Wer könnte mir einen Satz auf Hebräisch erklären?

Bodesurry  04.04.2022, 20:21

Weshalb möchtest Du das wissen?

Neusucht 
Fragesteller
 04.04.2022, 23:46

Weil manche Menschen die Bedeutung von solchen Sätzen falsch benutzen, und u.a. war mir BellaPeninna eine Hilfe, um diesen hebräischen Satz wieder in seinen Kontext zu bringen.

4 Antworten

Laassoth nekama bagoim - aus Rache Terroranschlaege machen. Obwohl begoim eigentlich piguim sein sollte, aber Arabisch hat kein B, und der Akzent halt.

Das kommt aus einem Musikvideo der IS von vor ein paar Jahren - als sie zu Terroranschlaegen in Israel aufgerufen haben, und das mehr oder weniger ein Kultvideo wurde, das Israelis hoehnisch nachgesungen haben, mit dem Aussprachefehler.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lebe in israel 🇮🇱
Neusucht 
Fragesteller
 03.04.2022, 19:00

Ok danke, aber bist du dir da sicher, dass dieser Satz nicht vorher aufgetaucht ist, und in einem anderen Kontext? Auf jeden Fall sehr intéressant.

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Steffile  03.04.2022, 21:27
@Neusucht

Ich bin bloed - Ba'goim ist an den Heiden.

Vergiss was ich geschrieben habe, das hatt sich auf biguim bezogen.

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Das heißt "um an den Völkern Rache zu üben". Du beziehst Dich wahrscheinlich auf Psalm 149.

Ich kann Dir nur ganz spontan mein Verständnis dazu geben. Du solltest unbedingt noch in theologischen Kommentaren dazu nachschauen.

Ich denke, in dem Psalm geht es um eine zukünftige "messianische" Zeit, in der Gottes auserwähltes Volk triumphieren und gottesfürchtig werden wird, während die Frevler und Außenstehenden (eben die goyim, die nicht zum Volk Israel gehören) bestraft und gerichtet werden.

Das klingt aus heutiger Sicht (wie vieles in der Bibel) natürlich höchst problematisch.

Neusucht 
Fragesteller
 03.04.2022, 19:38

Tja, ich Weiss nicht, was ich davon halten soll. Zuerst möchte ich betonen, dass es auch im Christentum manche Sätze geben, die heute nicht so ganz ok klingen: Letztes Kapitel von Markus: " Diejenige, die getauft und gläubig sind, werden später gerettet, und diejenige, die nicht getauft und nicht gläubig sind, werden später bestraft.

Und im dritten Buch Mose gibt es auch den folgenden Satz: "Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst" - 19, 18 - ,was aber nicht "goifeindlich" scheint, deswegen scheint mir Judentum komplizierter zu sein.

Und ausserdem scheint der Messias Frieden zu bringen: "Und er wird richten unter den Nationen und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen." - Jesaja 2:4

Aber deine Meinung ist interessant, und ich habe nachgeguckt, und tatsächlich gibt es sowas im Psalm 149. Vielleicht wurde das in einem bestimmten Kontext geschrieben, denn Goyim von gestern sind auch nicht die Gleiche laut dem Judentum, wie die von heute. Zumindest habe ich das gelesen.

Glaubst du zufällig an Judentum?

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BellaPeninna  03.04.2022, 19:44
@Neusucht

Ja, zufällig bin ich wirklich jüdisch.

Die Bibel ist natürlich zu einer bestimmten Zeit vor (mehr als) 2000 Jahren geschrieben worden und spiegelt die Vorstellungen ihrer Autoren wider. Sowas berücksichtigt auch die moderne jüdische und christliche Bibelwissenschaft. Es gibt auch wissenschaftliche Kommentare zu den einzelnen Bibelpassagen. Entsprechend müsste es das auch zu Psalm 149 geben. Es kann gut sein, dass der Psalm und besonders dieser Vers eine Anspielung auf eine ganz konkrete historische Situation sind. Das weiß ich aus dem Kopf aber gerade nicht und habe auch keinen modernen Bibelkommentar zur Hand, in dem ich das nachschlagen könnte.

