Welcher Philosoph bzw. welches Buch ist ein guter Einstieg in die Welt der Philosophie?

4 Antworten

Gleich eins vorweg. Pfoten weg vom Nietzsche. Wenn dann greife zum Kant oder Schopenhauer. Die verhalten sich wenigstens nicht wie Heraklit 2.0.

Der beste Einstieg in die Philosophie ist, wenn du dich z.B. stufenweise hocharbeitest (so habe ich es gemacht). Am besten du fängst an dich mit der antiken Philosophie zu beschäftigen, alias (die Klassiker) Platon, Aristoteles, Sokrates, usw. Danach kannst du dich in der zeitlichen Epoche hocharbeiten.

Als gutes Buch für den Einstieg in die Philosophie insgesamt kann ich dir dafür den Roman "Sofies Welt" von Jostein Gaarder empfehlen. Ein wirklich sehr schönes Buch, das die Geschichte der Philosophie durchwandert und damit auch alle Themen der Philosophie fast aller Epochen anspricht sowie natürlich auch was Philosophie eigentlich ist oder wie man zumindest andeuten kann, was sie ist.

Archiadler161  15.10.2020, 00:57

Wieso um alles in der Welt sollte er die Pfoten vom Nietzsche lassen. Das erspart ihm die zähen Marschgänge durch die Sümpfe der Aufklärer und Humanisten.

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Ringtheoretiker  15.10.2020, 18:20
@Archiadler161
Wieso um alles in der Welt sollte er die Pfoten vom Nietzsche lassen

Da der Nietzsche, wie auch viele andere nach ihm (darunter Hegel, Marx, Engels und andere "postmoderne" Philosophen (ich wage schon nicht mal den Namen Philosoph für diese Menschen in den Mund zu nehmen)), Sophisten und Dialektiker sind. Geübt in der Redekunst und im Schwafeln, aber wenig im Argumentieren und Begründen ihrer "Philosophie". Sie schimpfen sich ehemals den Kant widerlegt zu haben, wichen aber seinen Frage grundlegend aus (auch den erkenntnistheoretischen), indem sie sich einfach einen eigenen Sandkasten kreiert haben. Man dichtet ja dann solchen Philosophen gerne bei, dass man sie ja nur "richtig verstehen" müsse, aber das war auch schon der Trick des Heraklit. Möglichst "bahnbrechend" klingen während man eigentlich nur ein Modell verkauft, das wenig spektakulär ist. 

Statt Kants oder Schopenhauers Punkte bzgl. der Moral stufenweise zu widerlegen, sagt man (wie Nietzsche) halt einfach, dass man das ganze System stürzen müsste. Es wird gerne als bahnbrechend verkauft, aber ist doch nichts anderes als die Taube, die keine Regeln mag und deshalb lieber über das Schachbrett einen dicken Klumpen ablässt und sich selbst als Gewinner preist. Wenn man dann als Dialektiker geübt ist, kann man am Schluss dann sogar (scheinlogisch) rechtfertigen, dass man alle Schwachen beseitigen müsse oder das Moral grundsätzlich Gift für das Volk sei. Wohin das geführt hat, wissen wir. Der Nietzsche war Sophist und Dialektiker. Durch seinen Machtwahn scheint er von einigen Anhängern immer noch bewundert zu werden, dabei steht sein ganzes System auf wackeligem Fundament.

Das erspart ihm die zähen Marschgänge durch die Sümpfe der Aufklärer und Humanisten.

Sie meinen also man solle es dem Fragesteller ersparen, dass er sich mit vernünftiger Argumentation der Aufklärung (insbesondere Immanuel Kant, dessen Philosophie bis heute nicht korrekt widerlegt wurde, sondern man nur stümperhaft mit Gegenfragen konfrontierte oder eben ein anderes System zusammenbastelte) auseinandersetzt und stattdessen einen in Poesie schwafelnden Nietzsche, der förmlich den Übermenschen herbeisehnt, zuhören soll? Sie sind mir ja einer.

