Wenn man einen Autisten kennt, kennt man einen Autisten?

Das Ergebnis basiert auf 13 Abstimmungen

Folgende Erfahrungen: 85%
Keine Erfahrungen, aber... 15%

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Folgende Erfahrungen:

Der Spruch ist völlig korrekt.

Genauso könnte man auch sagen: "Kennst du eine neurotypische Person, kennst du eine neurotypische Person". Wir Autisten sind genauso individuell. Selbstverständlich haben wir hier und da unsere Ähnlichkeiten - sonst wären wir keine Autisten -, aber genauso ist das auch bei neurotypischen Leuten.

Kennst du einen Autisten, kennst du einen Autisten und du kannst deine Erfahrung(en) mit diesem einen Autisten - seien sie nun positiv oder negativ - nicht auf alle Autisten übertragen.

Und ich bin froh, dass Leute diesen Spruch benutzen. Ich habe nur manchmal das Gefühl, manche Leute verstehen ihn noch immer etwas falsch ... Denn der Spruch bedeutet nicht, dass es Autisten gibt, die "weniger autistisch" sind als andere Autisten oder dass Autismus in verschiedene Schweregrade einzustufen ist. Ich mag den Artikel sehr, da er das gut erklärt: https://neuroclastic.com/its-a-spectrum-doesnt-mean-what-you-think/

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
Folgende Erfahrungen:

Ich stimme dem Satz zu.

Autismus ist ein Spektrum, es fällt oft unterschiedlich 'stark' aus, dazu die Individualität eines jeden Menschen.

Autisten sind nicht alle gleich. Manchen merkt man es auch gar nicht richtig an.


larisbula 
Fragesteller
 09.12.2023, 20:04

Eigentlich wie bei neurotypische Menschen: Der Mensch ist ein Individuum, unabhängig vom Autismus.

6

Kann ich nur zustimmen, zwar haben wir Autisten oftmals viele Ähnlichkeiten - schließlich erfüllen wir ja gewisse Diagnosekriterien, um überhaupt das "Label" Autist/Autistin zu bekommen.

Dennoch muss man dazu sagen, dass neurotypische Menschen ebenfalls bestimmte Ähnlichkeiten haben (z.B. sich mit anderen "einfach so" zu treffen, ohne unbedingt gleich über irgendwelche Sachthemen groß zu reden oder schauen ihr Gegenüber ganz intuitiv in die Augen).

Am Ende finde ich jedoch, dass JEDER Mensch ein Individuum ist und somit unterschiedliche Wertvorstellungen, Ziele, Interessen usw. hat (ganz egal ob Autist oder vom Neurotyp). Das sehen wir schon daran, dass sich nicht jeder Autist für Mathematik oder Informatik interessiert, sondern prinzipiell jedes Thema als Spezialinteresse vorkommen kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – bin diagnostizierter Autist
Keine Erfahrungen, aber...

Ich kenne mich und erinnere mich an Zeiten, in denen niemand, absolut niemand über Autisten, Autismus sprach, und daß sich es bei den "Betroffenen" um Kranke handele. Das kam alles erst vor einigen Jahren auf.

Erfahren habe ich auf meinem Weg durch den Behördendschungel, ein erträgliches Einkommen zu erhalten, mich der Gesellschaft nützlich zu erweisen, unter der Berücksichtigung, daß ich nichts körperlich schweres vollbringen kann, eine diskreditierende Behandlungsweise, die darauf abzielte, mich an eine Psychologin zu verweisen (so die klare, präzise, nicht fehlzudeutende Aussage eines untersuchenden Amtsarztes; und es war sogar eine ganz bestimmte Psychologin) ... mich als geistig entartet darzustellen.

Was die Psychologin am wahrscheinlichsten diagnostiziert hätte, kann man sich leicht ausmalen. Autist, Asperger, wie auch immer ... das Kind muß bei einem griffigen Namen benannt sein, um es in den Griff kriegen zu können. Diagnostizieren kann man alles, denn letzten Endes ist jeder krank und braucht eine Therapie ... dummerweise ist das dafür zuständige Personal nicht in der geistigen Verfassung, die Meßlatte bei sich selbst anzulegen.

Die oft genannten Symptome, z. B. kein Gespür für die Gefühle anderer, das ist etwas, das ich kenne. Das ist nicht ungesund. Ungesund ist das Theater, das die "Kinder der Zeit" deswegen machen. Früher war das kein Thema, es interessierte nicht und niemand wurde deswegen diskreditiert. Diskreditiert wurde man deswegen, daß man kein Interesse zeigte, ein guter Jung-/Thälmannpionier zu sein, den Sozialismus aufzubauen. Ist das nicht krank?

Folgende Erfahrungen:

Ich bin selbs Autist, habe einen anderen diagnostizierten Verwandten und weitere mit Verdacht und bin mit mehreren autistischen/vermutlich autistischen Personen befreundet.

Wir sind alles verschiedene und individuelle Menschen. Wir ähneln uns zwar teilweise ziemlich, aber wenn das nicht der Fall wäre, würden wir uns bestimmt weniger gut verstehen und wären daher auch weniger eng befreundet. Es gibt natürlich auch autistische Personen, die extrem anders sind als ich.

Und auch meine Verwandten, die ja immerhin Gene mit mir teilen, haben m.u. ganz andere Eigenschaften, Interessen und Schwierigkeiten im Leben.

Insofern, ja, ich stimme dem Spruch zu. Wir sind ja schließlich keine Klone, bloß weil wir nicht neurotypisch sind (und selbst wenn, sie Sozialisierung spielt ja auch eine Rolle).