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Das bedeutet: Rächt euch an den Heiden
Neusucht 
Fragesteller
 03.04.2022, 18:59

Ok danke, aber welche Heiden sind hier gemeint, und in welchem Kontext war diesen Satz gültig ?

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In den Augen der Juden sind alle Nichtjuden Heiden

Neusucht 
Fragesteller
 03.04.2022, 19:14

Nicht unbedingt, soweit ich Weiss. Es gibt da diese noahidischen Gebote, und laut Maimonide ist Islam kompatibel damit. Christen werden aber eher als Götzendiener betrachtet wegen der Dreieinigkeit. Aber manche Rabbiner sind damit nicht einverstanden. Und auf jeden Fall werden die Nichtjuden aus dem alten Testament nicht so betrachtet, wie die Nichtjuden von heute. Die Nichtjuden von heute (Christen und Muslime, und manchmal Atheisten) sind nämlich nicht "böse" (wenn ich das so sagen kann) aus der Sicht des Judentums. Zumindest habe ich das gelesen, aber ich möchte nicht im Namen des Judentums sprechen, da ich selber kein Mensch jüdischer Glaube bin.

Aber vielleicht meintest du mit "Heiden" kein abwertendes Wort.

Es scheinst mir auf jeden Fall komplizierter zu sein, als deine Behauptung.

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BellaPeninna  03.04.2022, 19:27
@Neusucht

Erstens kann man in der Bibel noch nicht von "Juden" sprechen, sondern allenfalls von "Israeliten". Zweitens ist das Judentum nicht missionarisch. Nichtjuden gehören daher ganz normal zur Welt dazu und sollen auch nicht zum Judentum bekehrt werden.

Manche Passagen in der Bibel sind natürlich problematisch. Da spielt eben immer auch eine Rolle, wie man sie auslegt. Im Judentum gibt es das Konzept der "mündlichen Tora", d.h. die Auslegung wird als Teil der Offenbarung gesehen. Und da wird vieles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wurde.

Insofern stimme ich Dir, Neusucht, zu. So einfach ist das nicht.

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Neusucht 
Fragesteller
 03.04.2022, 19:53
@BellaPeninna

Ja aber man kann sich zum Judentum bekehren, auch wenn man ursprünglich dazu nicht gehört. Und Judentum ist heute zwar nicht mehr missionarisch, aber historisch betrachtet war Judentum vor langer Zeit missionarisch. Das behauptet Zemmour, ein französicher Politiker jüdischer Glaube, der glaubt, seine Vorfahren haben sich so zum Judentum bekehrt.

Und ja, es gibt Antizionismus aus religiösen Gründen, und auch das Gegenteil davon, der religiöse Zionismus, die die Ankunft des Messias anders erklären, deswegen ist alles nicht so einfach bei der Auslegung vieler Aspekte im Judentum.

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BellaPeninna  03.04.2022, 20:05
@Neusucht

Ja, Judentum heute und auch in der Vergangenheit ist und war halt divers. Da haben und hatten Leute eben auch sich widersprechende Ansichten. Manche Historiker glauben, dass sich in der Antike viele Leute zum Judentum bekehrt haben und es damals durchaus missionarisches Judentum gab. Das ist meines Wissens in der Wissenschaft aber umstritten. Auch heute kann man zum Judentum konvertieren. Das ist aber nicht so einfach und die Konversionskandidat(inn)en müssen ihren Wunsch gut begründen.

Leider sind sich viele Leute nicht darüber im Klaren, dass Judentum nichts Einheitliches ist und es in der Vergangenheit auch nicht war. Schön, dass Du da differenzierter denkst.

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