterhaltsam beschrieben. Man muss halt bedenken, dass sich Mortimer fast ausschließlich auf das England des 14. Jahrhunderts konzentriert - nicht alles trifft notwendigerweise auch auf andere Länder zu bzw. auf andere Abschnitte des Mittelalters. Trotzdem eine emfpehlenswerte Lektüre, wenn man einen Eindruck davon bekommen möchte, wie Leute unterschiedlicher Stände sich gekleidet haben, was sie gegessen haben und wie sie ihren Alltag meisterten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Zusätzlich zu baalakharaz' Antwort: der klassische Tempelritter hat in einem Kloster gelebt. Bei den Templern wurde unterschieden zwischen Brüdern die kämpften und Brüdern die nur im Kloster lebten.

Hi.

Zuerst mal such Dir eine genaue Zeit aus.

Ein Ritter kann ein frühmittelalterliche Wehrbauer sein. Der hatte ein Kettenhemd, Schwert, Schild & Lanze und war selber noch n halber Bauer. Hat als Ritterschlag noch ne Faust ins Gesicht bekommen, war Selfmademan und das Turnier war Buhurt, also fast so gefährlich wie n Krieg und genauso riskant (Verlierer verliert Pferd und Rüstung, Wert = 30 Kühe, also Viehbestand eines Dorfes). Und ist entsprechend raubeinig drauf.

Ein Ritter kann ein hochmittelalterlicher Dienstmann sein. Der kommt aus ner Ritterfamilie, ist höfisch ohne Ende, kann minnen wie Walter von der Vogelweide, kämpft in Platte und immer öfter abgesessen (haben die Engländer im Hundertjährigen mit großem Erfolg gemacht). Macht Einen auf edlen Ritter und Retter der Witwen & Waisen. Und sein Turnier ist der Tjost, was nix mehr mit ner Schlacht zu tun hat (und vergleichsweise ungefährlich ist).

Ein Ritter kann auch ein spätmittelalterliches Relikt vergangener Zeiten sein. So wie z.B. Götz von Berlichingen. Ja, er kann kämpfen und er hat ne Burg, aber im Prinizp keinen Daseinszweck mehr. Der Götz war jetzt n guter potentieller Söldnerhauptmann, aber adelige schwere Kavallerie hat es nicht mehr gebraucht. Und der Götz war im Prinizp Söldner (er hat sein Fehderecht verkauft). Der hat seine Hand auch schon durch ne Kanonenkugel verloren und nicht mehr durch nen Schwerthieb. Ein anderer Ritter dieser Zeit, der "Letzte Ritter" Kaiser Maximilian, war eigentlich eher ein Reenactor, so wie die heutigen Turnierreiter (und hatte zwar viel Freude am Rittertum, aber seine Heeresreformen haben die mit obsolet gemacht).

Dann müssen wir uns die Rüstungen anschauen:

  • n Kettenhemd ist verflucht schwer. Aber vergiss den Gürtel nicht, der ca. die Hälfte des Gewichtes an die Hüfte stützt. Trotzdem, die Schultern sind hart belastet.
  • ne gute Platte behindert gar nicht so. Hab ein Experiment gesehen, wo ein Tester mit Nürnberger Platte (so ziemlich das Modernste, was die Plättnerei fürs Feld hatte, so 1450 rum) nen Hinternisparcour gemacht hat. Ziemlich locker. Kam auch ohne Podest aufs Perd - modernes, großes Pferd.
  • ne Tournierrüstung ist keine Schlachtfeldrüstung. Die soll nur schützen, nicht den Mittelwert zwischen Schutz und Bewegungsfreiheit finden.
  • Trotzdem, die haben die im Kampf getragen, sonst nicht. Die konnten sie nicht mal alleine anziehen, auch die Kette nur schwer. Und die musste ja vor Rost geschützt werden, das geht am Besten, wenn sie in der Truhe in Öltücher eingeschlagen ist.
  • was Du bei Rüstungen nie vergessen darfst: Krieg ist kein Onlinespiel, wo der Tank nur Schaden fängt aber keinen macht. Eine Rüstung taugt nix, wenn Du nicht auch Schaden anrichten kannst. Sprich, eine schwere Tournierrüstung hätte man niemals nie nicht in ne wirkliche Schlacht angezogen, weil dann hätte man Dich sofort vom Pferd gepult und die Sehschlitze misericordet.
schlappeflicker  16.05.2020, 12:54

Wobei Templer ja angeblich ihre kettenhemden in Fässer mit Sand getan haben, die von Pferden transportiert wurden. Dadurch wurde der Rost abgeschmirgelt

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