Wie funktioniert das mit den Flashbacks die durch Schlüsselreize ausgelöst werden genau?

1 Antwort

Hi,

Ich weiß jetzt nicht, wer wann was das erste Mal als Theorie formuliert hat, aber folgendes ist bekannt in der Traumapsychologie bzw. wurde durch neurologische Forschung bestätigt und tausendfach in psychotherapeutischer Praxis so erfahren.

Kurze Übersicht: http://images.slideplayer.org/2/864151/slides/slide_4.jpg

Ich hatte auch irgendwo eine Darstellung der Neurobiologie die zu Trigger und Flashbacks aber ich finds nicht mehr!

Egal.

Okay, anhand eines Beispiels versuch ichs mal zu erklären
(bitte nicht lesen wenn du selbst gerade leicht getriggert werden kannst)

Ein Mädchen wird missbraucht. Die Situation löst natürlich Todesangst aus. Bei Todesangst reagiert der Mensch instinktiv wie ein Tier mit 3 Möglichkeiten: Kampf (Fight), Flucht (Flight) oder Dissoziation (Freeze, also Einfrieren bzw. Todstellen).

Kinder sind Erwachsenen meist hilflos ausgeliefert, also fallen die ersten beiden Möglichkeiten oft weg.

Bei der Dissoziation lässt das Mädchen es über sich ergehen während sie selbst das Gefühl hat, nicht in ihrem Körper zu sein, über sich zu schweben oder nur die Häfte mitzubekommen, sie spürt keine Schmerzen. Man kann nicht entscheiden, dass man dissoziiert, es ist mehr ein Instinkt. Auch ist das hier, wie gesagt ein Beispiel, kann bei jedem etwas unterschiedlich sein, aber ich nehme mal die "typischen" Dinge.

Nach dem Missbrauch sind die Erinnerungen des Mädchens fragmentiert und gespalten bzw. abgespalten, da sie das schreckliche Ereignis nicht bei vollem Bewusstsein erlebt hat.
Die Traumaerinnerungen sind (zum Teil) dissoziiert und in anderen Arealen gespeichert im Gehirn.

Jahrespäter geht das Mädchen einkaufen und läuft an einem Mann vorbei, der zufällig genau dasselbe Rasierwasser trägt wie der Täter damals.
Der Duft des Rasierwassers ist der Auslöser/Trigger/Schlüsselreiz und löst einen Flashback aus.

Dabei wird das Trauma oder einzelne Szenen daraus so abgespielt, als wäre das Mädchen GENAU wieder und JETZT in dieser Situation.

Sie weiß nicht mehr, dass sie eigentlich am Einkaufen ist, sondern hat "Gefühlserinnerungen" (Angst, Scham..) "Körpererinnerungen" (Schmerzen im Unterleib) und der Film des Traumas läuft in ihrem Kopf ab.

Da es sich wirklich so anfühlt, als würde es wieder geschehen, kann ein heftiger Flashback im schlimmsten Fall sogar eine Re-traumatiesierung auslösen, also eine zusätzliche Traumatisierung "nur" vom Flashback.

Hat das Mädchen schon vor einiger Zeit eine Therapie begonnen, weiß sie eventuell, wie sie das unterbrechen kann und zwar mithilfe von Achtsamkeit und Skills. Achtsamkeit: Sie trampelt zum Beispiel heftig auf den Boden und spürt dabei wieder ihren Körper, sie sieht, wo sie ist, sie zählt 10 Gegenstände auf, die sie im hier und Jetzt sieht, 5 Dinge, die sie im Hier und Jetzt hört usw.

Skills: Sie holt z.B, sich ihre Notfall-Chillischote aus der Tasche, beisst rein. Der starke Reiz unterbricht den Flashback im besten Fall.

Wie du merkst, das ist alles ein großes Feld und ich hab mich hier nur auf ein Beispiel, wenn auch ein recht typisches, beschränkt.

Hoffe, ich konnte was helfen.

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Arbeit und Ausbildung in Psychiatrien etc.