Welchen Vorteil hat die kriechende Fortbewegung bei Reptilien?

2 Antworten

Aber worin liegt denn der Vorteil in dieser Fortbewegung? Warum ist diese im Laufe der Evolution entstanden?

Diese Fortbewegungsweise ist für Reptilien (aus evolutionsbiologischer Sicht gibt's "die Reptilien" übrigens gar nicht) die einzig mögliche. Die Evolution kann immer nur auf dem aufbauen, was schon da ist. Die Vorfahren der Landwirbeltiere waren im Wasser schwimmende Fische. Wenn man sich die Schwimmbewegungen eines Fisches einmal genauer ansieht, stellt man fest, dass die Bewegungen im Prinzip wie die schlängelnden Bewegungen einer Schlange aussehen. Dabei bewegt krümmt sich die Wirbelsäule abwechselnd zur linken und zur rechten Seite. Biologen nennen das auch latero-laterale Fortbewegungsweise.

Die Seitwärtsbewegung der Kriechtiere beim Laufen ist im Prinzip nichts anderes als die latero-laterale Schwimmbewegung, die sie von ihren Fischvorfahren übernommen haben. Besonders effizient ist das an Land nicht unbedingt. Aber Kriechtiere sind "Kaltblüter" und verbrauchen deshalb nur wenig Energie. Außerdem bewegen sie sich nur, wenn sie es unbedingt müssen. Deshalb ist diese vergleichsweise aufwändige Fortbewegungsweise für sie zu verschmerzen. Außerdem ist diese Fortbewegung für Kriechtiere die einzig mögliche, denn bedingt durch den Bau ihres Schulter- und Beckengürtels müssen sie ihre Arme und Beine vom Körper seitlich abgespreizt tragen.

Das änderte sich bei den Säugetieren, dafür waren aber große Umbauten im gesamten Bewegungsapparat notwendig. Bei Säugern bewegt sich die Wirbelsäule nicht mehr seitlich, sondern von oben (rückenwärts) nach unten (bauchwärts). Man nennt das auch dorso-ventrale Fortbewegung. Außerdem wurden Schulter- und Beckengürtel so umgebaut, dass die Gliedmaßen nicht mehr abgespreizt werden. Dafür drehten sich die Arme quasi nach hinten und nach innen, die Hinterbeine drehten sich hingegen nach vorne und nach innen. Das Ellbogengelenk zeigt dadurch nach hinten (schwanzwärts), das Kniegelenk nach vorne (kopfwärts) und die Beine werden nun mehr oder weniger direkt unter dem Rumpf getragen.

Die Fortbewegungsweise der Säuger ist viel besser an das Landleben angepasst und energiesparender. Sie ist unabhängig auch bei den Dinosauriern in ganz ähnlicher Weise entstanden und war wohl nur möglich, weil sowohl Säuger als auch Dinosaurier Warmblüter sind.

Übrigens: die Wale sind Säuger, die später wieder ins Wasser gegangen sind. Dabei haben sie wiederum ihr Erbe ihrer landlebenden Vorfahren mit ins Wasser nehmen müssen. Das heißt, dass sich bei Walen die Wirbelsäule weiterhin nach oben und unten krümmt. Genau das ist der Grund dafür, weshalb bei Walen die Schwanzflosse nicht seitlich im Wasser steht (wie bei Fischen), sondern horizontal. Die Evolution kann die Arten eben nicht immer optimal am Reißbrett entwerfen, sondern nur das variieren, was vorhanden ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Sie sind sehr leise und verursachen keine Erschütterungen. Dadurch können sie sich gut anschleichen

Jeta1222 
Fragesteller
 21.11.2022, 21:31

Hilft das auch bei der Fortbewegung im Wüstensand? Also als Anpassung an den Lebensraum?

0
LauwarmerKaffee  21.11.2022, 21:32
@Jeta1222

Ja, auch. Weniger Angriff für die Temperatur, wenn man sich unter der Oberfläche fortbewegen kann

0
Jeta1222 
Fragesteller
 21.11.2022, 21:36
@LauwarmerKaffee

Und damit sie sich unter der Oberfläche fortbewegen können ist die beste Lösung kriechen zu können?

1