Wie empfindest du die Situation, wenn du selbst Opfer von Diskriminierung oder Rassismus wirst und wie reagierst du darauf?

6 Antworten

Man kann sich kaum dagegen schützen.

Wenn man stark genug ist und noch Energie hat und zudem nicht dumm ist kann man dagegen politisch angehen, sofern es sich um eine instituonelle Diskriminierung oder Verfolgung durch die Behörden handelt.

Ein aktuelles Beispiel wovon ich auch selbst betroffen war ist Cannabis.

Nun ist Cannabis-Konsument zu sein natürlich nicht so unveränderlich wie Hautfarbe oder sexuelle Identität, aber dafür wurden Konsumenten von der Polizei und Justiz verfolgt, verurteilt, ins Gefängnis gesperrt, Führerschein weg, oft Job weg aufgrund des Führerscheinentzuges, Lebensläufe zerstört. Das ist schon eine ganz gehörige Diskriminierung würde ich sagen.

Und das einzig aufgrund einer Konsumentscheidung mit der man niemanden schädigt. Das habe ich immer als skandalös empfunden und ich möchte betonen das gilt nicht nur für Cannabis.

Was habe ich getan?

Als Blogger jahrelang Artikel geschrieben. Mich vernetzt, Kontakt zu politischen Entscheidungsträgern und Lobbygruppen gesucht. Als Aktivist auf Demos gesprochen, diese mit organisiert oder zumindest daran teilgenommen. Und nach 30 Jahren geht es morgen den allerersten Schritt vorwärts.

Vorher gab es trotz aller Bemühungen immer nur eine Wand aus Betonköpfen und Stillstand bis Rückschritt (1998 Samenverbot statt der da schon von der Bewegung erhofften Legalisierung).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Blogger zur Drogenpolitik, ehemals Co-Admin im LdT

Ich empfinde es demütigend, wenn ich aufgrund meiner Sexualität oder Transidentität angegriffen oder verspottet werde, tue aber alles dafür, die Menschen dann aufzuklären und ihre Mythen und Verschwörungstheorien, die sie entweder verbreiten oder durch andere gelernt haben entgegenzusetzen, sie dadurch aufzuklären und sie vom Hass abbringen..

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Linksalternativ, Radqueer Inklusive, Trans* und Bi-Map

Ich fühle mich von denen die ständig Diskriminierung rufen eigentlich am meisten diskriminiert und wenn das nicht für manche so ernst wäre, wäre dieser Quarks eigentlich zum Lachen.

Altgriechischer Vorname plus ostpreußisch eingedeutschter Nachname in Sachsen ist so eine Sache. Ungebildete interpretieren dann schnell hinein. Da ich solche Leute meide, komme ich nur in geringerem Maße in Konflikte. Würde ich noch erwähnen, daß ich Nachfahrin aus einer fast-Mischehe bin, Gott sei mit mir. Strategie ist, nett zu sein. Be nice and easy.

Allerdings denke ich mir meinem Teil...

Gerade hier in Hass-Sakksen ist der Alltagsrassismus zuweilen abnorm ekelhaft.

Da ist jeder Mann, der Udo heißt, auch automatisch ein Schlagersänger.


vanOoijen  01.04.2024, 02:24

Wenn Du das beantworten magst: Was meinst Du mit Mischehe? Deutsch/Griechisch? Ich muss bei dem Wort direkt an Deutsch/Jüdisch denken, denn dafür haben die Nazis den Begriff eingeführt.

Und woran denkst Du liegt es, dass diese Haltung aus Unbildung und Intoleranz gerade in Sachsen so verbreitet ist.

Ich komme aus Nordrhein-Westfalen und außer NRW und ein paar Jahren Berlin habe ich nie woanders in Deutschland gewohnt und möchte es einfach verstehen.

Sachsen etc. ist mir nämlich bezüglich der Mentalität tatsächlich ein Rätsel, weil wir Rheinländer und auch die Berliner ganz anders sind. Norddeutsche und Bayern sind auch anders. Aber gerade die Sachsen verstehe ich einfach nicht.

Woran liegt's?

1
snowdrop41  01.04.2024, 23:18
@vanOoijen

Zu der 'Mischehe' (vgl. Nürnberger Rassengesetze zum Erhalt des arischen Blutes' kam es nicht, da das 'artfremde Blut' bei der Frau noch einen zu hohen Prozentsatz hatte. Die Nazis definierten slawisches Blut als 'artsverwandt'. Insofern konnte es daran nicht liegen, sondern an jüdischen Vorfahren vor 1750 (sie hatte also Glück gehabt, und landete nicht im KZ, andere aber schon, was mich nachdenklich stimmt, und wütend auf die Nazis macht'. Außerdem interessiere ich mich immer mehr für Israel, je älter ich werde, und ich liebe es.

Sachsen, eine Auswahl an Sprüchen:

-''Die Firma will nach Polen expandieren? Dann holen wir uns die Wolfsschanze zurück.'

-Geschichtsunterricht Gymnasium 'Danzig bleibt Danzig.'

