Wenn man 0,65 ml Zitronensaft mit einem PH-Wert von 2,0 in 500 ml Wasser mit einem PH-Wert von 7,0 auflöst, wie hoch ist dann der PH-Wert der fertigen Lösung?

2 Antworten

Da niemand eine Antwort gegeben hat, hole ich das jetzt hier&heute verspätet nach.

Zitronensäure ist eine dreibasige Säure mit den pKₐ-Werten 3.09, 4.75, und 5.41. Das macht die Rechnungen leider potentiell schwierig, weil die drei Säure­kon­stan­ten recht ähnlich sind und im pH-Bereiche zwischen 2.5 und 6 mindestens eine davon aktiv ist.

Zunächst müssen wir vom pH-Wert auf die Konzentration zurückrechnen. Wäre die Zitronensäure eine einbasige starke Säure wie HCl, dann könnte man einfach c=10⁻ᵖᴴ rechnen, aber leider ist sie das ja nicht. Deshalb muß man auf Massen­wir­kungs­gesetz zurückgreifen. In diesem Fall kriegt man bereits mit der einfachsten Formel, nämlich der für schwache Säuren pH=½(pK₁−lg(c₀)), was Brauchbares her­aus. Eine genauere Rechnung zeigt: Die Konzentration der Zitronensäure muß 0.133 mol/l be­tragen; dann tummeln sich in der Lösung 0.01 mol/l H₃O⁺ sowie 0.123 (92%) H₃Cit, 0.01 mol/l H₂Cit⁻ (7.5%), 0.000018 mol/l HCit²⁻ und verschwindend wenig Cit³⁻ herum.

Nun werden zu 0.65 ml Zitronensaft 500 ml Wasser dazugegossen; die Kon­zen­tra­tion der Zitronensäure sinkt von den ursprünglich 0.133 mol/l um den Faktor 0.65/500.65 auf 0.000172 mol/l ab, und der pH beträgt nur noch 3.79. Diesen pH kriegst Du mit der Formel für schwache Säuren nicht mehr richtig heraus; mit der für intermediäre Säuren geht es besser, nämlich pH=​−lg[ √(¼K₁²+K₁c₀) − ½K₁ ] = 3.84 — aber das stimmt im­mer noch nicht ganz, denn die letzten fünf Hundertstel kommen aus der zweiten Dis­so­zia­tions­stufe, die in dieser Formel gar nicht berück­sich­tigt ist. Im Gleichgewicht lie­gen 0.0000260 mol/l H₃Cit (15%), 0.000131 mol/l H₂Cit⁻ (76%), 0.0000145 HCit²⁻ (8.4%), 0.00000035 mol/l Cit³⁻ (0.2%) sowie 0.000161 mol/l H₃O⁺ vor.

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Wenn die Aufgabe nicht mit Zitronensäure, sondern mit Salzsäure oder einer ande­ren starken einbasigen Säure formuliert wäre, dann wäre die Lösung über den Zeh­ner­logarithmus des Verdünnungsfaktors zu berechnen gewesen 2+lg(500/0.65)=4.89. Das kann man also viel, viel, viel einfacher ausrechnen, aber es ist auch um mehr als eine pH-Einheit daneben.

Vermutlich mit dem Wissen Eures Unterrichts nicht zu lösen - es sei denn, unvollständige Dissoziation und pKs-Werte seien schon behandelt worden.

Grund: Wäre es eine starke Säure, so könnte man aus dem pH = 2 nicht nur die Konzentration an H₃O⁺ zu 10⁻² mol/l entnehmen, sondern wüsste auch, dass keine undissoziierte Säure vorhanden ist, die beim Verdünnen zusätzliche H₃O⁺ liefert.

Rechnen wir mit einer starken Säure, beispielsweise Salzsäure, dann beträgt die Konzentration nach dem Verdünnen (10⁻² mol/l) * (0,65 ml) / (500 ml) = ...

Ausrechnen kannst Du das selber, und wie man von der H₃O⁺-Konzentration auf den pH-Wert kommt sollte auch bekannt sein.

Eine schwache Säure liefert beim Verdünnen weitere H₃O⁺, so dass sie nach dem Verdünnen deutlich saurer ist als sie nach obiger Rechnung wäre. So ist Zitronensäure (pKs = 3,1) bei pH = 2 zu weniger als 10% dissoziiert, zusätzlich zu den 10⁻² mol/l H₃O⁺ schwimmen noch um die 10⁻¹ mol/l undissoziierte Säure in der Lösung. Nach dem Verdünnen sind die weitgehend dissoziiert. Hinzu kommt, dass Zitronensäure mehr als ein Proton abspalten kann, was in diesem Beispiel aber zu vernachlässigen ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung