Wie erklären sich gläubige Menschen die Ungerechtigkeiten dieser Welt?

18 Antworten

Wie erklären sich gläubige Menschen die Ungerechtigkeiten dieser Welt?

Im Egoismus vieler Menschen, der bei manchen auch extreme Ausmaße annimmt und damit über Verstöße gegen die Gebote zu Ungerechtigkeiten, Terror, Leid und Tod führen.

Immerhin heißt es doch immer Gott wäre gnädig und liebt seine Kinder.

Sicher. Und wenn man an Gott glaubt, glaubt man auch an ein ewiges Dasein nach dem physischen Tod, denn ohne eine andere Existenzebene von welcher aus dieser Gott die Schöpfung erschaffen haben könnte, gäbe es auch diesen Gott nicht und daher auch nicht seine Schöpfung. Wenn man dies alles berücksichtigt, werden auch die Seligpreisungen recht interessant, die für all jene gelten, die wegen der Ungerechtigkeit anderer im irdischen Dasein leiden müssen, während alle die an anderen Leid verursacht haben dafür ihre Rechnung beim letzten Gericht quittiert bekommen.

mjutu  05.09.2023, 08:03

Nein. Man kann auch an Gott glauben ohne eine ewige Existenz nach dem physischen Tod vorauszusetzen.

Dann entfällt aber der tröstliche Gedanke, dass es zumindest im Jenseits eine Wiedergutmachung und nachträgliche Gerechtigkeit gibt. Dieser Gedanke ist aber sehr nützlich und Friedensstifters. Einerseits könnte es Täter bremsen, andererseits Opfer besänftigen, damit sie nicht zerbrechen oder durch Rache eine Gewaltspirale starten.

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Lostguy123  05.09.2023, 08:12
über Verstöße gegen die Gebote zu Ungerechtigkeiten, Terror, Leid und Tod führen.

Beim Verstoßen gegen die ersten drei Gebote passiert Anderen rein gar nichts negatives.

Und 9+10 Neidverbot fördern sogar Ungerechtigkeit, weil sie z.B. als Rechtfertigung dafür benutzt werden können, Manchesterkapitalismus zu dulden. Das absolute Gegenteil von Gleichheit, und wohl auch keine Gerechtigkeit.

die für all jene gelten, die wegen der Ungerechtigkeit anderer im irdischen Dasein leiden müssen, während alle die an anderen Leid verursacht haben

So ziemlich jeder Mensch leidet mal wegen Ungerechtigkeit, verursacht aber auch Leid. Damit funktioniert diese Schwarz-Weiß Einteilung nicht mehr. Nach verdchiedenen Bibelstellen sind sogar alle Sünder:

https://www.bibleserver.com/de/verse/R%C3%B6mer3,23

alle die an anderen Leid verursacht haben dafür ihre Rechnung beim letzten Gericht quittiert bekommen.

Wenn sie es vor dem Tod ehrlich bereuen und gläubig sind nicht. Jesus sei ja nicht umsonst am Kreuz gestorben.

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Gnädig nur, wenn sie bereuen und sich (zum Positiven) (ver)ändern

Und die schlechten Dinge werden erklärt, da Menschen einen freien Willen von Gott bekommen haben, diesen aber missbraucht haben und weder Gott noch anderen Mitmenschen Respekt und Lieben gegenüber gebracht haben. Alles Leid ist demzufolge Menschen gemacht und vor allem durch fehlende Demut und Gier.

Ich denke, die Menschen sollten sich weniger fragen, warum Gott Leid zulässt. Ich finde, wir sollten uns eher fragen, warum die Menschen Leid zulassen.

Menschen sind an Leid schuld, nicht Gott. Es ist die Schuld einiger Menschen, dass andere z.B. hungern. Im Krieg hungern z.b. Menschen, aber den Krieg haben die Menschen begonnen. Auch wenn sich die Regierung eines Landes nicht genug um die eigene Bevölkerung kümmert, kann es zu Armut und Hunger kommen. Daran sind dann also auch Menschen schuld.

Wenn alle Menschen nach der Nächstenliebe handeln würden, so würde es keinen Krieg geben und alle Menschen würden satt werden.

Ich bin Christ. Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich überzeugt, dass es Gott gibt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.

mjutu  05.09.2023, 08:12

Der erste Absatz ist wertvoller als Gold! Vielen Dank! Er trifft genau den Punkt: Ausgleichende Gerechtigkeit im Jenseits ist eine besänftigende Idee, aber die muss natürlich von anderen (Gott) durchgeführt werden. Dabei können wir selbst, jeder einzelne und jeden Tag unser bestes tun, die Ungerechtigkeit im Diesseits, in der Realität zu mildern. Das benötigt halt Arbeit und Engagement.

Ich mag deinen Ansatz sehr. Dabei glaube ich nicht an Gott. Und trotzdem bleibt friedliche Nächstenliebe der beste Weg, wenn man auf ihm geht um das Leben im Diesseits menschenwürdig zu gestalten.