Urlaub in Afrika, Reisebus 'Da draußen sind lauter Bimbos.'

-'Ich kaufe Socken beim Fidschi'.

-alte Frau mit weißen Haaren ' Ich bin froh, daß ich jetzt grau bin, früher fühlte ich mich nicht hell genug, jetzt bin ich das deutsche Mädel'.

-griechischer Vorname bei der Bank 'Sie können wohl nicht mit Geld umgehen, das ist bei Griechen normal'.

-'Bei dem ist noch was anderes als deutsch drin, das sehe ich'.

Einteilung in nordisch und südländisch respektive 'Kan&e'.

'Der deutsche Schäferhund gehört nach Deutschland. Die Hüftdysplasie liegt nicht an der Züchtung, sondern an ausländischen Nachzüchtungen, die Ausländer sind sowieso schlampig.'

Usw

Es gibt allerdings auch viele vernünftige, intelligente Sachsen, insofern bin ich da zwiegespalten, und war durch das permanente Sachsen-Bashing auch verärgert, stelle aber fest, daß viele eben so sind, wie es medial dargestellt wird (auch Leute mit Geld, Haus, Hof, Mercedes) .

Es könnte an der stoischen, sturen Mentalität, und der Ferne zur Küste liegen, wobei Leipzig eigentlich über 800 Jahre als Handelsstadt bekannt ist. In der DDR wiederum wurden Nachkommen der Nazifamilien so streng behandelt, daß wahrscheinlich ihre unterdrückten Gefühle nach der Wende ausbrachen, und deren Kinder plapperten dann alles nach. Allerdings sagte eine schwäbische Familie in Leipzig ( Grünen-Wähler), daß viele türkische Clans, die 'drüben' Probleme machten, in den Osten gingen, um dort weiterzumachen, und auch einige 'Wessis', die es bisher nicht zu viel gebracht hatten, sich bei den 'Ossis' in den 90ern als Gutsherren aufspielten. So entstand wohl der Eindruck, man würde überrollt.

NRW ist so anders als Sachsen, es gibt dort so viele Einwohner, und die Mentalität ist bereits zwischen Köln und Düsseldorf so unterschiedlich, daß ich es nicht wage, ein pauschales Urteil zu ziehen. Aber menschlicher wirkten die Leute dort auf mich, Sachsen würden sagen, 'weicher', aber das 'Weiche' ist argumentativ vielschichtiger, so mein Eindruck. Aber auch in NRW gab es den 'SS-Siggi'.

1
vanOoijen  01.04.2024, 23:58
@snowdrop41

Danke für diese interessanten Einblicke.

Ja, die Schwaben verstehe ich auch nicht, einzige Gemeinsamkeit ist es sind Wessis, aber die Mentalität ist völlig anders als hier im Rheinland. Als Aachener habe ich es nach Köln und Düsseldorf ja etwa gleich weit und zudem Belgien und Niederlande vor der Haustür. Bezüglich der Mentalität sind wir Aachener zwischen Köln und Düsseldorf mit dem spezifischen Benelux-Einschlag noch dazu.

Jetzt verstehst Du wohl, warum ich solche Verständnisprobleme bezüglich Sachsen, Thüringen etc. habe.

1
snowdrop41  06.04.2024, 00:16
@vanOoijen

Sieht ganz so aus, als ob Du ein ziemlich gutes Los gezogen hast.:)

0
vanOoijen  06.04.2024, 00:36
@snowdrop41

Weiß ich nicht, ich hatte eine gute Jugend und bin zur richtigen Zeit im Westzipfel Deutschlands geboren, that's right.

0
vanOoijen  06.04.2024, 02:48
@snowdrop41

Definitiv kein Hereinfallen auf Populismus bei mir.

Bevor die Linke zu woke wurde, habe ich mir immer eine Koalition aus Linker und SPD gewünscht. Kein Wunder als ehemaliges Vorstandsmitglied der JUSOS in unserem Unterbezirk (kommunale Gliederung der SPD).

Ich war gegen die Agenda 2010 und habe versucht intern in der SPD dagegen zu kämpfen.

Insofern habe ich von Oskar Lafontaine immer viel gehalten. Als er aus der SPD ausgetreten ist bin ich stattdessen jung und idealistisch eingetreten.

Mir ging es vor über 20 Jahren um soziale Gerechtigkeit in Deutschland nach Vorbild der Zeit von Willy Brandt und Helmut Schmidt und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Und ob ich diese mit der SPD, der Linken oder mit BSW erreiche ist sekundär, wobei ich mich in der SPD am wohlsten gefühlt habe.

Aber ich war halt gegen den Neoliberalismus von Schröder.

Und da es ja scheinbar unmöglich ist sozialen Wohnungsbau hinzubekommen bin ich heute auch gegen den massiven Zuzug von Migranten. Genau wie BSW.

1

Tja, meist ignoriere ich es, wenn mich Woke-Freaks "Cis white male" nennen. Das ist übel abwertend und rassistisch gemeint. Einfach nicht ernst nehmen.