Aber das Sie sich als "Chauvinist" und "Sozialdarwinist" bezeichnen überrascht mich nicht; Sind es doch sehr viele kulthafte Nietzsche-Anhänger, die glauben sie seien die "prophezeiten" Übermenschen und diese seien grundsätzlich allen anderen überlegen. Daran merkt man schon, wie gefährlich dieser Schwachsinn Früchte getragen hat. Im Nationalsozialismus kam dann dieser "Übermensch"-Schwachsinn zum vollen Erstarken, mit all seinen gefährlichen Folgen. Und heute sehen wir es wieder im erstarkenden Nihilismus (dessen Gründer auch wieder der Nietzsche ist), weil man einfach alle moralischen Prinzipien über Bord geworfen hat.

Wer Nietzsche vertritt, der vertritt Anarchie und Chaos in der Welt. Denn Regeln und Gesetze brauchen wir, damit eine Gesellschaft funktionieren kann. Deshalb braucht es auch ein allgemeines Sittengesetz, wie den kategorischen Imperativ, um das Funktionieren zu gewährleisten. All diese Fundamente, die Kant aufgestellt hat, und durch die Vernunft von hinten bis vorne vollständig begründet und bewiesen hat, hatte der Nietzsche einfach "ignoriert", aber widerlegt hat er nichts. Und deshalb ist er gewiss kein ernstzunehmender Philosoph. In der Zeitgeschichte ist der Nietzsche vielleicht erwähnenswert, mehr aber auch nicht.

Was den Schopenhauer betrifft: Nun der Schopenhauer ist gewiss nicht so vernünftig wie Kant (und auch sein Weltwille ist nicht ausreichend begründet), da er zu oft in emotionale Bahnen hineinrutschte, dennoch ist der Schopenhauer eine gute Ergänzung zum Kant. Wer aber natürlich das richtige Handwerkzeug benötigt, der liest definitiv den Kant.

"Zähe Marschgänge" sind also eher heutzutage postmoderne "Philosophen" (Dialektiker oder Scheinlogiker trifft es eher), die die Moral relativieren, immer mehr moralisch fragwürdige Tätigkeiten mit "alles ist relativ" rechtfertigen, sich als Übermenschen bezeichnen, usw. Das Motto müsste heute lauten: "Zurück auf Kant". Denn das hat die Welt bitter nötig, ansonsten werden wir unweigerlich wieder chaotische Zustände haben.

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Bootred 
Fragesteller
 19.10.2020, 07:36
@Archiadler161

Ich bin eine sie lol

Aber zurück zum Thema: ich lese und schaue gern Medien von Jordan Peterson und er hat öfter Nietzsche erwähnt.

Und Sofies Welt habe ich sogar zu Hause. Als Einstieg wäre es also ideal, nehme ich an, da ich das Buch sowieso schon griffbereit habe.

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Ich würde nicht bei den alten Griechen anfangen. Lies doch lieber Originaltexte deutscher Philosophen, die teilweise auch in deren Tradition stehen. Mein erstes Buch in diese Richtung mit Mitte 20 waren die Aphorismen zur Lebensweisheit von Schopenhauer. Durch sein Gesamtwerk ist er auch mein Lieblingsphilosoph geworden, aber es gibt natürlich viele andere gute Autoren. Viele fangen auch mit Nietzsche an, wobei ich da den Einstieg deutlich schwerer finde. Auch die gute alte Stoa erlebt in den letzten Jahren einen Aufwind. Gerade auch durch populäre Autoren aus dem us-amerikanischen Raum. Am bekanntesten sind die Werke Mark Aurels, Senekas und Epiktets. Abraten würde ich von Sekundärliteratur. Zumindest am Anfang.

Empfehle dir als Einstieg "Philosophie in 30 Sekunden". Precht hat eine dreiteilige Reise von den Anfängen der Philosophie bis zu Moderne rausgebracht. Sehr interessant, aber man braucht Ausdauer beim Lesen.

Von Nietzsche's Werken rate ich Anfängern ab. Sind schwer verständlich ohne Vorwissen und ohne die Methodik zur Analyse. Ich persönlich mag Sartre und Schopenhauer sehr. Finde es aber besser, wenn du einfach mal rundum liest und auch von Autoren etwas mitnimmst, denen du konträr gegenüber stehst und in der Haltung wenig abgewinnen kannst.

Anam Cara eins der tollsten Bücher. Mir fällt leider gerade nicht der irische Autor ein. Einfach mal googeln.