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Lostguy123  05.09.2023, 08:18
Menschen sind an Leid schuld

Menschen sind mit Sicherheit an Krebs, Naturkatastrophen und Sonnenstürmen schuld. Selbst wenn trägt Gott, der es verhindern könnte, mindestens eine Mitschuld, oder würde es sich um einen Menschen handeln "unterlassene Hilfeleistung".

Menschen lassen Leid zu. Und Götter auch. Daher ist die Theodizeefrage durchaus berechtigt.

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mjutu  05.09.2023, 10:56
@Lostguy123
Menschen sind an Leid schuld.

Ja, diese Formulierung ist nicht eindeutig klar. Natürlich tragen Menschen nicht die Schuld an jedem Leid, z.B. Krebs und Meteoriteneinschlägen. In dieser Antwort geht es aber darum, dass Menschen manches Leid vermeiden oder lindern können, wenn sie die Verantwortung dafür übernehmen.

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Der Gott, an den Christen glauben, hat keine heile Welt versprochen. Er weiß nämlich, dass Menschen auch die ihnen gegebene Freiheit missbrauchen können. Der Mensch ist nämlich seit der Ursünde nicht nur zum Guten, sondern auch zum Bösen geneigt und kann folglich auch Ungerechtigkeiten und Verbrechen begehen. Die freie Willensentscheidung des Menschen auch zum Bösen macht deshalb den Urheber des Guten nicht weniger gütig und barmherzig. Zudem leben Gläubige nicht für ein schönes Leben auf dieser Welt, sondern für das ewige Leben bei und mit Gott.

Immerhin heißt es doch immer Gott wäre gnädig und liebt seine Kinder.

Die Liebe und Güte Gottes schließen seine Gerechtigkeit nicht aus. Es ist eine der Grundwahrheiten des Glaubens, dass Gott auch ein gestrenger Richter ist, der das Gute belohnt und das Böse bestraft. Deshalb sagt Jesus Christus "euer Vater im Himmel lässt die Sonne aufgehen über Gute und Böse, über Gerechte und Ungerechte" und er lässt das Unkraut mit dem Weizen wachsen bis zum Tag des Gerichtes. Und diesem Gericht kann keiner entgehen, Barmherzigkeit findet nur der, welcher seine Taten bereut und umkehrt. Wer das nicht will, verschmäht die Liebe Gottes und wird auch in Ewigkeit von ihr getrennt sein.

mjutu  05.09.2023, 09:44
Es ist eine der Grundwahrheiten des Glaubens, dass Gott auch ein gestrenger Richter ist, der das Gute belohnt und das Böse bestraft.

Wieso ist das in der Realität kaum sichtbar? Warum wird Putin nicht vom Blitz getroffen? Warum hatte Gott nicht gleich beim ersten Attentat auf Hitler ein wenig nachgeholfen? Wieso sind manche sicherlich schuldfreie Kinder einem Schicksal ausgesetzt, das einer strengen harten Strafe gleicht?

Die Arbeit in einer Kinderonkologie lässt das Vertrauen in irgendeine Barmherzigkeit schnell verdunsten. Von ein 3 Jährigen das Bereuen irgendwelcher Taten zu fordern, ist eine absurde Idee.

Insofern halte ich diese Antwort für die Sammlung von Worthülsen. Sie klingen mehr nach Erpressung und Bedrohung als nach Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Wer die Liebe Gottes verschmäht, wird in Ewigkeit von ihr getrennt sein?!? Mit solchen Sprüchen schockiert man Kinder, aber jeder Kriminelle, Gewalttäter oder Arsch kichert sich doch einen weg.

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Immerhin heißt es doch immer Gott wäre gnädig und liebt seine Kinder.

Das eine schließt meiner Ansicht nach das andere nicht aus.

Schon mal dient ein Verbrechen als Rache und Vergeltung oder auch Strafe gegen eine Ungerechtigkeit, dann hebt sich das gleich wieder auf.

Ob aber die Ungerechtigkeit immer gerecht verteilt ist, vermag ich hier nicht zu sagen.

Und um Ungerechtigkeit zu erkennen, müsste man Gerechtigkeit kennen. Also das ist schon fast anmaßend, wenn jemand meint, diese zu kennen, also ich für mich bin da sehr vorsichtig. Wir verstehen sicherlich nicht alle Zusammenhänge und Abläufe, finde, da sollte man vorsichtig mit allen Urteilen und allem Urteilen sein. In Wirklichkeit sehen wir ja doch immer nur einen kleinen Ausschnitt von allem .... wie sollte man so eingeschränkt gerecht urteilen können?

Dann fällt mir ein, dass Menschen durchaus einen Bewegungspielraum haben, eigene Entscheidungen treffen können, selbständig denken .... usw .... natürlich bringt dies auch Situationen, in denen wir eigenverantwortlich sein sollten.

