Wenn man sich mit dem Lernen schwer tut?

Das Ergebnis basiert auf 4 Abstimmungen

Ausbildung 75%
Trotzdem weiter Schule gehen 25%

5 Antworten

Ausbildung

Meine eigene Erfahrung: Ausbildung ist besser, denn das Schwertun mit dem Lernen geht zumindest kurzfristig nicht weg.

Ich habe den Fehler gemacht, wohlwissend, dass ich Probleme mit dem Lernen habe ein Studium anzufangen. Ich hatte mir ganz fest vorgenommen, dass ich dann, wenn ich studiere mich ganz gewiss lange hinsetze und lerne, was ich aber in der Schule nie getan habe. Ich habe mich immer mit dem Lernen schwer getan.

Aber was ist passiert? Auch beim Studium habe ich mich mit dem Lernen schwer getan. Ich habe es nicht geschafft, Aktenorder voll Mitschriften und zig Bücher zu lernen und je härter ich es versucht habe, desto schwerer wurde es. Ich wurde frustriert, habe zig Sachen getan, um mich abzulenken und immer weniger gelernt. Zum Schluss habe ich alle Klausuren nicht bestanden und das Studium abgebrochen.

Ich habe dann eine Lehre gemacht. Mit dem Studium habe ich viel Zeit verloren und hatte danach nichts in der Hand!

Und jetzt kommts: In der Lehre ist mir alles viel leichter gefallen. Wie beim Abi hatte ich immer Einsen ohne auch nur eine Minute lernen zu müssen. Die Arbeit ging mir auch leicht von der Hand. Im Beruf lernte ich dann mehr aus der Praxis und machte auch die ersten Karriereschritte.

Vielleicht wurde ich mit zunehmenden Alter auch ruhiger oder einsichtiger. Oder ich habe einfach in der Praxis gelernt, warum ich dieses oder jenes noch brauchen könnte. Jedenfalls habe ich dann mit 30 ein Fernstudium an der Hamburger Fernhochschule angefangen. Ein paar Jahre später war ich dann Wirtschaftsingenieur. Damit gelang mir dann der Einstieg ins Management.

Aber auch hier zeigte sich wieder das alte Problem: Konzentrationsschwierigkeiten. Ich kam im Management dann mit Top-Managern, Vorstandsassistenten, Projektleitern (also richtige Projektleiter von Konzern- Vorstands- und Großprojekten) und auch mit dem einen oder anderen Vorstand zusammen.

Die Leute haben eine sehr schnelle Auffassungsgabe, erfassen komplexe Gemengelagen und abstrahieren daraus die richtigen Punkte, sind auch in hitzigen Diskussionen gelassen und schlagfertig und ziehen stundenlange Sitzungen durch. Wenn Du in einer 4 Stunden langen Sitzung bist, wo jeder Product Owner seine Angelegenheiten vorstellt, dieses und jenes berichtet und Du die gesamte Zeit über konzentriert zuhören mußt, aus allen Infos dann die wichtigen Punkte abstrahieren mußt, um strategische Entscheidungen zu treffen, gleichzeitig aber jedes Detail im Kopf haben mußt, um bei Diskussionen mit Fakten argumentieren zu können, das muss man schon können. Dazu kommt ja noch, dass man ätzend langweilige Prozesshandbücher, Konzernrichtlinien mehr oder weniger im Kopf haben muss, auch wenn man sie nur nebenbei mal durchlesen kann. Technische Spezifikationen usw. Als IT-Manager mußt Du dann plötzlich ein Problem mit dem Hersteller eines Chipsatzes klären, wo Dir dann Experten zwei Stunden lang die Feinheiten eines Prozessors in einem Industrierechner erklären ...

Ich tu mich damit nach wie vor schwer. Darum bin ich aus dem Management raus und wieder in die Praxis gegangen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich würde rückblickend heute direkt eine Ausbildung machen. Heute gibt es sehr gute Weiterbildungsmöglichkeiten. Mit der Ausbildung hast Du was in der Hand. Danach kannst Du immer noch berufsbegleitend sogar studieren. Vielleicht wirst Du nach ein paar Berufsjahren motivierter zum Lernen oder ruhiger, dass Du länger sitzen kannst. Aber wenn Du Dich weiterhin mit dem Lernen schwertust, hast Du immer noch die Ausbildung in der Tasche. Ein berufsbegleitendes Studium kannst Du locker auch zeitlich strecken, also pro Semester nur eine Prüfung schreiben. Dann hält sich das Lernen in Grenzen und ist nicht zu viel.

Was auch hilft ist ein gutes Energiemanagement. An welchen Tageszeiten lernst Du am besten? Wie viel Bewegungspausen brauchst Du usw.

Vielleicht mußt Du einfach nur lernen, wie man lernt. Es gibt hier sehr gute Bücher über Lernmethodik, Lesetechniken und Supralearning. Vielleicht fällt Dir das Lernen einfach nur schwer, weil Du noch nicht gelernt hast, wie man richtig und effizient lernt. Mit der richtigen Technik wird es nämlich um einiges einfacher. Aber wie gesagt - mache sicher, dass Du gut lernst, bevor Du weiter zur Schule gehst oder studierst. Ein Ausbildungsabschluss sicher in der Tasche und dann weiterlernen ist lockerer und stressfreier als eine Schule oder ein Studium abzubrechen.

Und weitermachen kann man nach einer Ausbildung heutzutage praktisch immer.

Wenn man das nicht kapiert ist nicht so schlimm. Wenn man aber trotzdem die Motivation hat und Durchhaltevermögen sich an das Problem immer wieder anzunähern, dann ist Schule weiter machen besser.

Wer nie Lust auf Lernen hat für den ist Ausbildung besser. Lernen muss man aber überall

Also wenn die Schule sich verändert, hast du eventuell Freude daran, ansonsten Ausbildung oder sonst was.

Gibt kaum einen Grund sich dermassen zu verbiegen oder gar zu brechen.

Mach was dich glücklich macht

Lg

Ausbildung

Ich denke, da hättest du es in einer Ausbildung leichter. Du musst zwar dort auch lernen, aber nicht soviel wie in der Schule.

Auch in der Ausbildung musst du viel lernen ...

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – ehemaliger Abiturient

Satiharu  02.09.2021, 21:04

Na hoffentlich! Ich denke jetzt einfach mal ganz frech, dass die Rede von Theorie war (rumsitzen & Zahlen und Buchstaben auswendig lernen), während man in der "Ausbildung" hauptsächlich praktische Dinge lernt. (:
Evt kommt's aber auch auf die Art der Ausbildung an.

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Qimpsotmarpf  02.09.2021, 21:20

In einer Ausbildung lernt man allerdings mehr Sache, die einen konkreten Praxisbezug haben. Man lernt Dinge zu tun, die eher konkret und weniger abstrakt sind. Man lernt Dinge, die man gleich ausprobieren kann, sei es eine elektrische Schaltung bauen oder einen Rentenfall oder eine Steuersache bearbeiten. Man lernt etwas, das man dann auch relativ schnell tun kann.

Bei einem Studium lernt man viel Theorie, die erst einmal garnichts mit der Praxis zu tun hat und sehr abstrakt ist. Sagen wir mal in technischer Informatik oder höherer Mathematik verrenkst Du Dir den Kopf, hast aber nie etwas, das Du in der Praxis tun kannst. Aber es ist trotzdem eine gute Denkschule für Berufe, wo man in komplexen Situationen nichtstandardisierte Problemstellungen lösen muss, wo es darauf ankommt aus vielen Details aus allen möglichen Richtungen auf genau den Kern einer Sache zu abstrahieren.

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