Wenn ein Kind aus einer Arbeiterfamilie in eine Akademikerfamilie adoptiert wird, würde es dann auch studieren?

19 Antworten

... aber nach der Linken funktioniert die Bildung ja nur nach dem Elternhaus, in dem aufwächst.

Diese von Dir aufgestellte Behauptung ist Unsinn. Das behaupten die Linken nicht.

Richtig ist aber, dass der Bildungserfolg statistisch signifikant vom Bildungsgrad der Eltern und deren Möglichkeiten, ihre Kinder zu fördern, abhängt. Dabei werden Kinder mit gleicher Intelligenz betrachtet. Darüber gibt es mehr als ausreichend wissenschaftliche Untersuchungen.

Würde ein Kind aus einer Arbeiterfamilie in einer Akademikerfamilie aufwachsen und dort behandelt werden wie die leiblichen Kinder auch, würde es bei gleicher Intelligenz ungleich größere Chancen haben zu studieren. Und das nicht nur wegen der tatsächlichen oder besseren Förderung, sondern auch wegen des besseren sozialen Status.


PeVau  15.06.2017, 12:36

Im letzten Satz hinter oder muss gehört noch ein vermeintlich.

Also: "Und das nicht nur wegen der tatsächlichen oder vermeintlich besseren Förderung, sondern auch wegen des besseren sozialen Status."

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Ich selbst komme aus einem reinen Arbeiterdorf (Bergleute und Hüttenarbeiter) und aus einer Arbeiterfamilie. In den 50er Jahren war es in der Tat noch oft so, dass die Herkunft stärker geprägt hat, wie der weitere Lebensweg verlaufen ist. Doch ich habe VWL studiert. Mein Freund, sein Vater war Bergmann, hat es über den 2. Bildungsweg bis zum Bankvorstand gebracht. Wenn demnächst wieder zum Klassentreffen (der Volksschule wohlgemerkt) eingeladen wird, gehe ich natürlich hin und da ist es egal, wer studiert hat und wer nicht. Die allermeisten haben ihren Weg gemacht und vielen geht es nicht besser und nicht schlechter als mir. Es ist eine gepflegte Illusion, dass man nur mit Studium weiterkommt. Alle, die außer mir Abi gemacht haben, waren Arbeiterkinder, mit Ausnahme eines Lehrersohns. Die Natur ist demokratischer als die Menschen, die verteilt Intelligenz nicht nach sozialem Stand. Und dass heute jemand aus einer Arbeiterfamilie keine Förderung bekommen kann, ist sehr unwahrscheinlich.

Interessante Frage.

Man muss einige Fallunterscheidungen machen, bzw. Prämissen setzen. Man kann eben nicht davon ausgehen, dass Arbeiter über weniger angeborene Intelligenz verfügen. Nur in einer optimalen Gesellschaft, in der jeder sich seit Generationen frei nach seinen Möglichkeiten entfalten kann, ist das so. In der jungen Bundesrepublik kurz nach dem zweiten Weltkrieg haben sehr viele Kinder aus Arbeiterfamilien den Aufstieg geschafft. Seit dem werden es aber immer weniger (die soziale Durchlässigkeit sinkt), eben weil immer mehr da angekommen sind, wo sie hingehören.

Reden wir besser nicht von Akademikern und Arbeitern sondern von Intelligenten und weniger Schlauen. Adoptivkinder bei intelligenten Eltern gibt es oft. Sie erreichen den Status ihrer Eltern in der Regel nicht, kommen aber später auch ohne die super Uni-Abschlüsse gut im Leben zurecht. 

Adoptivkinder, die intelligenter sind als ihre Zieheltern, sind schwerer zu finden. Es gibt sie aber. Auch einfache Menschen wünschen sich Kinder und können manchmal keine kriegen. Da sich solche Leute auch gut um ihre Kinder kümmern, das muss immer vorausgesetzt werden, schneiden diese Kinder später besser ab als ihre Adoptiveltern.

Ja, natürlich gibt es angeborene Intelligenz. Man kann sich drüber streiten, was Intelligenz überhaupt sein soll, wie hoch der angeborene Anteil dieser Intelligenz dann ist und wie man ihn fördern könnte, aber wegdiskutieren lässt er sich nicht. Schon gar nicht mir gegenüber, der Schulversager auf einen dann nachgeholten Abschluss vorbereitet. Man kann nicht jedem alles beibringen. Geht nicht.

 .    


giovanii 
Fragesteller
 15.06.2017, 10:52

Ja aber warum glauben das viele Linke?
Widerspricht das etwa den Lehren des Urkommunismus?

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FelixLingelbach  15.06.2017, 11:04
@giovanii

Das hat seinen Ursprung in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wie so vieles. Sozialisation ist alles, hieß es damals.

Aufklärung ist schlecht möglich, da man sofort als Rassist in die Nazi-Ecke gestellt wird, wenn man feststellt, dass bestimmte Volksgruppen schlauer sind als andere.

Also eine gute, umfassende Antwort kann ich dir nicht geben. Es scheint aber so zu sein, dass unsere Nazi-Vergangenheit einem sachlichen Umgang mit dem Thema entgegen steht. Im angelsächsischen Sprachraum ist man da weiter, auch in Norwegen z. B.:

http://www.dailymotion.com/video/xp0vbf_hjernevask-brainwashing-in-norway-english-part-2-the-parental-effect_news

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Menschen sind zu unterschiedlich um es mit einem klaren JA oder NEIN zu beantworten. Natürlich würde die neue Familie auf das Kind Einfluss haben, aber ob es dann auch diesen Weg aus eigener Überzeugung einschlagen würde kann man nicht wissen.

Je nach Adaptionsalter bekommt das Kind ja bereits einiges an Altlasten mit und wird sich wohl auch gedanklich mit anderem auseinander setzen als mit der Schulbildung.

Da spielen einfach zu viele Faktoren mit um das schwarz/weiß betrachten zu können. Eine Persönlichkeit entwickelt sich individuell, natürlich wirken Einflüsse von Außen aber inwiefern sie formen kann man nicht voraussagen.

Das lässt sich nicht sagen - der These nach würden Kinder aus "Arbeiterfamilien" ja auch nie studieren, was Unsinn ist.

Genauso gibt es Kinder aus Akademikerfamilien, die "nur" eine Ausbildung machen.
Und Familien bei denen das eine Kind studiert, das andere nicht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind studiert, steigt aber vermutlich mit dem Bildungsstand der Familie, in der es aufwächst - weil eben auch eine ganz andere Motivation und Förderung dahinter steckt.