Immer wieder ist auch zu beobachten, dass das Wort Ungerechtigkeit sehr gerne von eher selbstgerechten Menschen verwendet wird, was mir durchaus auch zu denken gibt.

Für den Staat und viele Kaufleute ist Gerechtigkeit sehr teuer, hingegen können sie Ungerechtigkeit völlig umsonst haben. Und es geht nun mal sehr oft oder immer ums Geld. ;-)

Neid ist gerne mal gefühlsbetontes Aufbegehren ggü empfundene Ungerechtigkeit, aber hat man selbst wirklich alles dafür getan, um sich seine Bedürfnisse selbst zu erfüllen? Wirklich alles?

Sind wir Menschen wirklich in der Lage, zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit zu unterscheiden, wo uns doch noch so viel Verständnis für die Abläufe und Zusammenhänge auf der Welt fehlen?

Sind empfundene Ungerechtigkeiten oftmals gesunde Herausforderungen, die wir in den falschen Hals bekamen?

So, das waren mal ein paar Einschätzungen und Anregungen von mir ... das Thema ist ja sehr komplex und man kann es von vielen verschiedenen Seiten her betrachten.
Persönlich finde ich, dass wir viel öfter als allgemeinhin angenommen für vieles, was uns in unserem Leben begegnet, eigenverantwortlich sind, das aber häufig übersehen bzw. nicht erkennen, das Gute darin nicht sehen können ... ist das Leben eine Reise zu uns selbst und ein Lernprozess.

Selten ein Schaden ohne Nutzen! ;-)

EvangelionRN 
Fragesteller
 01.09.2023, 08:38

"Und um Ungerechtigkeit zu erkennen, müsste man Gerechtigkeit kennen. Also das ist schon fast anmaßend, wenn jemand meint, diese zu kennen, also ich für mich bin da sehr vorsichtig."

Die meisten Kinder wachsen gesund auf. Hingegen bekommen andere Kinder unterschiedliche Krankheiten und sterben. Inwiefern lässt sich hierbei keine Ungerechtigkeit erkennen?

Natürlich hast du mit der Eigenverantwortung zu 100% recht und viele Menschen sind an "Ungerechtigkeiten" zumindest "bedingt" selbst schuld. Dennoch gibt es unzählige Dinge auf die der Mensch überhaupt keinen Einfluss hat.

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amormutuus  01.09.2023, 09:08
@EvangelionRN

Ja, ich verstehe natürlich, was du meinst, schon klar.

In das Gefäß Gerechtigkeit schüttet jeder gerne den Wein, der ihm am besten schmeckt, schon klar, menschlich und verständlich. Dennoch gibt es in meinen Augen keine Gerechtigkeit, die das Selbstbestimmungsrecht des Menschen missachtet.
Alle Kinder haben mit Schmerz zu tun, müssen ihn erleben und ertragen, ich weiß, selbst erging es mir ebenso, dennoch sehe ich es nicht als Ungerechtigkeit, sondern als sehr unangehme Prägung und Erlebnisse, aus denen wir später als Erwachsene lernen sollen. Eine Herausforderung. Das Leben will so dringend Weiterentwicklung, vor allem geistig-seelische.
Leid von Kindern finde ich persönlich natürlich auch am schlimmsten, das stimmt schon. Dennoch will Gott und das Leben entsprechende Prägungen und Lernaufgaben. In Wirklichkeit und am Ende sind und bleiben wir bei allem immer eins.

Und ob das Ableben bestimmter Kinder wirklich ungerecht ist, also das wage ich nicht zu beurteilen, schnell könnte es auch eine Erlösung sein. Es gibt meine Angelegenheiten, die anderer und die Gottes, wenn du verstehst ....

Und ob der Tod wirklich schlechter als die Geburt ist, wage ich ebenso wenig zu be- oder verurteilen. Ich weiß es nicht. Beweise dafür gibt es keine. Mein Glaube sagt mir, dass beides gleich ist. Geburt und Tod sind ein vertrauenwürdiger Kreislauf.

Was ist gerechter oder besser? Ein- oder Ausatmen? Den ersten oder den letzten Atemzug zu machen?

Erfährt man Unrecht, kann man immer noch glücklich sein, weit mehr als jene, die Unrecht begehen. Schon allein darin sehe ich Gerechtigkeit.

Dennoch gibt es unzählige Dinge auf die der Mensch überhaupt keinen Einfluss hat.

Stimmt.

Wenn man Gewisses nicht vermeiden kann, bleibt einem nur der beste Umgang damit und im Idealfall etwas daraus zu lernen. Dann ist etwas auferlegt und wir sollten uns mutig und vertrauensvoll stellen.

Der Mensch bekommt immer in dem Maße, wie er gibt.
Gib, so wird dir gegeben!, heißt es. Für mich keine Aufforderung, sondern ein Gleichnis.
Wenn ich Widerstand und Widerwillen gegen Auferlegtes gebe, sollte ich mich nicht wundern, wenn es holprig wird.

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