Welche Beispiele aus der Realität fallen euch ein, die man auf das Höhlengleichnis von Platon anwenden könnte?

3 Antworten

Das beste Beispiel sind Politiker. Die halten ihre Phantasien auch für Realität und verweigern jedes genauere Nachschauen.

Diese Mythenerzählung ist wie viele Mythenerzählungen voller Risse und Brüche, die einzelnen Abschnitte passen nicht logisch zueinander, eigentlich eine Bildprojektion, eine Projektion von Visionen ohne inneren Zusammenhang, in der willkürlich die Perspektiven wechseln und man sich fragt, wer der Erzähler ist und woher er alles das wissen will. Im Grunde ist es eine religiöse Vorstellung und das Reine, das Geistige, das Ideale wird erzählend behauptet als Kontrast um Unreinen der realen Menschenwelt. Anteil am Vollkommenen zu haben schmeichelt den Unvollkommenen und was Wunder ist Platon der einzige antike Philosoph, den die Christen komplett überliefert haben, den sie in ihre Ideologie eingebaut haben. Die unvollkommene Welt haben sie in eine "sündige Welt" umgepolt und den Höhlenrand nahe der Sonne des vollkommenen Gottes in den Himmel. So wurde Platon über Jahrhunderte zum göttlichen Philosophen erhoben. Seine Gegenspieler wurden - wenn sie Glück hatten - bis auf klärgliche Reste geschrumpft, selbst ein Aristoteles kam nicht ganz ungeschoren davon. Das Höhlengleichnis ist die Vergöttlichung des menschlichen Geistes und selbst erklärte Materialisten wie Marx konnten es nicht lassen, ihr Ideal der Erlösung zumindest auf dieser Welt zu konstruieren. Moderne Höhlengleichnisse kommen in filmischer Gestalt und heißten dann MATRIX und man muss sich aus den Ketten des SYSTEMS befreien, um endlich in den Himmel der individuellen Freiheit aufsteigen zu können. Solche SYSTEM-Gläubige (Höhlenjünger modernerer Lesart) finden sich auch auf GF. Ob sie finden wollen die Sonne überm Rand der Höhle, den allmächtigen Gott, das ideale Ende der Geschichte (Hegel, Marx), den Stein der Weisen, den Zauberspruch zum Eingang in die erlöste Welt oder den Bund, mit dem man das SYSTEM knacken kann, immer träumt der Mensch vom erlösenden Ideal, das es zu erreichen gilt, auch wenn auf dem Weg dahin noch so viele Menschenleben auf der Strecke bleiben. Nicht der Mensch ist des Menschen Feind sondern des Menschen großherrliche Träume.