Wie geht man mit hochbegabten um?

2 Antworten

Ich finde die Frage etwas irreführend. Mit Hochbegabten geht man ganz normal um. Sind ja ganz normale Leute. Die ragen halt nur in einem bestimmten Persönlichkeitsmerkmal ein bisschen aus der Menge heraus. Ich bin selbst hochbegabt und suche durchaus intensive Herausforderungen, die mein Umfeld - auch mein Arbeitsumfeld - nicht immer mit mir teilt.

Was deine Freundin angeht. Es handelt sich durchaus um "Symptome", die manchmal mit Hochbegabung in Verbindung gebracht werden, ich würde an dieser Stelle aber die Rolle der Hochbegabung auch nicht überbewerten. Es gibt genügend hochbegabte Menschen, die sich nicht so sehr verbeißen. Andererseits sind es bei mir persönlich auch gerade "Kopfnüsse", die mich antreiben und nicht oberflächliche Beschäftigungen mit Themen. Daher reagiere ich auf der Arbeit mit wechselnden Arbeitsaufträgen und Prioritäten bisweilen auch frustriert und antriebslos, es zerreißt mich, wenn mich Anfragen, Meetings, etc. unterbrechen, wenn ich gerade konzentriert einer Aufgabe nachgehe. Diese Zeilen schreibe ich in einer halbstündigen Pause zwischen zwei Meetings, weil ich genau weiß, dass es sich nicht lohnt, sich in dieser Zeit nicht in neue Probleme hineinzudenken, um dann vom Meeting wieder herausgerissen zu werden...

Was mich etwas verwirrt, sind auf der einen Seite Formulierungen wie "Versagensängste, Leistungsdruck,..." und auf der anderen Seite das "Verbeißen" in nichtschulische Aktivitäten, also eben jene Auszeiten, die die Psychologin ja auch empfiehlt. Du schreibst, dass sie "von guten Noten befeuert" wird, "darin aufgeht, ihr Potential entfaltet", aber auch davon, dass sie offensichtlich stark darunter leidet. Äußert sie denn, dass sie Leistungsdruck und Versagensängste hat oder ist das deine Interpretation, wenn sie ihren schulischen Ehrgeiz damit erklärt, dass sie das Abitur als Klassenbeste abschließen will?

Ich kenne jetzt durch deine Ausführungen halbwegs deine Seite der Situation. Du hast jedoch vielleicht andere Vorstellungen von "Aktivitäten, die auch Spaß machen" als jemand, der für sich entdeckt hat, dass die Mühe des schulischen Lernens mit Erfolg belohnt wird.

Behaltet den Kontakt zur Psychologin bei. Ich denke, so jemand, der von außen auf das Geschehen blicken kann, ist essenziell. Hinterfrage aber auch deine eigene Sicht auf die Dinge und gib deiner Freundin gewisse Freiräume, genau wie auch du dir Freiräume für "Aktivitäten, die auch Spaß machen" nehmen darfst. Trefft euch dann am Ende des Tages und sprecht darüber, was ihr so erlebt habt. Vielleicht motiviert sie deine Begeisterung auch mal wieder dazu, etwas davon zu machen. Vielleicht kann sie auch begeistert von ihren Lernerfolgen berichten. Ihr müsst nicht permanent alles zusammen machen, um eine gesunde Beziehung zu führen. Später im Arbeitsleben werdet ihr wahrscheinlich eh den ganzen Tag anderen Aufgaben nachgehen und euch erst abends sehen, wo man ein paar gemeinsame Minuten / Stunden beim Abendessen hat...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
ob das hier das richtige Forum ist für solche Fragen aber vielleicht tummeln sich ja sogar ein paar Psychologen oder Psychologie-Studenten unter euch und können mir weiterhelfen.

Bei Fragen kann man immer herkommen, dass ist der Sinn der Plattform. Dennoch sollte man nicht direkt jede Antwort glauben schenken. D.h. bei bestimmten Dingen sollte man schonmal gerne ärztliche Hilfe aufsuchen.

Was hat die Psychologen denn sonst getan, wenn es nicht diagnostiziert sein kann?
Diagnostizieren muss einschließlich nichts schlimmes sein, sondern bedeutet einfach das etwas gefunden wurde und auch erklärt werden kann.
Hochbegabte gehen nie davon aus, dass sie so sind. Das haben viele wichtige Menschen auch nie getan und waren hochbegabt. Hochbegabt bist du ansich schon wenn du über den durchschnittlichen IQ bist. Aufwärts von 130 bist du also schon "begabt".
Leute, die so sind, die werden i. d. R. eigentlich auch eher unterfordert und suchen halt letztlich eine Option um gefördert werden zu können. Ist dieser Punkt erreicht, dann entspannt sich die Lage oftmals etwas. Diese Aktion kann logischerweise auch nach hinten losgehen.
Für micht klingt es aber so, dass hier die Psychologen deutlich mehr eingreifen sollte. Wenn dieses Problem wirklich zum größten Teil auftaucht. Auf Dauer kann der Schuss auch nach hinten losgehen.

Hochbegabte oder auch Hochsensible Menschen streben an eigentlich "normal" zu sein. Für ausstehende Leute klingt so etwas immer wunderschön und sind neidisch. Aber für die betroffende Person ist es meistens ein Horror und ruft eher negative Punkte hervor, wie du selbst hier schon schilderst.
Als nicht betroffende Person kann man nicht viel machen. Rede mit ihr darüber und schildere dein Anliegen, das wäre ein guter Schritt, sollte dies noch nicht geschehen sein. Steh ihr zu Seite und vermittel Sicherheit bzw. ein Punkt, dass sie nicht alles leisten muss. Simpel gesagt, munter sie auf und mach ihr irgendwie auch klar das sie sich nicht immer jeden Tag fest dranhängen soll, sondern sich auch letztlich etwas entspannen kann. Zeig ihr einfach das sie die beste ist aus der Klasse und ihre vorherigen Zensuren.
Letztlich ist es wie man heraushört schwer dabei zu helfen.

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