Wie "einfach" ist es Obdachlos zu werden?

5 Antworten

Es ist sehr leicht. Ein sehr häufiger Weg ist der folgende: Jemand wird arbeitslos. Nun ist Arbeitslosigkeit kein Kündigungsgrund. Dieser Jemand fängt an zu saufen. Infolgedessen kommt er seiner Mietzahlung nicht mehr nach (ist - leider sehr häufig; inzwischen wird immer häufiger die Miete direkt vom JobCenter direkt an den Vermieter überwiesen, wenn der Empfänger hier Schwierigkeiten macht), und dann ist schnell die Kündigung da. Solche Fälle kenne ich in Hülle und Fülle. Andere traurige Fälle: Eine Beziehung zerbricht, die Frau verschwindet und hat nur noch das Frauenhaus (inzwischen gibt es immer mehr obdachlose Frauen).

Keiner muss obdachlos sein. Theoretisch richtig, aber ganz so ist es nicht.

Sind alle Obdachlosen selber schuld? Nein, auf keinen Fall. Wenn eine Frau von ihrem Beziehungspartner geschlagen wird und sich nicht mehr ins Haus traut, kann von Schuld nicht gut die Rede sein. Immerhin gibt es auch Obdachlosigkeit aufgrund von Leichtfertigkeit.

'Kann ich auch obdachlos werden?' Um Dir die Frage zu beantworten, müsste ich Deine Situation exakt kennen. Ich glaube, grundsätzlich muss gesagt werden: Unmöglich ist das nicht.

Weiß nicht, ob ich Dir mit diesen Ausführungen geholfen habe. Jedenfalls habe ich einige wichtige Aspekte dargelegt (nicht alle, das wäre ein Monumentalvortrag).

Atlantis121 
Fragesteller
 12.05.2017, 16:31

Es ist sehr einfach heutzutage einen Job zu verlieren, schwierig einen vernünftigen Job zu finden von dem man leben kann.

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Peterwefer  12.05.2017, 16:33
@Atlantis121

Das ist - leider wahr. Aber Arbeitslosigkeit bedeutet nicht automatisch Wohnungslosigkeit / Obdachlosigkeit. Dass das schnell gehen KANN, darauf habe ich hingewiesen.

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Obdachlos muss niemand sein .. man muss sich in einer Notsituation eben nur bemühen .. sich an Ämter etc wenden .. Anträge stellen.. mitarbeiten usw. 

Es gibt Wohnheime .. Bahnhofmission etc. Alles nicht schön, aber .. auf der Straßen leben muss keiner. 

Powerfly108  03.01.2021, 12:12

Die Wohnheime und Hilfseinrichtungen haben aber auch nicht unbegrenzte Plätze. Da kommt es vor allem im Winter sehr oft vor, dass die Betten nicht ausreichen und man wieder weggeschickt wird.

Manche Städte ermöglichen in solchen Situationen Notlösungen, wie etwa Hotels. Aber das muss der Obdachlose auch erstmal wissen wohin er sich wenden kann. Für viele Dinge muss man viel herumtelefonieren, und nicht jeder hat ein Handy mit entsprechenden Guthaben. Hinzu kommt, dass auch viele kaum Deutsch sprechen können.

Und wenn ich in einem Wohnheim untergekommen bin, bin ich schließlich immernoch obdachlos. Dann bin ich zwar von der Straße weg, aber ich habe ja immernoch keinen festen Wohnsitz sondern lediglich eine Notlösung für kurze Zeit.

Hinzu kommt oft, dass man aufgrund der Geschehnisse, die einen auf die Straße geführt haben (z.B. Scheidung) ohnehin so sehr deprimiert und fertig ist, dass es einem zunächst gar nicht sehr interessiert dass er nun auf der Straße schläft. Und mit der Zeit gewöhnt man sich dann auch daran. Ja, oftmals besteht sein Lebensinhalt dann auch nur immer mehr daraus, sich mit Gleichgesinnten zuzusaufen und sein vergangenes Leben aus der Erinnerung zu verdrängen.

Und somit nimmt die Spirale, die einen immer mehr an die Straße bindet, seinen Lauf. Ja, ich kenne einen Obdachlosen, der nun schon so viele Jahre auf der Straße gelebt hat, in einer Wohnung fühlt er sich regelrecht eingesperrt.

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diePest  03.01.2021, 12:14
@Powerfly108

Das ist ja auch alles richtig .. aber .. es muss halt niemand obdachlos sein .. es ist eben nur Arbeit (Ämter, Anträge etc) und erfordert Disziplin sich darum zu kümmern..

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Powerfly108  03.01.2021, 12:37
@diePest

Die Leute befinden sich in einer emotionalen Ausnahmesituation oder sind komplett mit ihrem Leben überfordert, dadurch ist es ja erst soweit gekommen, dass die auf der Straße gelandet sind. Und wenn man erstmal diesen Punkt erreicht hat, ist es nochmal im einiges schwieriger diese Dinge zu Regeln, die man zuvor schon nicht geregelt bekommen hat.

Es gibt ja auch Leute, die schaffen es wieder raus. Es gibt ja auch viele Hilfsangebote und Sozialarbeiter, die einem unterstützen. Aber sie haben dennoch lange und hart dafür kämpfen müssen. Denn es wird niemals einfacher, je länger man in dieser Situation überleben muss. Und diese Kraft kann nicht jeder aufbringen. Dann ist der Alkohol eben auch der leichtere Weg. Manche sind wegen ihres Alkohol- oder Drogenproblems überhaupt in diese Situation gekommen, andere fangen dann erstmal an zu trinken.

Das sind so unterschiedliche Schicksalsschläge: ich kenne Soldaten, Lehrer, Handwerker, Leute die im Knast waren und deswegen nun auf der Straße leben, Ausländer, denen man sämtliche Behördengänge abnehmen muss weil sie wegen mangelnder Sprachkennntnis es nicht alleine hinbekommen. Man kann sie nicht alle in einen Topf werfen.

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diePest  03.01.2021, 12:42
@Powerfly108

Mir ist das alles bewusst.. deswegen schreibe ich ja auch: Disziplin ist erforderlich .. wenn die Menschen die nicht haben, aus welchem tragischen Grund auch immer, ist das bitter .. aber dennoch ändert es nichts an meiner Meinung.. egal was du versuchst gegen zu halten ..

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Vermieter kündigt dir die Wohnung (oder du hast erst gar keine weil du vorher bei wem anders gewohnt hast) und du findest keine neue - zack, obdachlos.

Peterwefer  12.05.2017, 16:32

Wohnung kündigen geht nur aus triftigem Grund. Hier möchte ich auf die betreffenden Passagen im BGB verweisen.

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Atlantis121 
Fragesteller
 12.05.2017, 16:33
@Peterwefer

Bei den Mietpreisen ist es logisch, dass es immer mehr Obdachlose gibt.

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Katzenreiniger  12.05.2017, 16:33
@Peterwefer

Eigenbedarf. Eigentümerwechsel. Oder man hat einfach keine eigene Wohnung, sondern wohnt mit der Frau/Freundin oder sonstwem zusammen. Das geht flott, glaub mir.

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Peterwefer  12.05.2017, 16:35
@Katzenreiniger

Eigenbedarf - ja, muss begründet sein. Eigentümerwechsel - nein. Keine eigene Wohnung - ja, das ist oft ein Problem: Man wohnt bei den Eltern, beim Ehepartner, etc. und wird nicht mehr geduldet...

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Warum hast du eigentlich einen neuen Account angelegt? Das ist schon der dritte heute. Richtig? Oder waren es vier?

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